Wie der Hochrhein leidet auch die Elbe häufig unter Niedrigwasser, seltener unter Hochwasser. Der geringe Tiefgang der Raddampfer ist – nebst ihrer touristischen Attraktivität – ein Hauptgrund für ihre Beibehaltung. Die zwischen 1879 und 1929 gebauten Schiffe sind trotz ihres Alters schneller und effizienter als die beiden 1994 erbauten Motorschiffe. Doch wie kann es sein, dass sehr alte Dampfschiffe mit vermeintlich schlechtem Wirkungsgrad weniger Brennstoff verbrauchen als sogenannte moderne Motorschiffe? Das Geheimnis liegt in der strömungsgünstigen Bauform der Raddampfer. Aufgrund der seitlichen Schaufelräder wirken sie zwar breit, doch der für den Strömungswiderstand entscheidende, das Wasser durchpflügende Schiffskörper ist extrem schlank. «Länge läuft» – so lautet ein bekanntes Sprichwort im Schiffbau. Gemeint ist das Verhältnis zwischen der wasserberührten Schiffslänge und der Breite. Am extremsten zeigt sich das bei Ruder-Rennbooten: Ein Achter mit Steuermann erreicht ein Verhältnis von 20 zu 1. Die besonders strömungsgünstigen Elbe-Raddampfer liegen bei 10 zu 1, die Elbe-Motorschiffe bei 7 zu 1. Die Motorschiffe der Untersee und Rhein Schifffahrt (URh) schneiden mit einem Verhältnis von 5 zu 1 deutlich schlechter ab.
Weniger PS, dafür mehr Tempo
Um den höheren Strömungswiderstand zu überwinden, benötigen Motorschiffe stärkere Antriebe. So leisten die Dampfmaschinen der Raddampfer Dresden und Leipzig lediglich 350 PS, während bei den Motorschiffen August der Starke und Gräfin Cosel je 920 PS installiert sind. Alle vier Schiffe sind für 600 Passagiere zugelassen. Trotz der deutlich geringeren Antriebsleistung sind die Raddampfer merklich schneller als die Motorschiffe, die im Dampfschifffahrplan nicht mithalten können. Der Vorteil des geringeren Strömungswiderstands wirkt sich zudem positiv auf den Tiefgang aus, da kleinere Antriebsanlagen leichter sind und die Schiffsstruktur weniger belasten. Leichtere Schiffe haben automatisch einen geringeren Tiefgang.
Schrauben brauchen mehr Abstand
Konkret liegt der Tiefgang der Elbe-Raddampfer zwischen 78 und 88 Zentimeter, jener der Elbe-Motorschiffe bei 95 Zentimeter. Die Motorschiffe der Untersee und Rhein Schifffahrt (URh) erreichen bei leerem Schiff einen Tiefgang von 110 bis 120 Zentimeter. Im Gegensatz zu Schaufelrädern erzeugen Schiffsschrauben eine Sogwirkung, die bei zu geringem Abstand zur Flusssohle Schäden anrichten kann – sowohl an der Sohle als auch an den Schrauben. Deshalb muss bei Schraubenantrieben zusätzlich ein Sicherheitsabstand von rund 40 Zentimeter einkalkuliert werden, wenn man die Flusssohle nicht gefährden will.