«Ich bin in einer Familie ohne Fernseher und Spiele-Computer aufgewachsen. Durch meine deutlich älteren Geschwister hatte ich einen Draht zu Familien, die diesbezüglich ‹moderner› unterwegs waren. Meine erste Begegnung mit Games fand somit beim über die Schultern von Grösseren schauen, die Tomb Raider 3, Crash Bandicoot oder mit geteiltem Bildschirm den damaligen Blockbuster Mariokart spielten», erzählt der 31-jährige Software Engineer und Familienvater von drei kleinen Kindern, Josha Kuhn aka Josh-Lykane dem «Bock».
Aufgrund seines Jobs, der nebenberuflichen Tätigkeit als Videoproduzent, mit «Remember Emotion Pictures», und den familiären Verpflichtungen, komme er nur sehr selten zum Zocken. Wenn es sich zwischendurch ergibt, dann beschränke er sich auf die gängigen wettkampforientierten Spiele, wie beispielsweise Counter-Strike: Global Offensive und Age of Empires oder Nintendo-Switch-Spiele mit seinen Kids.
Vom Gamer zum Organisator
Wenn er nicht von der Arbeit total eingespannt ist, dann treibt Kuhn viel Sport, darunter Calisthenics, Laufen und Klettern. Das Gamen sei aber sicherlich bereits ein längerer Wegbegleiter, erinnert er sich zurück: «Als ich mit 13 Jahren endlich mein erstes selbsterspartes Gaming-Notebook kaufte, war ich Feuer und Flamme. Dementsprechend spielte ich sehr viel.»
Sein Freundeskreis sei nicht nur aus Gleichaltrigen bestanden. Und diese Älteren hätten regelmässig «LANs» mit Freunden organisiert. «Mit 15 stand ich meine erste LAN durch.» Danach sei er jährlich bei zwei bis drei kleinen LANs am Start gewesen, welche er des Öfteren mitorganisierte.
Zur Info: LAN heisst ausgeschrieben Local Area Network und ist ein lokales Netzwerk. Zuhause kommen die meisten Menschen in gewisser Weise damit in Berührung, wenn ein PC oder eine TV-Box per Netzwerkkabel mit dem Router verbunden oder die kabellose Variante, das W-LAN, aktiviert wird. Bei einer LAN-Party treffen sich somit mehrere Personen mit ihren Computern oder Spielkonsolen an einem Ort und verbinden diese, um schlussendlich gemeinsam zu gamen. Ein Vorteil dieser Variante, gegenüber dem Spiel über das Internet, ist die geringe Latenz, wodurch die Gamerinnen und Gamer mit kaum bis gar keiner Verzögerung gegeneinander antreten können. «LAN-Partys finden im kleinen Kreis zu Hause oder in angemieteten Räumlichkeiten während grossen Veranstaltungen mit hunderten oder teilweise tausenden Teilnehmenden statt. Manche dauern höchstens ein paar Stunden während wiederum andere ein ganzes Wochenende mit oft wenig Schlaf und viel ungesundem Essen in Anspruch nehmen. Etwas haben sie stets gemeinsam; «jede Menge Spass», so Josh-Lykane
Die Events wurden immer grösser
Mit der Zeit seien die LANs, und Hand in Hand das Netzwerk, immer grösser geworden. Gleichzeitig habe die letzte grosse LAN unter dem Namen «Mainframe», und in Thayngen durchgeführt, ab 2004 eine Lücke hinterlassen. «In Beringen gab es den defacto Jugend-Computer-Treff ‹Odenwilusenz›, kurz ODW. Dessen Leiter Tony Stamm kündigte zu dieser Zeit an, dass wieder über eine grosse LAN diskutiert werden könne, wenn seine Facebook-Gruppe mehr als 100 Personen aufweise», erinnert sich der Software Engineer.
Stamm sei es dann auch gewesen, der die erste inoffizielle «Odyssee» leitete, die vom Aufbau und der Struktur noch eher wie eine überdimensionierte private LAN wirkte. «Nach ein paar Treffen mit Leuten vom ODW und Jan Liska, einem Netzwerk-Architekten, welcher sich ebenfalls in meiner Bubble bewegte, kam es zur Entscheidung einen neuen Verein ‹Odyssee› zu gründen, Synergien zu nutzen und die erste wirklich grosse Veranstaltung mit über 100 Personen auf die Beine zu stellen», berichtet Kuhn, Kommunikationsverantwortlicher bei «Odyssee», über die Anfänge des Gaming-Events.
Ab 2015, vom ODW abgenabelt, sei die nun eigenständige LAN-Party stetig gewachsen und in der Szene auf immer grössere Resonanz gestossen. Unterdessen gibt es 192 Plätze. Aus logistischen und infrastrukturtechnischen Gründen werde die Zahl auch nicht weiter nach oben gesetzt. «Es ist nicht ganz so extrem wie bei einem Rammstein-Konzert, aber man sollte schon früh einen Platz reservieren», sagt Josh-Lykane lächelnd.
Von Beginn an professionell aufgestellt
«Bereits die erste ‹Odyssee› war unglaublich gut durchdacht, organisiert und aufgebaut. Das war möglich, weil alle OK-Mitglieder berufliche Fachspezialisten waren und dementsprechend das notwendige Know-how mitbrachten.» Da die Mitorganisatoren die einstige «echten» LAN-Partys miterlebten, als das Internet noch nicht fürs gemeinsame Spielen taugte, war rasch klar, dass der Grossanlass auf dieser Nostalgie aufbauen soll. Von Anfang an sei dieses «Gefühl» zum Alleinstellungsmerkmal der Eventreihe geworden und habe sich so von den wettkampforientierten e-Sport-Anlässen und hochdotierten Turnieren abgrenzen können, stellt Josha Kuhn stolz klar und fügt an: «Diese Familienkultur soll auch in Zukunft unser Markenzeichen bleiben.»