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Freizeit
18.02.2025

Fasnacht: Dort, wo Wikinger auf Piraten und Waldhexen treffen

Eine Ecke in der Fasnachtsabteilung von Anna Schneiders Kostümverleih «Kreativ-Atelier».
Eine Ecke in der Fasnachtsabteilung von Anna Schneiders Kostümverleih «Kreativ-Atelier». Bild: Laura Alar
Die Fasnacht ist voll im Gange. Während die einen bereits fleissig an verschiedenen Umzügen und Festen teilnehmen, sind die anderen noch auf der Suche nach dem richtigen Fasnachtskostüm. Der «Bock» hat sich mit Anna Schneider, Eigentümerin eines Kostümverleihs, getroffen.

Unscheinbar und gewöhnlich steht das «Kreativ-Atelier» in einer ruhigen Strasse in Feuerthalen. Beim Gedanken an einen Kostümverleih malen sich gedanklich allerdings Bilder von einem schrillen, bunten oder etwas ausgefallenen Haus. Doch wovon es aussen am Haus an Ausgeflipptheit mangelt, kann sich das Auge im Inneren dafür kaum sattsehen. «Das ist das Elternhaus meines Mannes», erzählt Anna Schneider während des Rundganges durch Räume, die mit unzähligen Kleiderstangen und Schränken für Requisiten versehen sind. Mittlerweile lebt sie allein in einem der Stockwerke, der Rest des mehrstöckigen Hauses dient ihrer grossen Leidenschaft – den Kostümen.

 

«Es ist ein Sammelsurium»

«Von Anfang an haben sich zu Hause immer mehr Kostüme von Theaterproduktionen angesammelt», erzählt die gelernte Kostüm- und Maskenbildnerin. Ihr Mann hatte sie gefragt, was sie denn nun mit all diesen Kleidern machen wolle. Sie antwortete, dass sie sie nicht weggeben möchte, da sie an ihnen hänge und es schade fände, wenn sie wegkämen. So entschieden sie sich dazu, die Kostüme in Form eines Kostümverleihs anderen zur Verfügung zu stellen. Sie nennt es scherzhaft sogar «Sammelsurium», weil sie nichts wegschmeissen könne.

Auch wenn ihre Ware nebst dem Ausleihen auch gekauft werden kann, wird es in ihren Räumlichkeiten langsam eng. «Wenn mittlerweile jemand anruft, um etwas kostenlos abzugeben, muss ich leider dankend ablehnen», bedauert sie. Sie habe einen grossen Platzmangel und deshalb keine Kapazität für weitere Kleidung, so gerne sie ihre Sammlung auch erweitern würde.

 

Vergangenheit an einem Ort

Zuerst befinden wir uns in der Fasnachtsabteilung. Wer sich als irgendetwas zwischen Pirat, Fee, Prinzessin, Grinsekatze, Wassermann oder Krabbe verkleiden möchte, ist in diesem Bereich gut aufgehoben. Die gebürtige Wienerin, die nun schon seit fast 50 Jahren in Feuerthalen lebt, wirkte in vielen Theaterproduktionen mit. Auch heute näht und bastelt sie auf Anfrage Kostüme für Produktionen, aber auch für private Kunden, die vor allem für Mottopartys, Fasnacht, Krimidinner oder Hilari noch ein passendes Outfit benötigen. In ihrem Atelier, welches sich im obersten Stock ihres Zuhauses befindet, hat sie schon unzählige Unikate erschaffen. «Diese Wikingerkostüme waren ein Gruppenkostüm», präsentiert Schneider ihre eigenen Kreationen. Obwohl alle als Wikinger verkleidet waren, sah keiner gleich aus wie der andere.  «Das ist der grosse Unterschied zu günstigen Kostümen aus dem Online-Handel zum Beispiel.» Während billige Varianten dazu auch noch leicht kaputtgehen und oft schlecht sitzen würden, seien Qualität sowie individuelle Anpassungen bei ihr grossgeschrieben. Für ihre Arbeiten verwendet sie hauptsächlich Naturmaterialien und ist jederzeit offen für jegliche Änderungsvorschläge. Dass Onlineshops, die günstige Kostümvarianten anbieten, ihr irgendwann die Arbeit wegnehmen könnten, glaubt sie aber nicht: «Gerade, wenn man eine längere Zeit in einem solchen Kostüm drin ist, ist Komfort an oberster Stelle. Das wissen die meisten auch und greifen eher auf einen Kostümverleih zurück.» Sie habe auch schon Kunden gehabt, die online etwas Preisgünstiges erworben hätten, sich dann trotzdem noch bei Schneider meldeten, weil ihr gekauftes Kostüm auseinanderfiel oder nicht passte.

Wenn sie gerade nichts Passendes für ihre Kunden da hat, nimmt sie Schere, Nähmaschine und Stecknadeln zur Hilfe, damit im Handumdrehen ein geeignetes Kleidungsstück entsteht.

Ihre Sammlung besteht jedoch nicht nur aus selbstgemachten Stücken, sondern unter anderem auch aus Originalen aus den 50er, 60er und 70er Jahren, Dirndl, Kleidung aus dem Mittelalter und anderen besonderen Teilen, die sie als Spende erhielt.

 

Kostümfavoriten

An ihre frühere Lieblingsverkleidung erinnert sich Schneider gerne zurück: «Meine Mädels und ich zogen als bunte Feen umher. Eine war in knalligem Pink, die andere in Giftgrün, ich in Orange.» Mittlerweile verkleidet sie sich nicht mehr, aber anderen mit ihren Verkleidungen zu helfen, bereitet ihr nach wie vor eine grosse Freude.

Auf die Frage, welche Kostüme denn aktuell «in» sind, findet die Kostümbildnerin keine direkte Antwort: «Das ist nicht leicht zu sagen. Klassiker, bei denen die Nachfrage in den letzten Jahren gleichgeblieben ist, sind Piraten, Hexen, Zauberer, Feen oder Kostüme zum Thema Wald und Wasser.» Der Clown hingegen, der jahrzehntelang ganz vorne mit dabei war, sei etwas zurückgegangen. Sicher ist aber, dass es für jeden Verkleidungswunsch eine Lösung gibt. Je nach Bedürfnis online, in einem Einkaufszentrum oder beim Kostümverleih – es findet sich garantiert überall etwas Kreatives, um ausgerüstet die Fasnacht zu feiern und zu geniessen.

Guggenmusik-Fans dürfen sich während den drei Tagen auf viele Auftritte freuen. Sei es beim Kinderumzug, bei den Guggenauftritten an verschiedenen Standorten oder beim Fasnachtsumzug am Sonntagnachmittag. Bild: zVg. FaKoS
Laura Alar, Schaffhausen24