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Schaffhausen
17.12.2024

Herausforderung Barrierefreiheit

Baureferentin und Stadträtin Katrin Bernath legt Wert darauf, dass behindertengerechtes Bauen gewährleistet ist,  wenn Bauvorhaben eingereicht werden.
Baureferentin und Stadträtin Katrin Bernath legt Wert darauf, dass behindertengerechtes Bauen gewährleistet ist, wenn Bauvorhaben eingereicht werden. Bild: zVg.
«Bock Praktikant» und Rollstuhlfahrer Adrian Klobucar hat als Betroffener im Zuge dessen mit der Baureferentin der Stadt Schaffhausen, Katrin Bernath, über die Barrierefreiheit in der Altstadt Schaffhausen gesprochen.

«Wir haben im Moment sehr viele Projekte von verschiedenen Bauherrschaften. Die grösste Herausforderung ist, die vielen Baustellen in der Altstadt unter einen Hut zu bringen», erklärt Katrin Bernath gegenüber dem «Bock». Ihr sei es wichtig, dabei die Sicht der Leute zu berücksichtigen, die in der Stadt unterwegs sind.

Stadtrat nimmt Barrierefreiheit ernst

«Als herausfordernd und nicht ganz unproblematisch erachte ich die Läden in der Altstadt, die keinen barrierefreien Zugang gewährleisten können», so Bernath. Einmal im Jahr trifft sich die Stadträtin zum Austausch mit Vertretern verschiedener Behindertenorganisationen. Dort wird das Thema auch immer wieder diskutiert. Es ist aber so, dass die Stadt wenig ausrichten kann, ausser bei Bauvorhaben. «Wenn ein Unternehmen seine Filiale umbaut, braucht es eine Baubewilligung. Dann kümmert sich die Stadt darum, dass die Vorgaben für behindertengerechtes Bauen berücksichtigt werden und das Geschäft einen barrierefreien Zugang gewährt, sofern es die Situation erlaubt. Darum ist es wichtig, dass nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Betriebe rund um die Barrierefreiheit sensibilisiert sind», schildert sie weiter. Beim frisch sanierten Stadthaus beispielsweise wurde darauf geachtet. «Wir haben das Stadthaus mit einem Lift versehen, mit dem man ohne Hindernisse in alle Räume gelangen kann – ausser im alten Stadthaus die obersten beiden Etagen. Dies ist ein grosser Vorteil gegenüber der bisherigen Situation», betont die Stadträtin.

Projekt mit den «Bsetzisteinen»

«Vor einiger Zeit wurde gemeinsam mit dem Tiefbauamt und einem Rollstuhlfahrer ein Test durchgeführt», erzählt Katrin Bernath. Dabei sollte aufgezeigt werden, wie die Pflästerung angepasst werden kann, damit sie für mobilitätseingeschränkte Menschen weniger hinderlich ist. «Die Demonstration des Rollstuhlfahrers war sehr eindrücklich», fügt sie hinzu, «und zeigte uns deutlich die Herausforderungen, die in Alltagssituationen entstehen.» Eine wesentliche Erkenntnis war, dass die vorderen Räder des Rollstuhls regelmässig zwischen den Pflastersteinen hängenblieben. Gefährliche Stolperfallen bestanden in der gesamten Altstadt, das Unfallrisiko war erheblich. Doch mittlerweile reagierte die Stadt und liess Bahnen durch die ganze Innenstadt schleifen. Neu werden Pflastersteine eingesetzt, die auf der Oberseite bearbeitet sind. Bei einem solchen Projekt kommt einiges zusammen. Wie etwa der Denkmalschutz, die Reinigung und die Benützung. Der Stadt fällt es manchmal schwer, alle Wünsche von verschiedenen Menschen bei einem Bau umzusetzen. Suboptimal ist, dass man diese Bahnen durch Gegenstände wie Werbeschilder, Velos oder Autos blockiert. Die Bänke beeinträchtigen die Spur zum Teil auch. «Als Stadträtin kann ich nicht gewährleisten, dass dieses Problem in absehbarer Zeit behoben werden kann», sagt die Baureferentin. Die Stadtpolizei sorgt aber regelmässig dafür, dass die Bahnen freigehalten werden. 

Nicht alles umsetzbar

«Bei der Sanierung eines Gebäudes oder bei einem Neubau kommen viele Themen zusammen, die es zu berücksichtigen gilt. Zu nennen sind der Brandschutz, der Denkmalschutz und nicht zuletzt die Barrierefreiheit», so Bernath weiter. Es gibt immer wieder Projekte, bei denen nicht alle Anforderungen umsetzbar sind. Bei solchen Fällen müssen wir Kompromisse eingehen», sagt die Baureferentin. Die Schulhäuser der Stadt Schaffhausen sind teilweise sehr in die Jahre gekommen und nicht mehr dem heutigen Standard gerecht. Deshalb werden verschiedene Schulhäuser saniert und auch barrierefrei zugänglich gemacht. Das braucht es vor allem wenn es um die Inklusion von Kindern mit Behinderungen geht, aber auch für Eltern mit Beeinträchtigungen, die einen Schulbesuch machen wollen.

 

Zugänglich für alle

Bei der Pro Infirmis kann man als Rollstuhlfahrer einen sogenannten «Eurokey Schlüssel» gegen eine einmalige Gebühr beziehen. Mit dem Schlüssel haben Menschen mit einer Behinderung die Möglichkeit rollstuhlgerechte Toiletten, die mit einem speziellem «Eurokey» gekennzeichnet sind, selbständig zu öffnen. «Das ist eine gute Lösung. Meiner Meinung nach wäre es aber ein Schritt in die falsche Richtung, alle hindernisfreien Toiletten mit einem «Eurokey» auszustatten. Im Idealfall baut man überall Toiletten, die barrierefrei und für alle Menschen zugänglich sind. Der Vorteil des «Eurokeys» ist, dass behindertengerechte Toiletten vor Vandalismus verschont bleiben», erklärt die Baureferentin. Der Aussenwahrnehmung nach wird zum Teil bemängelt, die Stadt wäre bei der Barrierefreiheit eingeschlafen. Verschiedene Beispiele zeigen jedoch, dass der Stadtrat bestrebt ist, die Schaffhauser Altstadt möglichst behindertengerecht zu gestalten. Es ist essenziell, die Bevölkerung, aber auch die Unternehmen, darauf aufmerksam zu machen.

Adrian Klobucar besucht die Schaffhauser Sonderschule und absolviert beim «Bock» ein Praktikum in den Bereichen Redaktion und Administration.

Adrian Klobucar, Schaffhausen24