Graziös und voller Ausdruck schweben sie über die Bühne. Mal mit einem lächelnden Gesichtsausdruck, mal mit einem ernsteren. Seit fast einem Jahr sind sie Teil des Billy Elliot-Musicals in der Maag Halle Zürich. Der «Bock» hat sich mit den vier leidenschaftlichen Balletttänzerinnen Sophie Strobel, Lea Hechelmann, Marley Strobel und Luna Portmann aus Schaffhausen unterhalten, um von ihren Erlebnissen von der grossen Bühne zu erfahren.
Unerwartete Nachricht
«Als wir von dem Casting erfuhren, machten wir uns keine grossen Hoffnungen», erzählen die Vier bei einem Gespräch in ihrem gewohnten Tanzstudio. «Es haben schliesslich so viele Leute mitgemacht – da war die Chance sehr gering, dass jemand von uns tatsächlich gewählt wird, und schon gar nicht alle vier.» Umso grösser war dann die Vorfreude, als die positive Nachricht überliefert wurde. Das Casting bestand aus Singen, Schauspiel und einer vorgezeigten Choreografie, die sie anschliessend nachtanzen mussten. «Im Singen waren wir alle weniger stark. Dafür konnten wir mit dem Vortanzen überzeugen», ergänzt Luna. Nach der Vorfreude, stiessen allerdings auch erste Zweifel auf: «Zuerst hatte ich schon auch ein bisschen Angst. Angst davor, was mich erwarten würde», erzählt Marley. Nach dem ersten Training habe sich diese Angst allerdings schnell wieder gelegt.
Im Februar fand das Casting statt, ab dem 1. November hiess es bereits «Showtime». Alle Darstellerinnen und Darsteller haben in der Zwischenzeit fleissig geprobt und hatten die Möglichkeit, sich untereinander kennenzulernen.
Teil des Teams
Ehrlich gestehen die Mädchen, dass sie zu Beginn keine Lust hatten, jedes Mal nach Zürich zu fahren, aber mittlerweile habe sich dies komplett geändert. «Am liebsten würden wir jeden Tag hingehen.», verraten sie. Denn abgesehen von neuen Eindrücken und haufenweise Erfahrungen, konnten sie auch viele neue Freunde finden. «Sobald unser Auftritt vorbei ist, rennen wir direkt hinter die Bühne zu unseren Freunden und umarmen uns», verrät Lea. Auch die erfahrenen Darstellerinnen und Darsteller würden ihnen seit Tag Eins stets auf Augenhöhe begegnen, sodass sich die Schaffhauserinnen von Anfang an willkommen sowie unterstützt fühlten. «Nach jeder Performance applaudieren wir uns alle gegenseitig. Das ist so ein schönes Gefühl von «Gemeinschaft», schon fast wie in einer grossen Familie», sagt Sophie.
«Jede hat ihren Moment»
Nervös fühlen sich die Mädels nicht mehr. Zu Beginn, wie sie berichten, mussten sie sich auf der Bühne ziemlich konzentrieren, um die Tanzroutine korrekt auszuführen. Mittlerweile sitze diese jedoch felsenfest, sodass sie die Auftritte in vollen Zügen geniessen können. Obwohl sie keine «Hauptfigur» besetzen, hat jede einzelne von ihnen eine einzigartige Rolle. Sie spielen Tanzschülerinnen in jener Ballettschule, in der Billy Elliot das Tanzen lernt. «Die Charaktere sind sehr verschieden – so hat jede von uns mal ihren Moment auf der Bühne», informiert Marley.
Grosse Lebensschule
Franziska Looser-Weilenmann, Tanzlehrerin und ehemalige Leitung der Ballettschule Schaffhausen, betont: «Ich bin sehr stolz auf die Mädchen. Was sie bei dieser hochprofessionellen Show an Zusammenhalt sowie Können erleben düfen, ist wunderbar und lehrreich.» Sie kennt die Vier seit ihrem dritten oder vierten Lebensjahr und ist begeistert davon, wie weit sie mit ihren jungen Jahren bereits gekommen sind. «Sie waren schon immer mit viel Leidenschaft dabei», meint Looser-Weilenmann. Abgesehen von den vielen neuen Freunden und lustigen Momenten, sei das Musical eine riesige Lebensschule für die Girls. «So eine Chance erhält man nicht alle Tage. Meine Schülerinnen lernen auf einer grossen Bühne zu stehen, entwickeln sich weiter und geniessen diesen Tapetenwechsel», sagt Andrina Schaber, jetzige Leiterin der Schule. Ausserdem wirke sich die Erfahrung auf die üblichen Tanzstunden aus: «Sie sind permanent am Strahlen, hochmotiviert und stecken damit den Rest der Tanzgruppe an.»
Neue Türen geöffnet
Während das Musical noch bis im Juni fortgesetzt wird, ergeben sich bereits die nächsten Chancen: «Vor etwa drei Wochen waren wir in der Helene Fischer Show, wo wir einen Ausschnitt des Musicals vorgeführt haben», erzählt Sophie enthusiastisch. Helene Fischer hat dabei selbst auch mitgespielt – in der Rolle der Ballettlehrerin. «Das waren etwa 15-mal so viele Zuschauende wie bei den Musical-Auftritten. Dort waren wir dann schon ein bisschen nervös.»
«BILLY ELLIOT» das Musical wird seit dem 1. November in deutschsprachiger Fassung in der Maag Halle Zürich vorgestellt. Aufgrund von grossem Interesse, wurden die Spieldaten bis am 15. Juni verlängert. Das fast dreistündige Stück handelt von einem Jungen, der für seine Leidenschaft – Ballett – und gegen jeglichen Widerstand seines Umfelds kämpft. Tickets und weitere Informationen zu dem Musical sind unter billy-elliot.ch zu finden.