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Umwelt
26.02.2025

Erfolg durch Zusammenarbeit

Die Landwirte Rafael Brütsch, Marco und Barbara Hermann-Scheck, Ilmarin Pesenti, Ruedi und Prisca Widtmann, Anna Neycken, Dominik Hofer sind am Erfolg des Projekts beteiligt.
Die Landwirte Rafael Brütsch, Marco und Barbara Hermann-Scheck, Ilmarin Pesenti, Ruedi und Prisca Widtmann, Anna Neycken, Dominik Hofer sind am Erfolg des Projekts beteiligt. Bild: zVg.
Das Vernetzungsprojekt Eschheimertal – Griesbach ist ein Vorzeigebeispiel für die gelungene Kooperation zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und öffentlicher Hand. Seit seinem Start im Jahr 1999 hat es nicht nur den bedrohten Neuntöter zurückgebracht, sondern auch zahlreiche weitere Arten gefördert und die Biodiversität gesteigert.

Das Projekt vereint zahlreiche Akteure. Zu den zentralen Beteiligten gehören die Landwirte Rafael Brütsch, Hans Keller, Barbara und Marco Herrmann, Priska und Ruedi Widtmann, Andreas Leu, Ilmarin Pesenti und Matthias Frei. Die Stadt Schaffhausen, vertreten durch Anna Neycken und Dominik Hofer (Grün SH), fungiert als Trägerin, unterstützt vom Naturschutzamt (vertreten durch Martin Bolliger), dem Kantonsforst- und Landwirtschaftsamt, Bioforum (Bernhard Egli) sowie der Naturschutzorganisation Turdus unter Leitung von Martin Roost. Gemeinsam verfolgen sie ein Ziel: durch die Schaffung und Pflege von ökologischen Strukturen Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf eine gute Mischung von Kulturland und ökologisch wertvollen Strukturen gelegt. Über 20 Prozent der Fläche wird gezielt für die Natur gestaltet.

«Früher war man sehr darauf bedacht, geographisch zu vernetzen», erklärt ­Rafael Brütsch, einer der Landwirte. «Man plante, wie bei einer Wildüberführung über eine Autobahn, Verbindungen für Tiere. Heute verstehen wir das als flexibles Netz, bei dem viele kleine, aber wertvolle Lebensräume miteinander verbunden sind.»

Der Erfolg des Projekts: Neuntöter

Eine der bekanntesten Erfolgsgeschichten des Projekts ist die Rückkehr des Neuntöters. Anfangs war dieser bedrohte Zugvogel, der stachelige Hecken für seine Brut und Jagd benötigt, im Gebiet nicht anwesend. Heute leben hier 24 Brutpaare – eine sehr grosse Population für die Schweiz. Auch andere Arten wie die Heidelerche und die seltene Essigrose haben dank der neu geschaffenen Strukturen einen Platz gefunden oder wurden erhalten.

«Der Erfolg des Neuntöters zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind», sagt Martin Roost von der Naturschutzorganisation Turdus. «Diese Vögel sind Spezialisten und brauchen perfekte Bedingungen. Dass sie hier eine so grosse Population bilden konnten, ist aussergewöhnlich.»

Darüber hinaus wurden weitere Arten gefördert: Die Feldlerche singt wieder regelmässig, und erstmals seit langer Zeit wurde die Heidelerche gesichtet. «Die Heidelerche hat zwar noch nicht gebrütet, aber ihre Anwesenheit zeigt, dass die Strukturen stimmen», erklärt Martin Roost.

Die Legende rund um den Neuntöter besagt, dass er jedes neunte erjagte Insekt aufspiesst als Vorrat. Bild: zVg.

Zusammenarbeit Schlüssel zum Erfolg

Was dieses Projekt besonders macht, ist die enge Zusammenarbeit und der kontinuierliche Dialog zwischen allen Beteiligten. Regelmässige Treffen bringen Landwirte, Naturschützer und Behörden zusammen. Gemeinsam werden Fortschritte begutachtet und neue Massnahmen geplant. Diese Kommunikation schafft Vertrauen und fördert innovative Lösungen.

«Dieses Projekt hat eine Qualität, die ich sonst wenig erlebe», sagt Barbara Herrmann, eine der beteiligten Landwirtinnen. «Die offene Kommunikation mit allen Beteiligten ist wichtig und trägt wesentlich dazu bei, dass wir uns gegenseitig verstehen und unterstützen.»

Die Landwirte, die mit ihrer Arbeit zum Erfolg des Projekts beitragen, übernehmen vielfältige Aufgaben: Von der Pflege der Hecken bis zur Entfernung von Neophyten. «Heckenpflege ist wichtig.», erklärt Rafael Brütsch. «Wenn wir die Hecken im Winter zurückschneiden, sieht das für Aussenstehende oft radikal aus. Aber jedes Mal blüht es im Frühjahr umso mehr, und wir beobachten wieder neue Arten, die sich dort wohl fühlen.»

An den jährlichen Zusammenkünften entstehen viele hilfreiche Vorschläge und eine offene Kommunikation von allen Beteiligten. Wie der Landwirt Brütsch erklärt: «Informationen, wie beispielsweise der Hinweis, dass ein Asthaufen auf der Sonnenseite einer Hecke liegen sollte, damit er für Insekten und andere Tiere optimal genutzt werden kann, sind wichtige Details, die mir weiterhelfen und die ich deshalb auch umsetze.»

 

Herausforderungen und Zukunft

Trotz aller Erfolge gibt es auch Herausforderungen. Die Pflege der Landschaft ist aufwendig und nicht immer konfliktfrei. Insbesondere die Heckenpflege erfordert Fingerspitzengefühl, da sie oft missverstanden wird. «Wir werden manchmal kritisiert, wenn wir Hecken stark zurückschneiden», sagt Rafael Brütsch. «Aber am Ende zählt das Ergebnis. Die Natur reagiert positiv, und das sehen wir jedes Jahr.»

Für die Zukunft des Projekts ist die Qualitätssicherung entscheidend. Bestehende Flächen sollen weiter optimiert und so neue Lebensräume geschaffen werden. Natürlich soll die extensive Landwirtschaft weiterhin Bestand haben, denn der Standort ist optimal dafür. Rafael Brütsch sieht das Projekt als nachhaltigen Kreislauf: «Es ist mehr als nur eine Fruchtfolge. Es ist ein Zyklus, der langfristig Bestand hat.»

Martin Roost hat klare Ziele: «Mir ist es wichtig, die jetzigen Strukturen zu erhalten und noch gezielter zu pflegen. Nur so bleibt der Erfolg nachhaltig.»

 

Ein Modell für andere Regionen

Das Vernetzungsprojekt Eschheimertal – Griesbach ist ein schönes Beispiel dafür, wie Landwirtschaft und Naturschutz zusammenwirken. Gleichzeitig lädt es die Bevölkerung ein, diese einzigartige Landschaft zu entdecken und die Produkte der regionalen Landwirtschaft zu unterstützen.

«Gehen Sie spazieren, geniessen Sie die Natur, unterstützen sie die Produzenten mit dem Kauf ihrer Produkte und erleben Sie den Erfolg dieses Projekts hautnah. So tragen auch Sie dazu bei, diese wertvolle Kulturlandschaft zu erhalten.», ist sich Martin Roost sicher.

Details zum Projekt

bis Schaffhausen und übertrifft alle vom BLW geforderten Zielwerte:

  • Gesamt LN 2021 16 300 Aaren
  • Gesamt LN 2024 18 021 Aaren
  • Buntbrachen 2014 130 ha /
    2021 190 ha
  • Ackersäume 2014 54 ha /
    2021 94 ha
  • Hochstammbäume 2014 257 / 2021 292
  • Einige ausgewählte Nachweise:
  • Zauneidechsen 2021: 16 gefundene Individuen
  • Baumfalke 2024: 1 Revier
  • Feldlerche 2024: 3 Reviere
  • Goldammer 2024: 32 Reviere
  • Heidelerche 2024: 2 Sänger
  • Nachtigall 2024: 1 Revier
  • Neuntöter 2024: 24 Reviere
  • Waldohreule 2024: 2 Reviere
Schaffhausen24, Originalmeldung Schaffhauser Bauer, Nici Peter