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Schaffhausen
08.04.2025

Chindsgi und Schule vereint

Nach einer musikalischen Aufführung der Kinder, einer passionierten Ansprache des Schulleiters der Stadtrandschule und einem Rundgang durch die neuen Schulräume tut die Sonne ihr Übriges und lockt die Besucher ins Freie.
Nach einer musikalischen Aufführung der Kinder, einer passionierten Ansprache des Schulleiters der Stadtrandschule und einem Rundgang durch die neuen Schulräume tut die Sonne ihr Übriges und lockt die Besucher ins Freie. Bild: Claudia Riedel
Hier lernen Gross und Klein mit- und voneinander. Die private Stadtrandschule Schaffhausen bietet ein alternatives Schulkonzept, das dem kantonalen Lehrplan folgt, dabei aber vieles ganz anders macht als die Volksschule. Neu nimmt die Schule auch Kindergärtler auf, und zwar in der Basisstufe. In dieser werden Kinder vom Kindergarten bis zur zweiten Klasse gemeinsam unterrichtet. Jetzt wurden die neuen Schulräume festlich eingeweiht.

Ist es ein Kindergarten oder ist es eine Schule? Es ist beides – oder vielleicht sogar noch mehr. Die Stadtrandschule in Schaffhausen hat ihr Angebot erweitert. Seit diesem Schuljahr sind auch Kindergartenkinder willkommen. Unterrichtet werden sie direkt zusammen mit den «Grossen». In der sogenannten Basisstufe lernen Kinder vom Kindergarten bis in die zweite Klasse mit- und voneinander. Dies in frisch eröffneten Schulräumen in der Stahlgiesserei. Altersgemischte Klassen sind einer der Grundpfeiler der privaten Tagesschule. Seit 15 Jahren lebt die Stadtrandschule Inklusion, feiert die Unterschiedlichkeit und baut auf den Stärken der Kinder auf. «Wir sehen das Kind, was es kann und was es nicht kann und in diesem Rahmen machen wir Schule», sagt Schulleiter Thomas Schwarz. Es ist ihm aber wichtig, zu betonen: «Wir sind keine Wohlfühlschule ohne Struktur.» Im Gegenteil, damit ein solches Konzept überhaupt funktioniert, muss es gut organisiert sein. Mitverantwortlich dafür ist Conni Iff. Wie Thomas Schwarz ist sie seit der Schulgründung dabei, hat die Stadtrandschule mitaufgebaut, mitkonzipiert und immer weiterentwickelt und jetzt auch um das neue Angebot miterweitert. Zudem unterrichtet sie selbst an der Schule. «Sie ist eine ganz Coole!», sagt Lio (7). Er sitzt an einem Pult im oberen Stock der neuen zweigeschossigen Basisstufe. Durch grosse Fenster kann man in den unteren Bereich sehen, und obwohl dort gerade die Eröffnungsfeier der neuen Schulräume stattfindet, ist es hier oben ruhig. Hier herrscht Arbeitsatmosphäre. Hier gibt es keine Spielsachen. Denn auch an der Stadtrandschule folgt man dem kantonalen Lehrplan. «Wir haben Lernzeiten von 20 bis 30 Minuten, die die Kinder regelmässig einhalten müssen», sagt Conni Iff.

  • Ava (7) zeigt ihrem Opa die neuen Schulräume und die schöne Aussicht von ihrem Pult aus. Bild: Claudia Riedel
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  • Lio (7 aber bald 8!) findet die Schule und die Lehrpersonen «cool». Besonders gern rechnet er auf dem I-Pad. Bild: Claudia Riedel
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  • Jacqueline Kessler und Conni Iff (r.) finden immer ein Sonnenplätzchen in der Stahlgiesserei. «Hier draussen machen wir auch Pause mit den Kindern.» Bild: Claudia Riedel
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Ein fliessender Übergang in die Schule

Lio arbeitet besonders gern mit der Anton-Lern-App. «Ich rechne gerade mit Minus», erzählt er stolz. Sein gleichaltriges Gspändli Ava kommt dazu: «Ich mache auch am liebsten Mathe, im Moment übe ich Geteilt- und Malrechnen.» Ava zeigt ihrem Opa gerade die neuen Räume. «Von meinem Pult aus habe ich die schönste Aussicht», freut sie sich.

Seit vergangenem Sommer unterrichtet Jacqueline Kessler an der Stadtrandschule. Die Basisstufe liegt ihr besonders am Herzen: «Ich finde es wichtig, dass die Kinder einen sanften Übergang vom Kindergarten in die Schule haben.» In der Basisstufe ist dieser fast fliessend. «Manche Kinder wollen schon früh arbeiten, andere brauchen auch in der zweiten Klasse noch mehr spielerische Phasen.» Dazu dient der grosse Raum im Parterre. Dieser gleicht einem klassischen Kindergarten. Es gibt beispielsweise einen Verkäuferliladen, eine Bauecke oder eine Küche. Hier wird gesungen, getanzt, gekocht, gespielt, gelacht und dabei immer auch gelernt.

Monatliches Schulgeld nach Einkommen

Fürs kommende Schuljahr ist die Basisstufe bereits voll besetzt. Insgesamt werden 110 Schüler an der privaten Schule unterrichtet. Ihre Eltern zahlen ein monatliches Schulgeld, das sich nach dem steuerbaren Jahreseinkommen richtet. Das tun sie, weil sie das Konzept der Stadtrandschule direkt  überzeugt hat oder aber, weil sie in der Regelklasse irgendwo anstanden. «Es kommt oft vor, dass Eltern bei uns anklopfen, wenn ein Kind beispielsweise in die Einschulungsklasse soll, ein Wiederholungsjahr oder eine Sonderschule im Raum steht oder ein Kind sich in der Regelkasse einfach nicht wohlfühlt», sagt Conni Iff.

  • Familie Blöhm ist vom Konzept der Stadtrandschule überzeugt. Die Kinder Nuka und Naima fühlen sich hier wohl. Bild: Claudia Riedel
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  • Laura und Miro Caltagirone unterrichten Musik, Tanz und Schauspiel an der Stadtrandschule: «Die Kinder können sich hier frei ausprobieren, ohne Druck, das ist toll.» Bild: Claudia Riedel
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Druck in der Volksschule war zu gross

Eine Familie, die sich für die Stadtrandschule entschieden hat, ist Familie Blöhm. Sohn Nuka besucht die Basisstufe, Tochter Naima ist bereits in der Primarstufe. Für das Mädchen war der Wechsel in die Stahlgiesserei eine Erlösung. Bevor sie in die Stadtrandschule kam, hatte sie sich zwei Jahre an der Volksschule durchgekämpft. Richtig angekommen ist sie dort nie. Mutter Jana sagt: «Der Druck war einfach zu gross, ständig war da dieser Vergleich mit den anderen.» Die Tochter hat die Lust am Lernen verloren. In der Stadtrandschule hat sie diese wiedergefunden. «Wir sind sehr glücklich mit diesem Entscheid», sagt Mutter Jana. Dass Sohn Nuka seiner Schwester folgt, sei aber nicht von vornherein klar gewesen. «Wir haben ihm die Entscheidung überlassen», sagt Vater Aron. Nach einem Tag der offenen Tür war dann klar, dass auch Nukas Platz hier ist.

In der Stadtrandschule geht es aber niemandem darum, die Volksschule schlechtzumachen. «Wir haben grossen Respekt davor, was sie dort leisten. Wir gehen einfach einen anderen Weg», sagt Schulleiter Thomas Schwarz. «Wir passen die Schule an die Kinder an und nicht umgekehrt.»

Die Stadtrandschule feiert ihre neuen Räume der Basisstufe. Die Kinder haben das Fest in der Stahlgiesserei mitorganisiert und ernten dafür viel Applaus. Bild: Claudia Riedel
Claudia Riedel