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Gast-Kommentar
Gesundheit
29.01.2025

Städtische Pflicht zur Gesundheitsversorgung

Livia Munz, SP-Grossstadtsrätin
Livia Munz, SP-Grossstadtsrätin Bild: zVg.
SP-Grossstadtsrätin Livia Munz schreibt in ihrer Kolumne über die Gesundheitsversorgung in der Schweiz.

Eine gute medizinische Grundversorgung ist essenziell für die Lebensqualität und spart Gesundheitskosten. Diese sind bereits jetzt zu hoch, ja sie explodieren förmlich. Gleichzeitig schafft es die Politik nicht, tragfähige Lösungen für eine bezahlbare Gesundheitsversorgung zu finden. Hausarztpraxen können über 94 Prozent aller Gesundheitsprobleme abschliessend behandeln und verursachen dabei nur knapp 8 Prozent der Gesundheitskosten. So wie die meisten anderen Kantone, kämpft auch Schaffhausen mit einer enormen Unterversorgung in der Allgemeinmedizin, obwohl diese die kostengünstigste Behandlung anbietet. Für eine gute Grundversorgung braucht es mindestens einen Hausarzt bzw. eine Hausärztin pro 1000 Einwohner. Im Kanton Schaffhausen fehlt jede vierte Hausarztpraxis, jeder achte Hausarzt und Hausärztin hat das Pensionsalter schon überschritten. Während der nächsten zehn Jahre wird die Hälfte unserer Hausärztinnen und Hausärzten das Rentenalter erreichen. Unser Handlungsbedarf ist dringend, andernfalls sinkt die Lebensqualität und die Gesundheitskosten steigen.

Die SP der Stadt Schaffhausen will, dass sich die städtische Politik nun endlich dieser Problematik annimmt. Die Gesundheitsinitiative der SP verlangt, dass sich die Stadt aktiv mit dem chronischen Mangel an Fachpersonal in der Allgemeinmedizin auseinandersetzt. Gemeinschaftspraxen sollen von der Stadt ausgestattet und kostendeckend vermietet werden. Dies erleichtert jungen Allgemeinfachkräften den Start in Schaffhausen, ohne die hohen Investitionskosten zu stemmen, die eine Praxisübernahme mit sich bringt. Die Rolle des Hausarztes hat sich verändert, Hausärztinnen und Hausärzte wollen geregelte Arbeitszeiten sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In Gemeinschaftspraxen kann die Grundversorgung trotz flexibleren Arbeitszeitmodellen optimal gedeckt werden.

Wir sind überwältigt von den Reaktionen der Bevölkerung auf die Initiative. Der Mangel an medizinischer Grundversorgung ist ein riesiges Problem und die Politik muss sich endlich darum kümmern.

Obwohl die Gesundheitsversorgung grundsätzlich die Aufgabe des Kantons und des Bundes ist, muss die Stadt ihren kleinen Handlungsspielraum nutzen. Kommt die Initiative durch, wird die Stadt verpflichtet, ihre Möglichkeiten optimal auszunutzen. Kanton und Bund müssen ihre Verantwortung aber ebenfalls wahrnehmen und kreative Lösungen finden, um der drohenden massiven Unterversorgung entgegenzuwirken. Denn eine flächendeckende allgemeinmedizinische Grundversorgung erhöht die Lebensqualität und spart Gesundheitskosten.

Schaffhausen24