Das Label «Grünstadt Schweiz» wird von der Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauer (VSSG/USSP) vergeben und dient als Qualitätssiegel für nachhaltige Stadtentwicklung. Die Zertifizierung erfolgt durch unabhängige Experten, die verschiedene Kriterien bewerten, darunter strategische Planung, naturnahe Pflege, Pflanzenproduktion sowie Beschaffung und Logistik. Nur wenige Städte haben bislang das Gold-Label erhalten – neben Schaffhausen sind das Luzern, Zürich und Basel.
Der Bereichsleiter von «Grün Schaffhausen», Florian Brack, betont die hohe Bedeutung dieser externen Prüfung: «In der Zertifizierung wurde durch externe Fachleute umfassend geprüft, wie die Stadt Schaffhausen mit der Natur in Stadt, Wald und Landschaft umgeht.» Besonders hervorgehoben wurde der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sowie das neue Förderprogramm «natürlich Schaffhausen», das Private unterstützt, ihre Flächen klimafreundlich und biodivers zu gestalten.
Von Silber zu Gold
Seit der Erstzertifizierung im Jahr 2019 hat Schaffhausen konsequent an Verbesserungen gearbeitet. Die Stadt setzt verstärkt auf eine naturnahe Bewirtschaftung ihrer Grünflächen, wobei die Prinzipien der sogenannten Schwammstadt eine zentrale Rolle spielen. Diese Methode, die darauf abzielt, Regenwasser effizienter zu nutzen und zu speichern, wurde unter anderem bei der Neugestaltung der Schulhausumgebung Kreuzgut angewandt. Dort wird das Dachwasser gesammelt und gezielt zur Bewässerung von Bäumen genutzt. «Die Experten waren beeindruckt von dem neuartigen Baumsubstrat, welches das Wasser besser pflanzenverfügbar macht, und dass die Stadt dies in Pilotprojekten einsetzt», führt Brack aus. Ein weiteres wesentliches Element der nachhaltigen Entwicklung ist die Rückgewinnung und naturnahe Gestaltung versiegelter Flächen. Durch gezielte Entsiegelungsmassnahmen schafft die Stadt mehr Lebensraum für Pflanzen und Tiere und verbessert gleichzeitig das Stadtklima.
Ein Erfolgsmodell mit Zukunft
Das Förderprogramm «natürlich Schaffhausen» ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Stadt die Nachhaltigkeit auch in privaten Bereichen fördern will. Es unterstützt Bürgerinnen und Bürger finanziell und beratend dabei, ihre Gärten und Grundstücke klimaresistenter zu gestalten. Ein herausragendes Projekt in diesem Zusammenhang ist die Aktion «Klimabäume», die 2023 ins Leben gerufen wurde. Sie bietet private Anreize, um mehr naturnahe Vegetation in der Stadt zu etablieren. «Durch gezielte Beratung und finanzielle Unterstützung schaffen wir neue Möglichkeiten für eine nachhaltigere Gestaltung privater Flächen», erklärt Brack.
Beteiligung Privater als wichtiger Faktor
Doch nicht nur die Stadtverwaltung ist gefragt – auch die Einwohnerinnen und Einwohner können einen wertvollen Beitrag leisten. Stadträtin und Baureferentin Katrin Bernath betont: «Die Bevölkerung kann mit einer rücksichtsvollen Nutzung der städtischen Grün- und Freiräume dazu beitragen, dass diese in einer hohen Qualität erhalten werden können.» Zudem seien viele Flächen in privatem Besitz, und bereits kleine Massnahmen im eigenen Garten könnten zur ökologischen Aufwertung beitragen.
Dass Schaffhausen diese Entwicklung als Chance sieht, wird auch durch die wachsende Beteiligung an nachhaltigen Stadtprojekten deutlich. Die Stadt versteht das Gold-Label als eine Auszeichnung für das bisher Erreichte, aber auch als Motivation, sich weiterzuentwickeln. «Die Auszeichnung ist einerseits eine Bestätigung und Würdigung für das, was viele Mitarbeitende für die Natur und die Menschen in unserer Stadt leisten. Andererseits ist sie auch ein Ansporn für weitere kontinuierliche Verbesserungen», betont Bernath.
Offizielle Feier auf dem Fronwagplatz
Zur Feier der Gold-Auszeichnung lädt die Stadt Schaffhausen am Samstag, 29. März, zu einem Festakt auf dem Fronwagplatz ein. «Die Naturfreunde des Buchberghaus haben dort einen Stand und machen ihren erweiterten Biodiversitätspfad bekannt, was ganz gut passt», freut sich Bernath. Die feierliche Labelübergabe mit offiziellen Reden beginnt um 10 Uhr. Doch damit nicht genug: Im Rahmen des Förderprogramms «natürlich Schaffhausen» werden von 9 bis 12 Uhr einheimische Sträucher kostenlos an die Bevölkerung abgegeben. Zudem haben Interessierte die Möglichkeit, mit den Verantwortlichen von «Grün Schaffhausen» ins Gespräch zu kommen und sich über nachhaltige Stadtbegrünung auszutauschen. «Wir wollen den Menschen nicht nur eine Freude machen, sondern ihnen auch die Chance geben, aktiv zur Stadtbegrünung beizutragen», fügt Brack bei.
Vorbild Schaffhausen
Neben ihren zahlreichen kulturellen und wirtschaftlichen Stärken zeigt Schaffhausen nun auch eindrucksvoll, dass sie im Bereich nachhaltiger Stadtentwicklung zu den Besten des Landes gehört. «Wir neigen oft dazu, unsere Stadt kritischer zu betrachten als sie es verdient hat», sagt Bernath. «Doch der Blick von aussen zeigt uns immer wieder, wie viel wir bereits erreicht haben.» In der Tat fällt die Wahrnehmung der Besuchenden von Schaffhausen oft positiv aus.
Mit dem Gold-Label erhält Schaffhausen eine schöne Bestätigung für sein ökologisch wertvolles und naturnahes Engagement. Doch viel wichtiger ist, was daraus entsteht: neue Ideen, motivierte Menschen und ein wachsendes Bewusstsein für naturnahe Gestaltung. Vielleicht inspiriert dies noch mehr Menschen mit grünem Daumen, ihren Aussenraum vielfältiger und lebendiger zu gestalten – für sich selbst, für die Natur und für eine grüne Oase, die das Stadtbild bereichert.