Stromausfälle, vor allem gegen das Ende der Trockenzeit im September bis November, gehörten schon lange zum Leben der Sambier. Nach der extremen Dürre vom letzten Jahr war der Kariba Staudamm so tief, dass es seit letztem März täglich zu Stromausfällen kam. Hier, wo wir wohnen, in einem guten Stadtviertel, kommt der Strom um 8 Uhr morgens, und bleibt bis mindestens 13 Uhr, fünf Stunden. Andere Viertel haben nur nachts, von 23 Uhr bis 5 Uhr morgens Strom. Stellt euch vor was das heisst. Für den Haushalt, für das Kochen, Licht und für Kühlschrank und Tiefkühlgerät. Ständiges Auf- und Abtauen. Was das heisst für Fleisch… bekam ich vielleicht darum eine schlimme Magendarmerkrankung? Die Leute haben keine Wahl, sie müssen sich anpassen. Fast alle haben irgendeine Solarstromanlage. Eine kleine, die eine Batterie auflädt, damit sie mindestens etwas Licht haben und ihre Handys laden können. Gekocht wird vermehrt mit Holzkohle, die Bäume werden weiter gefällt. Bei uns im Haushalt haben wir einen Gasherd. Viele Sambier haben Angst vor dem Gas. Kommt der Strom, wird sofort der Heisswasser Boiler eingeschaltet! Wir haben eine eigene Wasserquelle im Bohrloch und einen grossen Wassertank, der gefüllt wird sobald es Strom hat.
Gerade hat die Stadt Kitwe herausgegeben dass das Wasser von den Städtischen Werken, welches vom Kafue Fluss kommt, kontaminiert wurde mit Chemie von einer Kupfermine. Es wurde sofort abgestellt. Die Leute suchen Trink-, Koch- und Badewasser. Die Stadt versucht mit Wassertankwagen nachzukommen, aber viel zu langsam. Eine bekannte Frau kam mit ihrem Kind zu uns zum Baden. Wird die Stadt genug Trinkwasser zum Verkauf haben? Ich denke an alle die, welche kaum genug Geld haben für das tägliche Essen.
Dafür haben sie Zeit, ihre kranken Freunde zu besuchen. Als ich krank wurde, musste ich einige Tage immer wieder in die nahe Privat Klinik für eine Elektrolyte Infusion mit Antibiotika. Ich fühlte mich recht Elend. Meine Freunde waren sehr besorgt. Sie beteten für mich und kamen mich besuchen. In ihrer Kultur, wenn jemand krank ist oder im Spital, muss man sie besuchen. Am Telefon hört man nicht, wie es ihnen wirklich geht. Man muss es mit eigenen Augen sehen. Ich bin berührt ab dieser Besorgtheit. Ich scherzte, diese Krankheit hat den schönen Nebeneffekt, dass wir mehr Zeit haben für einander! Das Leben hier kann hart sein, aber die Menschen machen das Beste draus und unterstützen einander wo sie nur können. Das finde ich so schön.
Am letzten Samstag meldeten sich drei alte Freundinnen zum Besuch an. Ich freute mich sehr, das gibt eine Party. Ich zog ein schönes Kleid an. Schon kamen die ersten Gäste, aber meine Freundinnen waren nicht dabei. Dann noch einige. Am Ende waren wir etwa 15 Personen, und der Tisch war mit sicher fast 20 Töpfen gefüllt! In den 20 Jahren, in denen wir immer wieder in Sambia waren, wurden wertvolle Beziehungen aufgebaut. Es war ein richtiges Sambisches Festbüffet, mit traditionellen Gerichten – Süsskartoffelblätter, kleine Kürbisblätter, Bohnenblätter mit gemahlenen Erdnüssen. Zwei Hühnergerichte (Huhn fehlt auf keiner Festkarte), ein grosser gebackener Kürbis, Kartoffelsalat mit Apfel, Kabissalat, ein Okra Gericht, Reis und natürlich ein riesiger Topf Nshima, das Hauptnahrungsmittel ohne das ein Sambier nicht gegessen hat (eine Form von Polenta). Mate Sikufele gab eine Festrede zum Besten, alle riefen Amen rein, es wurde Gesungen, diese schönen vollen Stimmen. Ein wunderschöner Nachmittag den wir nie vergessen werden. Zum Schluss wurden wir beide mit einem Afrikanischen Hemd beschenkt. Mit was haben wir das verdient? Diese Menschen haben uns sicher schon mehr gegeben als wir ihnen.