Bei meiner Schreibkollegin Virginia Stoll ging es letzte Woche «obsi» und «nidsi», was mit der jahreszeitlichen Zunahme der Helligkeit oder dem zu- und abnehmenden Mond seine schöne Regelhaftigkeit hat. Während in der Natur alles seine Ordnung hat, geht es in der Welt der Menschen drunter und drüber. Man könnte auch sagen, die Welt steht Kopf- und das schon seit einer Weile. Während Putin und Erdogan in ihre Nachbarstaaten einmarschieren und Netanjahu die Heimat von zwei Millionen Menschen in Schutt und Asche legt, reklamiert der amerikanische Sandkastenchef von seinen Spielgefährten ein Förmchen nach dem anderen. Er möchte bitteschön den Panamakanal, Grönland und Gaza für sich haben. Während seine Entourage versucht, seine Besitzansprüche zu relativieren, posaunt er die Liste der Spielzeuge, die er für sich beansprucht, schon am nächsten Tag erneut in die Welt hinaus. Gleichzeitig erklärt er mit einem Federstrich tausende Staatsangestellte für entlassen und stellt die Bezahlung demokratisch beschlossener Ausgaben ein. «Gibt es eigentlich keine Regeln mehr, an die man sich halten muss?» frage ich mich immer wieder verdutzt. Und warum gebietet diesem durchgeknallten Dreijährigen keiner Einhalt? Wenn ein gewählter Präsident in Gottes Lieblingsland (Die Amis halten sich ja für «God’s own country») sich wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt, was will man dann von Diktatoren erwarten? Da wünsche ich mir die gute alte Schule zurück, in der Regelbrecher sich mit dem Rücken zur Klasse in die Ecke stellen mussten, bis der Lehrer sie wieder erlöste. Wobei ich Putin, Jinping, Trump, Netanjahu und Erdogan lieber draussen auf dem Schulhof ohne Jacke in je eine Ecke verbannen möchte. Wenn ihre Finger vor Kälte richtig starr geworden sind, müssten sie tausendmal schreiben: «Ich behalte meine Hände bei mir» oder «Ich ziehe andere Kinder nicht an den Haaren» und «Wenn ich etwas möchte, bitte ich höflich darum.» Und wenn sie am nächsten Tag immer noch nichts dazu gelernt haben, gibt’s mit dem Lineal ordentlich Eins auf die Finger.
Region
19.02.2025
18.02.2025 15:54 Uhr
Drunter und drüber

Anita Merkt.
Bild:
zVg.
Anita Merkt schreibt in ihrer Kolumne über aktuelle Geschehnisse.