Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Freizeit
16.04.2025

Knipsmoment

Nici Peter ist Redaktorin bei dem Schaffhauser Bauer.
Nici Peter ist Redaktorin bei dem Schaffhauser Bauer. Bild: zVg.
Nici Peter schreibt in der Kolumne Hof-Gezwitscher über ihre Foto-Erlebnisse von letzter Woche.

Da kam ich vor einigen Tagen bei einem meiner «Kopf-verlüften-Läufe» aus dem Wald heraus, und mir bot sich ein herrlicher Anblick: Sage und schreibe neun Rehe weideten auf dem Feld, gleich nach dem Waldrand – im Hintergrund der orangefarbene Sonnenuntergang. Ich zückte kurzerhand mein Handy und wollte die schöne Szenerie festhalten. Natürlich merkten dies die scheuen Tiere, und bis ich bereit fürs Foto war, stoben sie wild durcheinander zurück in den Wald. Na gut, ich gab mich mit dem Feld zufrieden und fotografierte es – mit der schönen Sonne, die langsam am Verschwinden war. Zu Hause angekommen, wollte ich wissen, was ich da festgehalten hatte. Denn wenn ich ein Bild als «Foto der Woche» in die Zeitung stelle, möchte ich auch wissen, was es genau ist. Denn für mich sah es aus wie Gras. Meinen GG (Göttergatten) kann ich in beruflichen Dingen nicht fragen – er ist gelernter Maurer und hat bei landwirtschaftlichen Themen fast genauso viel Ahnung wie ich. Also schickte ich das Foto dem Bauern meines Vertrauens mit der Frage, was genau auf dem Feld wachse. Der Bauer meines Vertrauens ist die gute Seele, die mir jederzeit meine Fragen beantwortet, meine Texte liest, wenn ich inhaltlich unsicher bin – eigentlich mein ganz persönliches Wikipedia. Kurz nachdem ich ihm das Foto geschickt hatte, kam auch schon eine Antwort – nämlich die Frage, wo ich dies fotografiert hätte. Wir schrieben hin und her, und es stellte sich heraus, dass ich tatsächlich das Weizenfeld des besagten Bauern bildlich festgehalten hatte. Ich erzählte ihm von meiner tierischen Begegnung – und davon, dass die Rehe sein Feld als abendlichen Snack genutzt hätten. Natürlich war er darüber nicht gerade erfreut. Ein paar Tage später: selber Ort, selbes Feld. Dieses Mal waren es nur vier Rehe, die sich darauf gütlich taten. Ich lief dem Feld entlang, suchte die beste Stelle für ein Foto – als ein Töffli des Weges kam. Der Jugendliche stieg einige Meter entfernt ab, stellte das Töffli in Pose und fotografierte es mit dem wunderschönen Sonnenuntergang im Hintergrund. Ganz ehrlich – ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen: Ich, kniend am Feldrand, den Weizen vor mir – wenige Meter entfernt der Jugendliche mit seinem Töffli. Wie sich die Perspektiven im Laufe der Zeit doch ändern.

Schaffhausen24, Originalmeldung Schaffhauser Bauer, Nici Peter