Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Gesellschaft
15.05.2025
15.05.2025 08:38 Uhr

Neuer Durchgangsplatz für Fahrende im «Merishuusertaal» eröffnet

Der neue Durchgangsplatz im «Merishuusertaal» für Fahrende der Schweiz.
Der neue Durchgangsplatz im «Merishuusertaal» für Fahrende der Schweiz. Bild: zVg. / Kanton Schaffhausen
Am 12. Mai, hat der neue Durchgangsplatz im «Merishuusertaal» für Fahrende der Schweiz seinen Betrieb aufgenommen. Der Platz bietet elf Stellplätze mit umfassender Infrastruktur, darunter separate Energiesäulen und einen funktional ausgestatteten Sanitärcontainer. Der Durchgangsplatz «Längenberg» kostet knapp eine Million Franken, wobei das Bundesamt für Kultur die Hälfte der Kosten, also eine halbe Million Franken, übernommen hat. Der Betrieb wird durch Tiefbau Schaffhausen sichergestellt.

Stand- und Durchgangsplätze sind unverzichtbare Infrastrukturen für die Fahrenden in der Schweiz. Ein Standplatz, der etwa 2'000 m² umfasst, dient dem stationären Aufenthalt, besonders während der Wintermonate. In diesen Gemeinden sind die Fahrenden ganzjährig gemeldet, und ihre Kinder besuchen dort die Schule. Im Gegensatz dazu ist ein Durchgangsplatz für den kurzfristigen Aufenthalt von bis zu 30 Tagen vorgesehen. Jeder Stellplatz auf einem Durchgangsplatz bietet etwa 100 m² Platz, ausreichend für einen Wohnwagen und einen Kleintransporter. Die Hauptreisezeit der Fahrenden erstreckt sich von März bis Oktober, was die Bedeutung von Durchgangsplätzen in diesen Monaten besonders hervorhebt. Eine bedarfsgerechte Infrastruktur fördert die gesellschaftliche Teilhabe der Fahrenden.

Weshalb der Kanton Schaffhausen einen Durchgangsplatz benötigt

Internationale und nationale Übereinkommen verpflichten die Schweizer Behörden, Fahrenden Halteplätze zur Verfügung zu stellen, um den Minderheitenschutz und das Diskriminierungsverbot zu gewährleisten und die kulturelle Vielfalt zu fördern. Seit 1998 anerkennt die Schweiz die Jenischen und Sinti als nationale Minderheiten, basierend auf dem Rahmenabkommen des Europarats. Diese Anerkennung verpflichtet die Schweiz, die besonderen Bedürfnisse dieser Minderheiten zu berücksichtigen und ihre gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Die Bereitstellung von Stand- und Durchgangsplätzen ist entscheidend für die wirtschaftliche Existenz und kulturelle Identität der Fahrenden, die als nationaler Wert anerkannt ist. Die Verantwortung dafür liegt bei den Kantonen. Im Kanton Schaffhausen wurde die Schaffung eines Durchgangsplatzes mit mindestens zehn Stellplätzen vorangetrieben, wobei der Kanton die Kosten dafür übernimmt, wie im kantonalen Richtplan von Dezember 2018 festgelegt. 

Standort im «Merishuusertaal» am geeignetsten

Seit 2016 wurden in Zusammenarbeit mit den Gemeinden im gesamten Kanton geeignete Flächen für einen Durchgangsplatz geprüft. Insgesamt konnten 17 potenzielle Standorte ermittelt werden. Ab 2022 konzentrierte sich die Evaluierung auf zehn ausgewählte Standorte, die einer umfassenden Analyse verschiedener Kriterien unterzogen wurden. Zu den Bewertungskriterien zählten unter anderem die Grundstücksfläche, die zwischen 1'500 und 3'000 m² liegen musste, um ausreichend Platz für mindestens 10 bis 15 Stellplätze zu bieten. Weitere Kriterien waren die Zonierung als Bauzone, die Erschliessung mit einem Anschluss an das übergeordnete Strassennetz und ein guter Zugang zu einer Hauptverkehrsstrasse. Bevorzugt wurden Grundstücke im Eigentum der öffentlichen Hand. Die Topografie sollte möglichst eben sein, und potenzielle Einschränkungen wie beispielsweise Abstände zu Gewässern oder Wäldern sowie belastete Standorte wurden als Ausschlusskriterien herangezogen. Von den zehn geprüften Standorten schnitt der Standort «Längenberg» im «Merishuusertaal» am besten ab.

Durchgangsplatz mit zeitgemässer Infrastruktur

Der Durchgangsplatz «Längenberg» erstreckt sich über 2.500 m² und bietet Platz für elf Stellplätze. Jeder Stellplatz ist mit einer separaten Energiesäule ausgestattet, die Strom- und Wasseranschlüsse bietet, sodass die Nutzer direkt am Stellplatz mit Elektrizität und Frischwasser versorgt werden. Für die sanitäre Infrastruktur steht ein funktional ausgestatteter Sanitärcontainer zur Verfügung, der eine barrierefreie Sanitäreinheit mit WC und Dusche für mobilitätseingeschränkte Personen, eine zusätzliche Dusche für die allgemeine Nutzung sowie ein Stehklo zur Entleerung der Fäkalienbehälter der Wohnwagen umfasst. Der Sanitärcontainer ist mit einem Wellblechdach überdeckt, das als Witterungsschutz für die sanitären Anlagen und den angrenzenden Arbeitsbereich dient und gleichzeitig als Tragkonstruktion für eine Photovoltaikanlage ausgelegt ist. Diese Photovoltaikanlage liefert Strom für den täglichen Verbrauch des Platzes und trägt zur nachhaltigen Energieversorgung bei.

Wie der Betrieb des Durchgangsplatzes funktioniert

Der Durchgangsplatz «Längenberg» steht Fahrenden der Schweiz ganzjährig rund um die Uhr zur Verfügung. Die maximale Aufenthaltsdauer beträgt 30 Tage, wobei eine erneute Nutzung nach einer Unterbrechung von einem Monat möglich ist. Die Bezahlung erfolgt bequem vor Ort über einen QR-Code mit Eingabe des Fahrzeugkennzeichens oder alternativ via Parkingpay-App. Es gilt eine verbindliche Platzordnung. Für die Instandhaltung des Platzes, der Infrastruktur sowie der Grünanlage ist Tiefbau Schaffhausen verantwortlich. Die Funktionstüchtigkeit der Infrastruktur wird durch regelmässige Kontrollen sichergestellt. Die Fahrenden sind für die Sauberkeit des Platzes verantwortlich, während die Sanitäranlagen einmal pro Woche durch eine externe Reinigungsfirma gereinigt werden. Tiefbau Schaffhausen führt zudem stichprobenartige Kontrollen durch.

Schaffhausen24, Originalmeldung Kanton Schaffhausen