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Klettgau
22.04.2025

Eine schöne kleine Farm

Etwas vom Wertvollste am Besuch der kanadischen Farmer war der Austausch miteinander. Lilo Schlatter diskutiert rege mit einem Besucher.
Etwas vom Wertvollste am Besuch der kanadischen Farmer war der Austausch miteinander. Lilo Schlatter diskutiert rege mit einem Besucher. Bild: Marianne Stamm
Tulpen und Osterglocken blühen vor dem Bauernhaus. Ein wedelnder Hofhund, lustige Kälber auf frischem Stroh –just wie aus einem Bauernhof Bilderbuch. Die über 50 kanadischen Farmer aus der Provinz Ontario hätten sich keinen besseren Tag für einen Besuch auf dem Hof von Roman Schlatter aussuchen können.

Der Familienbetrieb am Rande von Beringen SH ist ein Musterbetrieb für Schweizer Verhältnissen. Im hellen und luftigen Offenstall stehen rund 200 Mastrinder. Gut 50 Aufzuchtkälber liegen und spielen im sauberen Stroh in grossen Buchten. Das Tierwohl wird hier grossgeschrieben. Gefüttert wird möglichst aus eigenem Anbau.

«Auf diesen Besuch habe ich mich schon lange gefreut!» schwärmt ein älterer Farmer. Es war der letzte Halt ihrer 14-tägigen Europareise. Obwohl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle Farmer sind oder einen Bezug zur Landwirtschaft haben, war dies der erste und einzige Halt auf einem Bauernhof. In den Niederlanden besuchten sie den grössten Tulpenzüchter, in Deutschland die Horsch und Deutz-Fahr Fabriken und das ehemalige Dachau Konzentrationslager. Ganz begeistert erzählen alle von der Fahrt mit dem Glacier Express durch die Schweizer Alpen, besonders die grandiose Aussicht vom Gornergrat auf das Matterhorn.

 

Komplizierte Welt

Die Farmer werden in zwei Gruppen aufgeteilt, eine folgt Roman Schlatter zur Betriebsbesichtigung, übersetzt wird er wo nötig von Catherine Alder, welche längere Zeit in Kanada wohnte. Die andere bleibt bei Walter Rahm in der Maschinenhalle. Walter war selbst etwa zwei Jahre Farmer in Ontario.

Er versucht, einen Überblick über die komplizierte Welt der Schweizer Gesetzgebung und der Verordnungen über die Landwirtschaft zu geben. In der Schweiz – anders als in Kanada – ist der Schutz landwirtschaftlicher Betriebe in der Verfassung verankert. Ein Vater, dessen Sohn den Hof übernehmen möchte, kann ihm den Betrieb nicht einfach zum Markpreis verkaufen. Die nächste Generation soll die Möglichkeit haben, weiterzumachen.

«Der Boden in der Schweiz ist ein Darlehen an uns Bauernfamilien. Wir dürfen ihn bearbeiten und unseren Kindern weitergeben», erzählt Walter Rahm. Auch die Ernährungssicherheit ist in der Verfassung verankert. Die Agrarpolitik in der Schweiz sei immer noch stark beeinflusst von der Zeit des zweiten Weltkriegs, als Nahrung knapp und die Grenze geschlossen war. Eine Frau stellt fest, «Solche Zeiten kannten wir in Kanada halt nie.»

Der «Jööö» Effekt ist gross bei den Kälbern. Bild: Marianne Stamm

Keine Spekulationen

Dass mit Landwirtschaftsland nicht spekuliert werden kann, hat den Kanadiern Eindruck gemacht. Sie erleben es anders, einige von ihnen haben Land nahe an Städten, die aus den Nähten platzen. Die Häuser rücken immer näher, Boden wird teuer verkauft. Ihre Kinder haben keine Chance mit den Preisen mitzuhalten.

Was den Kanadier wiederum gar nicht gefällt ist, dass mit der Subventionsvergabe bis 65 Jahre den Schweizer Bauern faktisch eine Altersgrenze zur Bewirtschaftung gesetzt wird. «Ich bin 67 und will noch lange Farmer bleiben!» ruft ein Farmer. «Es soll doch niemand sagen können, ich muss aufhören!»

Überhaupt empfinden die Farmer die vielen Gesetze und Verordnungen, welche den Schweizer Bauern auferlegt werden, als ein Zuviel. «Es ist schön hier aber wir möchten nicht mit euch tauschen», fasst ein Farmer zusammen.

 

Fazit der Gäste

«Ich beobachte, dass was in der europäischen Landwirtschaft geschieht, sich mit der Zeit immer zu uns nach Kanada ausbreitet», fasst ein Teilnehmer zusammen. Er spricht vorwiegend die vermehrten Vorschriften an. «Was ich mitnehme ist, dass die Sorgen der Bauern die Gleichen sind auf der ganzen Welt.» 

«It’s a beautiful little Farm», meint abschliessend ein Farmer. Und entschuldigt sich als bald, er wolle nicht abwertend klingen.

Schaffhausen24, Originalmeldung Schaffhauser Bauer, Marianne Stamm