Seit gut neun Monaten bin ich nun beim «Bock». Sozusagen eine ganze Schwangerschaft. Ich bin heilfroh, setzen nicht gleich die Wehen ein. Nicht nur wegen der höllischen Schmerzen, sondern auch wegen dem ganzen Zunderobsi, das diese mit sich bringen. Kind eins hat mein Leben vor sieben Jahren auf den Kopf gestellt. Und wer hätte es geahnt: Kind zwei hat 20 Monate später auch nicht für Ordnung gesorgt.
Dieses Durcheinander hat sich sogleich auf alle Lebensbereiche ausgewirkt – auch auf den Beruf. In meinem Fall aufs Pensum: von Vollzeit, über Teilzeit zu freischaffend (und oft auch gar nicht schaffend). Denn anders war es kaum zu stemmen. Erst recht nicht, wenn man – wie wir – keine Grosseltern hat, die regelmässig oder zumindest kurzfristig einspringen können.
Immerhin: Als Journalistin konnte ich meiner Arbeit immer nachgehen – mal mehr, mal weniger, je nachdem, wie es die Zeit und die Kinder zuliessen. Doch genau das ist ein Luxus, den nicht jeder Beruf und jede Lebenssituation bietet. Dass Mütter 2024 (bald 2025) immer noch so viele Kompromisse eingehen müssen, wenn sie arbeiten wollen oder müssen, ist schon verrückt. Viele arbeiten in Berufen, die nicht die ihren sind, nur weil das Pensum stimmt. Andere suchen lange nach einer Arbeit, bei der das Pensum stimmt. Und hat man diese erst gefunden, wagt man kaum zu denken, dass etwas nicht passen könnte. Auch ich habe in den vergangenen Jahren nicht realisiert, dass mir etwas fehlte. Bis ich es vor neun Monaten wiederfand: Teil eines Teams zu sein. Im Homeoffice war der Kontakt zu den Arbeitskollegen gering und mehrheitlich elektronisch. Zwar bin ich immer noch freischaffend, mache immer noch einen grossen Teil der Schreibarbeit von zu Hause aus. Doch nun sehe ich meine Kollegen wieder regelmässig. Und dafür bin ich sehr dankbar.
Die vielen lieben Menschen, die ich in den vergangenen neun Monaten kennenlernen und deren Geschichten ich im «Bock» erzählen durfte, sind dabei noch das Tüpfelchen auf dem i.
Auch bei ihnen lief nicht immer alles rund. Manchmal kam es sogar ganz anders, als sie es sich vorgestellt und erhofft hatten. Aber unser aller Erfahrung zeigt, meist ergibt sich ein neuer Weg. Wichtig ist, dass man darüber spricht. Denn das Zunderobsi gehört im Leben dazu, das können wir ohnehin nicht ändern. Und sollten es vermutlich auch gar nicht: Denn gäbe es kein Durcheinander, wäre jede Ordnung nichts wert. Und daran versuche ich mich jetzt auch zu erinnern, wenn ich mich das nächste Mal durch die herumliegenden Legosteine kämpfe. Frohes Neues!