Sexuell übertragbare Infektionen (STI) nehmen schweizweit, aber auch in Schaffhausen weiter deutlich zu. Besonders betroffen sind junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 34 Jahren, wie nationale und kantonale Erhebungen zeigen. Infektionen wie Chlamydien, Gonorrhö (Tripper) und Syphilis werden wieder häufiger diagnostiziert – eine Entwicklung, die sich auch lokal bemerkbar macht. Wie die «Schaffhauser Nachrichten» vergangene Woche berichteten, wurden gemäss Kantonsarzt Christoph Anders zwischen Jahresbeginn und Mitte April insgesamt 89 Fälle von verschiedenen sexuell übertragbaren Infektionen im Kanton Schaffhausen gemeldet.
Chlamydien auf dem Vormarsch
Gerade Chlamydieninfektionen sind in der Schweiz die am häufigsten gemeldeten STI. Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) wurden im Jahr 2022 über 13 000 Fälle registriert. Aktuelle Zahlen zeigen, dass seit Jahresbeginn bis Mitte April 3757 Chlamydienfälle gemeldet wurden, während es im gleichen Zeitraum des Vorjahres 4004 Fälle waren. Besonders häufig betroffen sind junge Erwachsene, wobei viele Infektionen symptomlos verlaufen und deshalb oft unbemerkt bleiben. Unbehandelt können Chlamydien bei Frauen zu Entzündungen der inneren Geschlechtsorgane und zu Unfruchtbarkeit führen, bei Männern unter anderem zu Harnröhren- oder Nebenhodenentzündungen.
Ein Blick nach Skandinavien zeigt: Länder wie Dänemark, Norwegen und Schweden verzeichnen europaweit die höchsten Melderaten. Dies ist jedoch vor allem auf die umfassenden Test- und Überwachungsprogramme zurückzuführen, die dort regelmässige Screenings fördern und so mehr Infektionen frühzeitig entdecken. Auch in der Schweiz wird verstärkt auf gezielte Testangebote gesetzt, um Krankheitsausbreitungen wirksam einzudämmen.
Weniger Angst, mehr Risiko
Sereina Caduff vom Verein für Jugendfragen, Prävention und Suchthilfe Schaffhausen (VJPS) sieht für die Zunahme mehrere Ursachen. Einerseits habe sich durch die Fortschritte in der HIV-Therapie und -Prävention der Fokus beim Safer Sex verändert. Während früher das Kondom das Symbol für den Schutz vor HIV war, stehe heute der sogenannte Safer-Sex-Check im Vordergrund: regelmässige STI-Tests zusätzlich zur Kondombenutzung als weitere Schutzmassnahme. «Wenn mehr getestet wird, kommen auch mehr Fälle zum Vorschein, die sonst nicht bemerkt worden wären», erklärt Caduff.