Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Kultur
15.04.2025

Wird sich die Kammgarn neu erfinden?

Pascal Bührer vom KiK zwischen Baustelle und Kammgarn-Terrasse. In welche Richtung geht die Zukunft der Kulturstätte? Ein Transformationsprozess soll Aufschluss geben.
Pascal Bührer vom KiK zwischen Baustelle und Kammgarn-Terrasse. In welche Richtung geht die Zukunft der Kulturstätte? Ein Transformationsprozess soll Aufschluss geben. Bild: Ronny Bien
Seit Mitte der 1980er-Jahre ist das Kammgarnareal in der Obhut von Kunst- und Kulturschaffenden. Nun soll eine Umfrage den Anstoss geben, um die Zukunft zu weisen.

Seit der Schliessung 1979 der Schoeller Textil AG und dem späteren Erwerb der Stadt Schaffhausen ist die Kammgarn zur Kulturinsel der Munotstadt geworden. Die «Hallen für neue Kunst», «Vebikus», «Brot und Spiele» – so etwas wie ein Vorgänger der «TapTab»-Organisation – sowie «KaKoo» leisteten in den Anfängen der 1980er-Jahre mit viel Engagement Pionierarbeit. Nach einer verlorenen Abstimmung über einen Sanierungskredit formierte sich 1995 aus einer Arbeitsgruppe die IG Kammgarn mit dem KiK (Kultur im Kammgarn), dem Vebikus und TapTab. Der Umbau des Gebäudes erfolgte nahezu ausschliesslich über private Finanzierung. Zwei Jahre später zügelten die Kammgarn-Konzerte von den oberen Stockwerken ins Parterre, zeitgleich erschien das TapTab in neuem Gewand. Seither gehört die Kammgarn seit bald 27 Jahren zum festen Bestandteil der Schaffhauser Kulturszene. Sowohl aufstrebende Newcomer als auch etablierte Stars erklommen die legendäre Wendeltreppe hinter der Bühne. Discos, Märkte, Lesungen, Theater – kaum ein Format, das in der Aktionshalle nicht schon stattgefunden hätte. Auch die Kammgarn Beiz war über Jahre hinweg ein kulinarischer Treffpunkt, geschätzt von Gästen aus der ganzen Schweiz und Süddeutschland. Die Verbindung von Kultur und Gastronomie schuf einen idyllischen Begegnungsort – eine Art Wohnzimmer der Kulturszene. Veranstaltungen mit bekannten Bands wechselten sich ab mit lokalen Kultanlässen, Diskussionen oder Clubnächten.

Beiz zu – Bar eröffnet

2018 wurde der Kammgarn-Westflügel zur Zwischennutzung freigegeben, ehe die Stadt zwei Jahre später ihre Pläne zur Neugestaltung des Areals vorstellte. Geplant sind ein neuer Stadtpark mit Tiefgarage, der Einzug der Pädagogischen Hochschule sowie der Kantonsbibliothek – und ab Ende 2026 im Westteil auch ein innovatives Gastrokonzept auf 230 Quadratmetern. «Als wir erstmals die Dimensionen wahrnahmen, war das plakativ gesehen schon ein kleiner Schock – auch wenn wir wussten, dass etwas Grösseres kommen würde», erinnert sich Pascal Bührer vom KiK. Gemeinsam mit der Genossenschaft Kammgarn Beiz entschied man sich, den Betrieb per Ende April 2024 vorübergehend zu schliessen, um ihn wenig später als Kammgarn Bar in neuer Form zu eröffnen. Mit bescheidenen Mitteln wurde aus dem Restaurant eine stilvolle Location mit Fokus auf regionale Getränke und ein kleines Foodangebot. «Vielleicht können wir mit dem neuen Konzept wachsen, allerdings befinden wir uns aber noch in der Findungsphase», sagt Bührer. Die Bar will niederschwellig sein, offen für verschiedene Zielgruppen, ein Ort zum Verweilen, aber auch für spontane Gespräche oder kleine Veranstaltungen. Ziel sei es, das Angebot schrittweise dem Publikum und der Situation entsprechend auszubauen.

Pascal Bührer vom KiK lanciert einen «Change-Prozess» mit Umfrage. Bild: Ronny Bien

Mit Umfrage Prozess einläuten

Baustelle, Gastrokonzept, neues Klientel – all das könnte auch eine Chance sein, sich kulturell und gastronomisch neu zu erfinden. An Ideen mangelt es nicht. «Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um in einem Transformationsprozess die Bedürfnisse der Bevölkerung zu erheben, aber auch Strukturen zu hinterfragen», so Bührer. Ermöglicht wird das Vorhaben durch die Unterstützung der Jakob und Emma Windler-Stiftung, welche dem KiK erlaubt, die Erhebung bis Ende 2026 mit externer Begleitung abzuschliessen. Wie können bestehende und neue Synergien mit Nachbarn und Mitstreitern optimiert und welche Schlüsse für das kulturelle Leben dabei gezogen werden? Und grundsätzlicher: Soll sich die Kammgarn neu konstituieren? Auch ihre Rolle als kulturelle Drehscheibe wird kritisch reflektiert. Wie können neue Formate, Partnerschaften oder eine stärkere Öffnung für jüngere Generationen aussehen? «Es geht darum, eine richtungsweisende Struktur zu schaffen, die prägend für die kulturelle Zukunft Schaffhausens sein könnte», sagt Bührer – und blickt gespannt auf die Rückmeldungen. Die Kammgarn will ein Ort bleiben, an dem sich Stadtgesellschaft kulturell spiegelt – mit all ihren Ideen und Perspektiven.

Auf die Kammgarn-Umfrage kann entweder via QR-Code (rechts) zugegriffen werden oder direkt über den folgenden Link zur Website: kammgarn.ch/umfrage Bild: zVg.

Auf die Kammgarn-Umfrage kann entweder via QR-Code (oben) zugegriffen werden oder direkt über den folgenden Link zur Website:

Hier geht es zur Umfrage

Ronny Bien, Schaffhausen24