Die Session ist vorbei, das Jahr ist vorbei – und auch mein erstes Jahr als Ständerat geht zu Ende. Ein Jahr voller politischer Debatten, Herausforderungen und Entscheidungen. Politik ist das eine, doch genauso wichtig sind die persönlichen Kontakte, die sich in diesem Jahr entwickelt haben.
Eine Reise nach Herisau AR bleibt mir besonders in Erinnerung. Vor der Wahl des Ständeratspräsidenten trafen wir uns dort mit den verschiedensten Menschen. Solche Begegnungen ausserhalb des Bundeshauses bieten wertvolle Einblicke in andere Lebensrealitäten. Sie erinnern uns daran, dass die Schweiz aus urbanen Zentren, ländlichen Regionen, unterschiedlichen Kulturen und Weltanschauungen besteht. Das macht unser Land aus – und das prägt unsere Arbeit in Bern.
Auch die Kultur im Ständerat hat ihre besonderen Momente. Vor der letzten Sitzung am Freitag versammeln sich alle Mitglieder in der Mitte des Saals. Man wünscht sich persönlich alles Gute, sagt «Auf Wiedersehen». Diese kurzen, herzlichen Worte schaffen Vertrauen – Vertrauen, das wir brauchen, um in der Politik Kompromisse zu finden.
Ein gutes Beispiel dafür ist das Verbandsbeschwerderecht, das Ende des Jahres für Wasserkraftprojekte abgeschafft wurde. Im Rat sagte ich dazu: «Das ist ein Vorschlaghammer statt ein Skalpell.» Trotzdem signalisierte ich Kompromissbereitschaft. Nach der Sitzung kamen bürgerliche Kolleginnen und Kollegen zu mir und sagten: «Wir sollten einen Kompromiss finden.» Das versuchen wir nun gemeinsam. Ohne Vertrauen und ohne die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, wäre das nicht möglich gewesen.
So funktioniert der Ständerat. So funktioniert Politik. Und so funktioniert auch unser Zusammenleben. Es gibt nicht nur die eigene Realität, sondern auch die der anderen. Die eigene Sichtweise ist nicht wichtiger oder richtiger. Es braucht die Bereitschaft, sich auf andere einzulassen – ob bei unterschiedlichen Weltanschauungen, Religionen oder Lebensweisen. Diese Offenheit wünsche ich mir nicht nur in der Politik, sondern auch für die Menschen in Schaffhausen. Denn nur durch gegenseitiges Verständnis und Dialog können wir unsere Gemeinschaft stärken. Die Herausforderungen werden nicht weniger, weder in Bern noch in unserem Alltag. Doch gerade deshalb müssen wir Brücken bauen, zuhören und bereit sein, auch mal einen Schritt auf den anderen zuzugehen.
Ich freue mich darauf, auch im neuen Jahr Schaffhausen und seine Menschen in Bern zu vertreten. Gemeinsam schaffen wir ein Miteinander, das unsere Vielfalt respektiert und uns stärker macht. Auf ein gutes, vertrauensvolles neues Jahr.