Letzte Woche fuhr ich mit dem Auto durch Deutschland und machte da ausnahmsweise mal nicht meine Musik an, sondern schaltete das Radio ein. Der Moderator pries dann einen Beitrag an, in dem es um die Auswirkungen von Alkohol ging. Oder wie er es formulierte: «Was macht das mit seinem Körper, wenn man keinen Alkohol konsumiert?»
Dieser Beitrag war im Rahmen des sogenannten «Dry January», eine internationale Initiative, bei der es, wie man im Namen auch schon erkennen kann, darum geht, im Januar keinen Alkohol zu konsumieren. Das Ziel ist eine nachhaltige Verbesserung im Umgang mit Alkohol.
Ich bin der Meinung, dass Alkohol diese Art von Substanz ist, mit der in unserer Gesellschaft viel zu verharmlosend umgegangen wird, was des Weiteren ihren Schaden nochmal substanzieller macht. Man denke nur an folgende Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit: 250 000 Alkoholabhängige in der Schweiz, vier Prozent mit einem chronisch risikoreichen Konsum und rund 1600 Menschen, die ihr Leben jährlich durch Alkohol verlieren. Auch unserer Volkswirtschaft schadet der Alkohol unter anderem durch Krankheit, Tod und niedrigere Produktivität. Die Bier- und Spirituosensteuer machen diese finanziellen und menschlichen Verluste nicht wett.
Einen Lichtblick am Ende des Tunnels gibt es aber trotzdem, unter Jugendlichen gibt es – beziehungsweise gab es zumindest – einen Abwärtstrend im Alkoholkonsum. Auch beim Tag der politischen Bildung (Demokratie am Rhy), wo das Erziehungsdepartement zusammen mit dem Jugendparlament Schaffhausen jungen Menschen Politik näherbrachte, fand ich es faszinierend zu sehen, wie sich andere Jugendliche auch Gedanken machten über Rauschmittel, deren Auswirkungen und wie wir diese beantworten sollten. Da ging es aber um E-Zigaretten, sogenannten Vapes. In diesem Zusammenhang haben sich die Jugendlichen überlegt, ob Verbote die Lösung sind, sie waren sich aber nicht sicher und setzten dann eher auf präventive und bildende Massnahmen. Einen krassen Ansatz in der Alkoholpolitik fährt Schweden, wo der Staat ein Monopol auf hochprozentigere Getränke hat.
Sind wir aber ehrlich: In dieser ganzen Thematik bin ich natürlich ein Moralapostel, ich trinke selbst ab und zu alkoholhaltige Getränke. Ich möchte einfach, dass wir über dieses Thema mehr und ernsthafter sprechen, denn je nach dem schadet Alkohol uns selbst, unseren liebsten oder der gesamten Gesellschaft. Daher finde ich es gar nicht so verkehrt, sich auch mal einen alkoholfreien Januar zu gönnen.