Nun läuft meine dritte Amtszeit als Stadtrat aus und ich trete über in den Ruhestand. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Schritt einen derart berühren kann, obschon er selbstgewählt und gut überdacht ist. Es ist nun Zeit, Rückschau zu halten und dabei das Wesentliche im Blickfeld zu behalten. Am meisten vermissen werde ich nebst meinen Aufgaben als Bildungs-, Kultur- und Sportreferent die zahlreichen Kontakte mit der Schaffhauser Bevölkerung, mit Vertretenden von Institutionen, Gremien und Vereinen – auch in den Landgemeinden. Man kennt sich, nimmt Anteil und vermittelt damit auch ein wenig Heimatgefühl.
Wer ein politisches Amt ausübt sollte zwar über Sachkompetenz und Führungserfahrung, Geduld und Durchsetzungsvermögen verfügen, gleichzeitig aber ganz einfach den Menschen mögen. Ich meine damit den Menschen mit all seinen Wünschen, Hoffnungen, Freuden und Leiden, auch mit seinen Schwächen und Eigenarten, Launen und Emotionen. Dies zu leben und zu erleben ist eine Bereicherung, die den ab und zu doch sehr rüden Umgang in der Politik vergessen lässt. Mir persönlich haben diese Begegnungen unglaublich viel gebracht und auch bedeutet. Selbst kontrovers geführte Gespräche – vielleicht eben gerade diese ganz besonders – regen nämlich an zur Überprüfung des eigenen Denkens und Handelns. Sie tragen oftmals bei zu den so genannt «guteidgenössischen», schliesslich und endlich mehrheits- und damit tragfähigen Entscheidungen.
Daher lautet meine Empfehlung: Man nehme sich und seine Haltung nie zu wichtig und pflege den Kontakt mit den Mitmenschen. Unsere Demokratie lebt auf allen drei staatlichen Ebenen vom gegenseitigen Zuhören, von der Bereitschaft, Kompromisse einzugehen. Sie setzt zudem einen respektvollen Umgang miteinander voraus, eben die Begegnung auf «Augenhöhe». Es ist dies eine Qualität, die wir auf keinen Fall leichtfertig Preis geben dürfen. Die von den Parteien so oft und zu recht postulierte Bürgernähe bleibt damit nicht nur leeres Versprechen, sondern wird im eigentlichen Sinn praktiziert.
In unserem staatlichen Gefüge haben beispielsweise die Freizeitvereine, Quartiervereine und Elternräte, mit anderen Worten gesagt die Interessenvereinigung jeglicher Ausrichtung, eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Sie ermöglichen und erleichtern oftmals dort das Gespräch und zwar genau dort, wo die Meinungen zu einem Projekt oder Vorhaben feststehen oder derart unterschiedlich sind, dass ein Kompromiss nur schwer erreichbar erscheint. Sie sind Gefässe und Plattformen des Austausches und der Diskussion. Sie können die Verantwortlichen von Stadt und Kanton auf Schwachstellen einer Planung hinweisen, mithin lösungsorientiert und praxisnah die Anliegen der Einwohnerinnen und Einwohner auf den entscheidenden Punkt bringen.
Ich selber durfte nicht nur einmal davon profitieren und auch erleben, dass ich hernach bei der weiteren Realisierung des Projektes – weil nun mehrheitsfähig – aktiv unterstützt wurde, eben «guteidgenössisch». Bleiben wir also dieser Tugend treu!