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Umwelt
08.04.2025
09.04.2025 10:15 Uhr

Das Essen belastet die Umwelt stark

Fabienne Spahn schätzt Spaziergänge in der Natur und am Rhein ungemein.
Fabienne Spahn schätzt Spaziergänge in der Natur und am Rhein ungemein. Bild: zVg.
Die Ernährung ist das diesjährige Schwerpunktthema des WWF Schaffhausen. Dazu organisiert die hiesige Sektion am 10. April einen Themenabend mit Referat und Podiumsdiskussion zu «nachhaltiger Ernährung». In diesem Zusammenhang tauschte sich der «Bock» mit dessen Präsidentin aus.

«Wir essen und trinken jeden Tag. Somit können wir auch täglich etwas für die Umwelt tun. Ein Drittel der konsumbedingten Umweltbelastungen geht auf das Konto unseres Essens», klärt die 31-jährige Fabienne Spahn aus Dachsen, Präsidentin der WWF-Sektion Schaffhausen, auf und führt weiter aus: «Der Hauptverursacher ist dabei die Produktion. Verpackung, Transport, Lagerung, Zubereitung und Entsorgung fallen in der Regel deutlich weniger ins Gewicht.»

Eine gesunde Ernährung für Mensch und Klima bestehe etwa zur Hälfte aus Gemüse und Obst und zur anderen Hälfte aus Vollkorn, pflanzlichen Eiweissquellen, ungesättigten Pflanzenölen und geringen Mengen an tierischen Proteinen – also Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier. Dabei solle der Fokus auf einheimischen und saisonalen Produkten liegen. Nur so könne gewährleistet werden, dass diese weder per Flugzeug zu uns gelangen noch aus fossil geheizten Gewächshäusern stammen.

In der Schweiz vermeidbar: Fast drei Millionen Tonnen Food Waste

«Wenn wir unsere Ernährung umweltfreundlicher gestalten wollen, erreichen wir dies durch die Anpassung unserer Gewohnheiten», so Spahn, welche nach ihrem ETH-Biologiestudium an verschiedenen Orten in der Umweltbildung gearbeitet hat. An erster Stelle sei die Umstellung von tierischer auf vorwiegend pflanzliche Ernährung. Nicht minder wichtig: Lebensmittelverschwendung vermeiden. Der Kauf von Bio- anstelle herkömmlicher Produkte helfe ebenfalls, die Weichen neu zu stellen. Und wie bereits erwähnt, gehöre zu einer umweltfreundlichen Gestaltung des eigenen Essverhaltens lokale und saisonale Einkäufe. «Es ist klar, dass eine nachhaltige Umstellung der Ernährungsgewohnheiten Zeit braucht, und dass Werte wie Genuss, Bequemlichkeit und Gesundheit dafür zentral sind.» Gerade deshalb mache es Sinn, die Umstellung entspannt anzugehen, neues auszuprobieren sowie sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Für die Hälfte der Umweltbelastung der Ernährung in der Schweiz sei die Herstellung von Fleisch, Milch, Käse und Eiern verantwortlich. Sehr relevant und deshalb unbedingt nochmals separat zu erwähnen, seien die grossen und unnötigen Lebensmittelverluste. «Pro Jahr entstehen in der Schweiz, gemäss Zahlen des Bundes, fast drei Millionen Tonnen vermeidbarer Food Waste. Das entspricht einem Drittel der für unser Land produzierten Nahrungsmitteln», so Spahn. «Das ist nicht nur moralisch bedenklich, sondern hat die sinnlose Verschwendung von wichtigen Ressourcen, wie Ackerland, Wasser und Energie zur Folge.»

«Ein Drittel der konsumbedingten Umweltbelastungen geht auf das Konto unseres Essens.»
Fabienne Spahn, Präsidentin WWF Schaffhausen und Museumspädagogin

Fleisch oder nicht Fleisch, das ist hier die Frage

Basierend auf der Lebensmittelpyramide besagen die Schweizer Ernährungs­empfehlungen, stets mit Blick auf die Gesundheit, den Konsum von Fleisch auf zwei- bis dreimal pro Woche, respektive 300 Gramm, zu beschränken. Das entspricht circa einem Drittel des heutigen Durchschnittkonsum. «Viele Krankheitsbilder werden durch zu hohen Fleischkonsum verschlimmert oder gar mitverursacht. Dazu gehören Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.» Aber auch im Hinblick auf die Umwelt lohne es sich, tierische Proteine nur in kleinem Masse zu sich zu nehmen. Stelle eine Schweizerin oder ein Schweizer, mit einem durchschnittlichen Fleischkonsum, auf vegetarische Ernährung um, verkleinere sich der «Ernährungs-Fussabdruck» um circa 25 Prozent. Handle es sich um eine komplette Umstellung auf vegane Speisen, reduziere sich der Fussabdruck sogar um 35 bis 40 Prozent. «Das heisst natürlich nicht, dass nun alle Fleisch aus dem Speiseplan verbannen müssen. Das zentrale Ziel ist dessen Reduzierung», merkt die Präsidentin des WWF Schaffhausen an.

Verbesserungen beginnen zu Hause

Pro Person würden tagtäglich 300 Gramm an ungenutzten Nahrungsmitteln im Abfall landen – fast eine vollständige Mahlzeit. Das entspreche einem Drittel der für die Schweiz produzierten Esswaren. «Im Schnitt wirft jeder Schweizer Haushalt pro Jahr Lebensmittel im Wert von mehr als 600 Franken einfach weg.» 

Der Verlust habe seinen Ursprung bereits auf dem Feld, wenn die angebauten Produkte die hohen Qualitätsstandards nicht erreichen. Spätestens aber im Laden tragen Produkte, welche das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, dazu bei, dass eigentlich noch gute Lebensmittel entsorgt werden müssen. «Die grössten Lebensmittelverluste, rund 40 Prozent, fallen am Schluss bei den Endkonsumenten an», hält die WWF Schaffhausen Präsidentin fest. Dem könne jeder Einzelne mit bewussterem Einkaufen entgegenwirken. Aber auch mit dem Essen, von noch nicht lange abgelaufenen Speisen, die meistens noch einwandfrei sind, könne zur Wende beigetragen werden.

WWF setzt sich ein und klärt auf

Auf das Schwerpunktthema 2025 sind logischerweise auch die Veranstaltungen ausgerichtet. Am 10. April geht ein Themenabend zu «nachhaltiger Ernährung» im WAGI-Haus über die Bühne. Eingeladen ist Gründungsmitglied und Präsident des Vereins Swissveg, Renato Pichler. Er hat die V-Labels für vegetarische und vegane Lebensmittel etabliert. Pichler zeige auf, warum die Ernährung einen zentralen Teil einer nachhaltigen Lebensweise ausmache und wie eine pflanzenbasierte Ernährung als attraktive und gesunde Alternative gefördert werden könne. Im Anschluss an das Referat findet eine Podiumsdiskussion statt. Unter der Leitung von WWF-Schaffhausen-Vorstand Patrick Portmann diskutieren Claudine-Sachi Münger, Geschäftsführerin Restaurant Tanne, und Cyrille Huber, veganer Hobbykoch und ehemaliger Fleischliebhaber, über die Umsetzung einer nachhaltigen Ernährung in der Gastronomie wie auch im Privatleben.

Am 10. Mai bietet WWF eine Exkursion zur Gemüsekooperative Bioloca in Neuhausen an. Bild: Bioloca
Sandro Zoller, Schaffhausen24