Allen Grund zum Strahlen hatte die Gastronomin Christa Cosandier und ihr Team um die Küchenchefin Bahija Aboutaib Moser am vergangenen Samstag. Die «Stube» in Rüdlingen erhielt von der Tafelgesellschaft zum Goldenen Fisch im Rahmen der Tafelübergabe das Abzeichen «Fischküche mit Auszeichnung». Das Ziel dieser Gesellschaft ist es, die Fischkochkunst im Gastgewerbe im ganzen Land zu fördern. Während des Aperos auf der Terrasse im ersten Stock fand der Festakt statt: In einer feierlichen Zeremonie überreichte Vize-Tafelmeister Willi Keller der stolzen Gastronomin die blaue Tafel mit der goldenen Schrift. Christa Cosandier leitet die «Stube» seit September 2023. Auch Giorgio Behr, der das Gebäude 2012 gemeinsam mit seiner Frau gekauft und 2014/15 aufwändig renoviert hatte, liess es sich als Besitzer der «Stube» nicht nehmen, bei dieser Gelegenheit seinen Stolz auf das Team hervorzuheben und einige Worte zur Historie zum Haus selbst zu verlieren.
Schweizweit können 107 Gastronomiebetriebe die begehrte Tafel an ihrem Restaurant präsentieren, im Kanton Schaffhausen sind es mit der «Stube» in Rüdlingen zurzeit vier (siehe Kasten). Diese Tafel erhält nur jenes Restaurant, das dem Fisch im Speiseangebot eine besondere Bedeutung zukommen lässt und dessen Fischgerichte sich vom Durchschnittsangebot abheben. Neben der hochstehenden Zubereitung ist auch die nachhaltige Quelle, egal ob Wildfang oder Zucht und in erster Wahl von schweizerischer Herkunft, von zentraler Bedeutung. Was ebenfalls zentral ist für die Auszeichnung, ist etwas, das in der Stube schon seit Jahrzehnten gang und gäbe ist: Bereits die langjährige Wirtin Hanny Matzinger, die 2017 in Pension ging, legte Wert auf eine authentische Zubereitung der Fische. Schon sie servierte ihre Fische nicht von einem Teig umhüllt oder sonst in einer Kruste versteckt, sondern sie kamen unverfälscht auf den Teller, an einer Kräuter-Weissweinsauce oder gebacken. Das schätzten die Gäste damals und auch heute. Auch jetzt kocht die Küchenchefin Bahija Aboutaib Moser, die bereits mit Hanny Matzinger in der Küche stand, nach den (übrigens geheimen) Rezepten der damaligen Wirtin. Wohl deshalb kommen viele Gäste seit Jahrzehnten in die gute «Stube».
Das Menü im Anschluss an den festlichen Akt machte der Auszeichnung tatsächlich alle Ehre. Doch halt – bevor man mit dem Essen beginnen konnte, rief der Vize-Tafelmeister zum sogenannten Fischruf auf. Alle erhoben sich und blieben während einiger Sekunden schweigend stehen. Dies, um dem Fisch die Ehre zu erweisen, der nun die Gaumen der Tafelnden erfreuen würde. Der bunte Blattsalat, begleitet von fein gebackenen Flechenfiletstreifen, aber auch die gebackenen Eglifilets mit der hausgemachten Mayonnaise und der Tartarsauce als Vorspeisen sowie das gedämpfte Saiblingsfilet an einer feinen Butter-Weissweinsauce mundeten dadurch vielleicht noch besser. Für eine Überraschung und einen launigen Unterbruch des Kulinarischen sorgte danach Giorio Behr, der eine mehrheitlich in Mundart vorgetragene Schnitzelbank zum Besten gab.
Besonders berührend war im Anschluss die zeremonielle Übergabe der Kochbluse mit dem gestickten Goldenen Fisch an die zu Tränen gerührte Küchenchefin Bahija Aboutaib Moser, die unter grossem Applaus nach dem Hauptgang stattfand. Und dank der leichten Fischküche hatte es zu guter Letzt sogar noch Platz für ein zartes, hausgemachtes Parfait glacé Grand-Marnier.