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Umwelt
05.03.2025

Land- und Energiewirt setzt auf Windkraft

Denise und Hansueli Graf zusammen mit Hans Wepfer am Tag der offenen Turbine in Andelfingen. Das Projekt wurde dort vorgestellt.
Denise und Hansueli Graf zusammen mit Hans Wepfer am Tag der offenen Turbine in Andelfingen. Das Projekt wurde dort vorgestellt. Bild: Nici Peter
Landwirt Hansueli Graf setzt auf Windkraft: Mit einer innovativen Kleinwindanlage in Oberhallau will er nachhaltige Energie in der Region erzeugen. Bald ist die Anlage betriebsbereit.

Die Kleinwindanlage mit drei Turbinen, die von 2014     –2023 in Beringen stand, hat schon für viel Gesprächsstoff gesorgt. «Weil die Windverhältnisse zwischen den Industriehallen nicht gut waren, produzierte sie nie einwandfrei», betont der Tüftler und Erbauer Hans Wepfer. Da das Land auf dem die Anlage stand, verkauft wurde, musste sie entfernt werden.

Hansueli Graf, Landwirt aus Oberhallau, erfuhr davon und wollte im Namen der Landenergie Schaffhausen (LESH) aktiv werden, denn der Vertrag über die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) ist noch bis 2034 gültig. Das bedeutet, dass der erzeugte Strom weiterhin zu einem festgelegten Preis an Pronovo verkauft wird. Diese Vertragsänderung war nur möglich, weil der bisherige Standort überbaut wird und somit nicht mehr zu Verfügung steht.

 

Der richtige Standort

Einen geeigneten Standort zu finden, war nicht einfach. Im kantonalen Richtplan Wind sind aktuell drei Standorte für Grossanlagen und 31 Standorte für Kleinwindanlagen eingetragen. Nur sechs sind mit einer Trafostation bzw. Netzanschluss gut erschlossen.

An diesen sechs Standorten wurden während fast zwei Jahren Windmessungen durchgeführt.

Unterstützt wurde das Projekt von einem ZHAW Studenten, der seine Bachelorarbeit dem Thema erneuerbare Energien widmete und dazu Messungen vornahm. Er konnte sich ein Lidar-Windmessgerät der ZHAW ausleihen, dass den Widerstand zwischen den Luftschichten misst. Diese Untersuchungen ergaben, dass Oberhallau ein sehr geeigneter Standort ist. LESH stellte daraufhin ein Baugesuch, das jedoch  abgelehnt wurde. Der Standort nahe am Ökonomiegebäude wurde von den Behörden als Gefahr für Fledermäuse und Vögel eingestuft. Das zweite Baugesuch von Denise und Hansueli Graf, dass eine grösserer Distanz zu den Gebäuden aufwies, wurde bewilligt. Vor einiger Zeit wurde das Fundament errichtet und wartet nun auf die Montage der Windturbine.

 

Neuer Aufbau der Windturbine

Zurzeit fehlen bei der Aufwand- und Ertragsseite definitive Zahlen. Beide Parteien haben grosse Vorleistungen erbracht.

Hans Wepfer hat die alte Turbine aus Beringen komplett zerlegt und neu aufgebaut. Im Ruag-Windkanal, wurde das Material getestet. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der ZHAW konnte er einen Weltrekord bei der Leistung der Rotoren aufstellen. Neben den Rotoren wurden auch die Generatoren und die Antriebstechnologie erneuert. Die Elektronik und Steuerung befinden sich aktuell noch im Aufbau.

 

Ungewisse Leistung und natürliche Herausforderungen

Wieviel Energie die Anlage pro Jahr tatsächlich liefern wird, ist noch unklar. «Die aktuelle Nennleistung pro Turbine liegt bei 80 kW, und multipliziert mit drei ergibt das 240 kW. Die Effizienz ist überdurchschnittlich hoch. Wir planen vor Ort eine Anzeige mit den Produktionsdaten, damit dies öffentlich sichtbar ist.», erklärt Graf.

Ein grosses Thema bleibt der Vogelschutz, insbesondere der Schutz der Fledermäuse. Hans Wepfer versichert, dass keine Tiere zu Schaden kommen werden. Bei grossen Windturbinen sorgt die Schnelllaufzahl dafür, dass hinter den Flügeln ein gefährliches Vacuum entsteht. Doch Wepfer hat die Schnelllaufzahl drastisch gesenkt und die Rotoren so konzipiert, dass sie langsamer laufen. Dies reduziert nicht nur den Lärm, sondern minimiert auch das Vereisen und den Verschleiss. «Je langsamer sich etwas dreht, desto langlebiger ist es», ergänzt Wepfer.

Die Grundlagen der Umweltauflagen basieren auf Modellen von Windturbinen, die wenig mit dem Oberhallauer Modell gemeinsam haben. Ein ähnliches Modell an einem anderen Standort hat gezeigt, dass es erstens sehr leise ist und zweitens kaum eine Gefahr für Tiere darstellt.

«Wir benötigen den Wind als Ergänzung zur Solarenergie, insbesondere in der Nacht und im Winter», erklärt Hansueli Graf. «Unsere Leidenschaft und unser Idealismus helfen uns dabei, dieses Projekt umzusetzen.» Wichtig ist ihm, dass die Energie regional produziert wird. «Es ist wie bei den Nahrungsmitteln: Alles, was wir im eigenen Land produzieren, gibt Sicherheit für die Schweizer Bevölkerung.» Für ihn ist klar: Das Thema Energieproduktion gehört in die Landwirtschaft.

Sobald das Oberhallauer Modell erfolgreich am Netz ist, plant WepfAir, weitere Windturbinen dieser Grösse zu produzieren. Denn mit einer Höhe von 30 Metern unterliegen diese Anlagen deutlich weniger strengen Vorschriften als die umstrittenen Gross-Windturbinen. Aber auch kleine fünf Kilowatt Turbinen als Ergänzung zu einer PV Anlage können ein sehr interessantes Modell der Zukunft werden. Es bleibt spannend, ob dieses Pilotprojekt eine neue Ära für Kleinwindkraft in der Region einläuten wird.

Schaffhausen24, Originalmeldung Schaffhauser Bauer, Nici Peter