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Politik
27.01.2025
28.01.2025 11:09 Uhr

«Meine Art, Dankbarkeit zu zeigen»

Wagt den Schritt in die Politik: Die ehemalige «Bock»-Redaktorin Gabriella Coronelli aus Thayngen kandidiert für die Ersatzwahlen in den Gemeinderat.
Wagt den Schritt in die Politik: Die ehemalige «Bock»-Redaktorin Gabriella Coronelli aus Thayngen kandidiert für die Ersatzwahlen in den Gemeinderat. Bild: Peter Schäublin / 720.ch
Gabriella Coronelli, 46-jährige Primarlehrerin aus Thayngen, tritt als SVP-Kandidatin für die Gemeinderatsersatzwahlen an. Die Seconda überzeugt durch Sozialkompetenz, berufliche Vielseitigkeit und ihrer Vision eines lebenswerten Thayngens. Am 9. Februar wird über ihre politische Zukunft entschieden.

Wenn jemandem das Sünneli im SVP-Logo zugeordnet werden kann, dann Gabriella Coronelli. Die 46-jährige Primarlehrerin und frühere «Bock»-Redaktorin besticht mit Sozialkompetenz und strahlt eine vertraute Wärme aus. Angesprochen darauf, warum sie sich der SVP angeschlossen habe, lacht sie und entgegnet: «Aussagen, wie ‹Du siehst ja gar nicht aus, wie eine von der SVP› höre ich immer wieder. Ich denke eher, wenn man beim Parteiprogramm, welches doch an die 130 Seiten umfasst, einfach den Parteinamen und das Logo weglässt, würden wohl einige Leute staunen, wie nah sie mit ihrer persönlichen Meinung der SVP kommen.» Sie sei auch nicht überall sakrosankt eins, doch das Gros, die Marschrichtung wie sie es nennt, welches das Parteiprogramm vorgibt, decke sich weitgehend mit ihrer Einstellung. Ausschlaggebend für ihre SVP-Parteizusage war insbesondere die folgende Passage: «Und wer zu uns kommt, darf Teil unserer Gesellschaft werden, wenn er oder sie sich integriert und gewillt ist, sich an unsere Werte und Gesetze zu halten. Diesen Menschen bieten wir gerne eine neue Heimat». Sie habe sich schon immer gerne mit politischen Themen auseinandergesetzt, spätestens seit der Einbürgerung vor etwa vier Jahren, ist das Interesse gewachsen. «Die Kandidatur ist aber auch meine Art Dankbarkeit zu zeigen, indem ich für meine Gemeinde einstehe und etwas zurückgeben will.» 

Bestens verwurzelt

Am 27. Dezember 1978 wurde der kleine Wonneproppen in Schaffhausen in eine italienische Arbeiterfamilie hineingeboren. «Meine Eltern kamen als junge Erwachsene in die Schweiz und waren froh, dass sie arbeiten konnten.» Aufgewachsen und integriert inmitten der Thaynger Dorfidylle einer starken Generation, kennt die bestens verwurzelte Seconda die Umgebung so gut wie ihre eigenen Hosentaschen und weiss daher auch, auf die Bedürfnisse der Bevölkerung einzugehen. Schule, Ausbildung zur Kauffrau, die ersten Brötchen verdient – und schon bald mittendrin in verantwortungsvollen Positionen, in denen Gabriella Coronelli mit erworbenen Kommunikations- und Führungskenntnissen souverän orchestrierte. Dass sie auch mit komplexen Situationen umzugehen vermag, bewies sie bei ihrer Tätigkeit im Beschwerdemanagement bei der IWC. Just zur Pandemie änderte sie ihr Berufsfeld und verhalf dem kreativen Gipserunternehmen Coronelli & Partner GmbH als Back Office Managerin zum Aufschwung, ehe auf den 1. Februar 2022 ein erneuter Wechsel bevorstand. Beim «Bock» fand Gabriella Coronelli schnell ihre Passion in politischen und gesellschaftlichen Themen. «Ich hatte schon immer meine eigene Meinung, doch seit meiner Einbürgerung verstärkte sich das Interesse um ein Vielfaches, darum riss ich immer die Abstimmungsbüchlein an mich. Lesen musste ich sie ja ohnehin», lacht die Thayngerin. «Loyalität war mir schon immer wichtig. Als Redaktorin war es mir von Berufes wegen ein Anliegen, mich nach aussen hin nicht offiziell politisch zu positionieren», erinnert sie sich. Zwei Jahre später stand erneut ein Branchenwechsel bevor und Coronelli nahm eine Stelle als Primarlehrerin einer Förderklasse in Schaffhausen an. 

Familiäre Unterstützung

Schon bevor die Einbürgerung in trockenen Tüchern war, kam eine erste Anfrage, ob sie sich denn vorstellen könne, politisch aktiv zu werden. «Ich war nie abgeneigt, wartete aber die richtige Gelegenheit ab, wollte aber auch meine private und berufliche Situation zuerst geklärt haben», was sie inzwischen auch tat. Als dann im vergangenen Dezember der frisch gewählte Gemeinderat Andreas Winzeler aufgrund familiärer Gründe demissionierte, fragte der frühere Schulkollege Ueli Kleck, der mittlerweile das Amt des Parteipräsidenten der SVP Thayngen kleidet, Gabriella Coronelli an, ob sie als Kandidatin für die Ersatzwahl zur Verfügung stehen würde. Ehe Kleck sich versah, erhielt er von ihr grünes Licht. «Zwischen meinem definitiven ‹Ja› und dem Fotoshooting verging knapp eine Stunde», beschreibt sie diesen turbulenten Moment. «Es ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man im ganzen Dorf das eigene Gesicht auf den Plakaten sieht», lacht Coronelli. Auch mit Ehemann Enzo, der politisch etwas anders gewickelt sei, besprach sie die neue Ausgangslage.  «Am Familientisch bleiben die politischen Diskussionen so oder so spannend und konstruktiv. Auch wenn mein Mann und ich nicht immer gleicher Meinung sind, unterstützt er mich doch sehr im Wahlkampf.»

Hält an Loyalität fest

Auch SVP-Kantonsrätin und Parteipräsidentin des Kantonalvorstands, Andrea Müller, begrüsst Coronellis Schritt zur Kandidatur. «Wir dürfen eine so kompetente Kandidatin ins Rennen schicken», freut sie sich. «Gabriella steht mit beiden Beinen fest am Boden und wird mit ihrer offenen Art und ihrem vielfältigem beruflichen Leistungsausweis frischen Wind in den Gemeinderat bringen. Gute Kommunikation und Leistungsbereitschaft sind zwei wichtige Erfolgsfaktoren, welche Gabriella zweifellos mitbringt», schickt Müller lobende Grüsse an die Kandidatin. Doch was für ein Paket würde die Wählerschaft erwarten? «Ich habe schon immer die Vision, dass man vom Säuglingsalter bis ins hohe Alter ein schönes Leben in Thayngen führen kann, wo es an nichts fehlt.» Weiter betont Coronelli: «Ich verspreche rein gar nichts, ausser dass meine ausgeprägte Loyalität auch in der Politik zum Tragen kommt und ich daran festhalten werde.» Auch werde sie sich für transparente Kommunikation einsetzen. «Mein Fokus gilt bei einer Wahl voll und ganz den anstehenden Arbeiten, die im Gemeinderat anfallen.»
Am 9. Februar ist Stichtag. Ein bisschen aufgeregt sei Gabriella Coronelli schon, doch die Aufregung vermische sich mit Vorfreude, was ab diesem Datum alles auf sie zukommen könnte.

Ronny Bien, Schaffhausen24