Inmitten der idyllischen Landschaft von Altdorf SH, am Fuss des Reiats, liegt eine ganz besondere Rebanlage: auf über 550 Meter über Meer – höher als viele Lagen in der Bündner Herrschaft – gedeihen über 430 Aren Reben in einer Terrassenlage. Diese stammt aus den 1970er-Jahren und zählt heute offiziell zur nördlichsten Rebparzelle der Schweiz.
Zukünftig mehr Weisswein?
Auf kalkhaltigem und lehmigem Boden wachsen dort verschiedene Weiss- und Rotweinsorten. Die besondere Lage und das milde Klima bieten ideale Voraussetzungen für charaktervolle Weine – vom Cabernet Dorsa bis zum Blauburgunder. Auch drei Weissweine hat Hübscher im Sortiment. «Damit bin ich noch nicht so stark vertreten», meint der Rebbauer. «Aber ich würde gerne einmal Chardonnay anbauen. Das ist eine meiner Lieblingssorten.» Doch das braucht Planung, Fläche und Geduld: Bis aus einer neu gepflanzten Rebe ein trinkfertiger Wein wird, vergehen etwa fünf Jahre.
Aus der Not wird Cognac
Neben den klassischen Sorten setzt Hübscher auch auf Innovation. Im Sortiment finden sich PIWI-Sorten – also pilzwiderstandsfähige Reben – wie Seyval Blanc, Muscaris, Cabernet Jura, Regent und Leon Milliot x Marechal Foch.
Sein neustes Produkt: ein eigener Cognac. «Der ist aus einer Not entstanden. Mir ist ein Rotwein vergessen gegangen. Den liess ich brennen und nach mehrjähriger Reifung im Barriquefass habe ich ihn abgefüllt.» Ob er bei der Kundschaft ankommt? «Ich bin gespannt!»
Vom Zimmermann zum Winzer
Dass er einmal im Rebberg statt auf dem Bau arbeiten würde, war nicht immer klar. «Ich lernte zuerst Zimmermann. Als ich dann im Militär weitermachen sollte, habe ich die Landwirtlehre angehängt – um das zu umgehen», erzählt der Weinproduzent mit einem Augenzwinkern. Doch im zweiten Lehrjahr, bei einem Weinbaubetrieb in Hallau, hats ihm «den Ärmel reingenommen».
2017 übernahm er schliesslich den Betrieb von Albert Fehr in Altdorf aber auch den heimischen in Thayngen. Seither lebt er vom Wein – unterstützt von seiner ganzen Familie. Die Mutter sorgt am «Tag der offenen Weinkeller» und an anderen Events für das leibliche Wohl, der Vater hilft ebenfalls im Rebberg mit und die Schwester ist mit einem 60-Prozent-Pensum im Betrieb angestellt.
Ein weiteres Standbein
Neben dem Weinbau und Ackerbau führt der Landwirt auch einen Getränkehandel in Thayngen. Möglich wurde dies, als die örtliche Landi ihre Tore schloss – ausgerechnet jenes Geschäft, dass sein Vater einst als Geschäftsführer geleitet hatte. «Die Gelegenheit war da, und ich habe zugepackt», erzählt Hübscher. Die Übernahme fiel jedoch unglücklich mit dem ersten Corona-Lockdown zusammen – ein denkbar schwieriger Start. Doch seither geht es stetig bergauf. Heute beliefert er Feste, Vereine und kleinere Events im ganzen Reiat und weiteren Umgebung mit Getränken aller Art.
Ein Fest für alle Sinne
Seit fünf Jahren macht Hübscher - Wein beim «Tag der offenen Weinkeller» mit. «Der Ansturm ist eigentlich immer gross, worüber wir uns sehr freuen. Da kann es dann bei der Essensausgabe schon mal zu Wartezeiten kommen. Ein Restaurant sind halt wir nicht», sagt er lachend.
Die Festbänke stehen auf dem Hofplatz, bei schlechtem Wetter wird der Gewölbekeller oder das heimelige Stübli geöffnet. Gut 100 Personen finden Platz bei Regenwetter, bei schönem Wetter einige mehr. Das kulinarische Angebot besteht aus Pulled Pork und Hamburger von Roland Meister, Durachs BBQ Sheriff, hausgemachter Rieslingsuppe und einem Kuchen- und Tortenbuffet.
Wein offiziell zertifiziert
Neu trägt Hübscher - Wein auch das Label «Naturpark». Darauf ist er besonders stolz. «Das bekommen nur Produkte, die den Naturpark Zertifizierungsprozess durchlaufen haben und in diesem hergestellt werden», erklärt er.
Wümmete mit Warteliste
Die Weinlese auf seinem Betrieb dauert insgesamt einen Monat – je nach Wetter und Planung mit der Kellerei. Und sie ist beliebt: «Ich habe so viele Helferinnen und Helfer, dass ich fast eine Warteliste führen könnte.» Kein Wunder – Teamgeist, Geselligkeit und feines Essen werden bei Hübschers grossgeschrieben.
Einladung in den Norden
Wer Hübscher - Wein und sein Handwerk erleben möchte, ist herzlich eingeladen am «Tag der offenen Weinkeller»: «Ich freue mich auf viele Gespräche, auf den Austausch mit den Leuten – und natürlich darauf, meine Weine präsentieren zu können.»