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Politik
26.11.2024
26.11.2024 08:52 Uhr

Vorbei ist der letzte Abstimmungskampf

Obschon Raphaël Rohner (Mitte) zurückgetreten ist und Ibrahim Tas (l.) nicht wiedergewählt wurde, ist die FDP in der kommenden Legislatur mit Nicole Herren (2.v.l.), Stephan Schlatter (2.v.r.) und Jean-Marc Behr (r.) sowie drei weiteren Kollegen vertreten.
Obschon Raphaël Rohner (Mitte) zurückgetreten ist und Ibrahim Tas (l.) nicht wiedergewählt wurde, ist die FDP in der kommenden Legislatur mit Nicole Herren (2.v.l.), Stephan Schlatter (2.v.r.) und Jean-Marc Behr (r.) sowie drei weiteren Kollegen vertreten. Bild: zVg.
Die Schaffhauser Stadtratswahlen zeigen leichte Verschiebungen im politischen Gefüge. Während die SP mit zehn Sitzen die stärkste Fraktion bleibt, sorgt PUSH mit einem gelungenen Einstand. Auch die nationalen Abstimmungen verliefen emotional.

Die Ergebnisse der Stadtratswahlen 2024 in Schaffhausen zeigen insgesamt moderate Veränderungen. Die SP bleibt mit zehn Sitzen stark, was durch die Integration der ehemaligen AL-Sitze erklärbar ist. Dennoch hat die Partei gegenüber der vorherigen Wahl letztlich zwei Sitze verloren, was einen leichten Rückgang darstellt. Die FDP konnte einen Sitz gewinnen und stellt nun sechs Vertreter, während die Jungen Grünen einen Sitz verloren und nur noch mit einem Mitglied vertreten sind. Neu in den Grossen Stadtrat eingezogen ist die Gruppierung PUSH, die mit Urs Tanner einen Sitz erringen konnte. Die SVP und die GLP blieben mit acht, respektive vier Sitzen stabil. Die Grünen Schaffhausen mussten hingegen einen Sitzverlust hinnehmen und sind jetzt mit nur noch zwei Mandaten vertreten. Parteien wie die EDU, EVP, JUSO und die Die Mitte konnten ihre bisherigen Mandate unverändert halten. Insgesamt zeigen die Wahlen, dass das politische Gleichgewicht weitgehend erhalten bleibt, mit leichten Gewinnen und Verlusten einzelner Parteien.

Grosser Stadtrat

Die Wahlen für den Grossen Stadtrat in Schaffhausen 2024 brachten wichtige Ergebnisse und einige Veränderungen in der Zusammensetzung des Gremiums. Besonders stark präsentierte sich die SP, die trotz leichter Verluste mit zehn Sitzen weiterhin die grösste Fraktion bleibt. Livia Munz erzielte mit 6919 Stimmen das beste Resultat aller Kandidierenden. Neu im Rat sind Romina Loliva, Mirjam Senn, Nicole Hinder und Nicole Silvestri, während erfahrene Mitglieder wie Christian Ranft und Bea Will ausschieden. Bemerkenswert ist, dass Isabelle Lüthi, die innerhalb der SP am wenigsten Stimmen erhielt (3020), dennoch mehr Stimmen erzielte als Mariano Fioretti (SVP), der mit 3008 Stimmen das höchste Resultat ausserhalb der SP verbuchen konnte.

Die SVP behauptete ihre acht Sitze. Spitzenkandidat Mariano Fioretti führte die Liste an, während Andres «Res» Hauser als Neuzugang in den Rat einzieht. Langjährige Mitglieder wie Walter Hotz schieden durch Rücktritt aus. Die FDP konnte leicht zulegen und stellt nun sechs Sitze. Severin Brüngger und Nicole Herren erzielten die besten Ergebnisse, während Jean-Marc Behr erstmals Einsitz nimmt. In einem Statement sagte Behr: «Ich danke der Schaffhauser Bevölkerung für das Vertrauen. Dass ich es auf Anhieb schaffe, hat mich überrascht. Ich freue mich auf die Arbeit im Grossen Stadtrat und werde mein Bestes geben.» Hingegen verlor Ibrahim Tas mit nur 1593 Stimmen seinen Sitz.

Die GLP blieb stabil bei vier Sitzen. Dani Spitz und Bernhard Egli erzielten die besten Resultate, während Annalisa Job mit 2207 Stimmen denkbar knapp scheiterte. Die Grünen stellen weiterhin zwei Mandate. Neben Daniela Furter ist neu Maurus Pfalzgraf vertreten. Die Jungen Grünen erhielten durch Lena Jaquet einen Sitz, der nach einem Losentscheid gegen Gaétan Surber vergeben wurde. Neu im Stadtrat ist PUSH mit Urs Tanner (953 Stimmen). Die EDU, EVP, Die Mitte und JUSO sichern sich je einen Sitz, wobei mit Simon Furter, Roland Hauser und Leonie Altorfer drei neue Vertreter hinzukamen.

Mit insgesamt zehn neuen Mitgliedern erfährt der Grosse Stadtrat eine auffällige Verjüngung. Dennoch bleiben die politischen Kräfteverhältnisse weitgehend stabil: Die SP bleibt dominierend, die FDP wächst leicht, und etablierte Parteien wie SVP und GLP halten ihre Positionen. Der Einzug von PUSH sorgt zusätzlich für neue Impulse im Stadtrat.

Am Sonntag wurde gewählt und im Anschluss mit den Siegern gefeiert. Bild: zVg.

Stadtschulrat

Obwohl er zuvor den Losentscheid um einen Sitz im Grossen Stadtrat verloren hatte, hat Gaétan Surber, Vertreter der Jungen Grünen und Lehrer, im zweiten Wahlgang die Wahl in den Schaffhauser Stadtschulrat geschafft. Mit 2501 Stimmen setzte er sich klar gegen die Mitbewerber durch und verwies den langjährigen Stadtschulrat Mariano Fioretti (SVP, 2107 Stimmen) sowie den FDP-Kandidaten Ivan Kostic (1178 Stimmen) auf die Plätze. Zudem entfielen 564 Stimmen auf Vereinzelte. Mit diesem Wahlsieg komplettiert Surber den Stadtschulrat, der bereits durch Fiona Zolg (SP, Präsidentin), Markus Eichenberger (parteilos) und Barbara Hauser (parteilos) vertreten ist. Sein Erfolg unterstreicht die wachsende Bedeutung der Jungen Grünen in Schaffhausen und markiert einen politischen Wechsel im Stadtschulrat. Die Wahl zeigt das Vertrauen der Wählenden in jüngere, progressive Kräfte und dürfte neue Impulse für die Arbeit des Gremiums bringen.

Gemeinderatswahlen im Kanton

In Neuhausen am Rheinfall konnte die SP zulegen und hält neu sieben Sitze. SabinaTektas-Sorg wurde gewählt, tritt ihr Amt aber nicht an, da sie in den Gemeinderat wechselt. Ihr Platz wird von Urim Dakaj eingenommen. In Thayngen gewannen SVP und JSVP jeweils einen Sitz, während EVP und Grüne nicht mehr vertreten sind. Die FDP bleibt stabil, angeführt von Karin Kolb, die das beste Ergebnis erzielte. In Stein am Rhein behaupteten Pro Stein und die SVP ihre Positionen, während parteilose Kandidierende die politische Vielfalt im Rat verstärken. In Beringen konnte die SVP ihre Dominanz ausbauen, während die GLP ihren Sitz halten konnte. Die SP bleibt präsent, musste jedoch Verluste hinnehmen. Insgesamt zeigen die Wahlen eine deutliche Stärkung der bürgerlichen Kräfte, während kleinere Parteien wie die EVP und Grünen an Einfluss verloren.

Kantonale Abstimmungen

Bei der Transparenzinitiative, die die Offenlegung der Finanzierung von Wahl- und Abstimmungskampagnen sowie der Interessenbindungen fordert, setzte sich die Umsetzungsinitiative mit 58,8 Prozent der Stimmen durch. Auch die Stichfrage gewann sie mit 57,4 Prozent. Der Gegenvorschlag des Kantonsrats wurde mit 52,4 Prozent abgelehnt. Die Initiative verpflichtet Kandidierende zur Offenlegung ihrer Interessenbindungen vor Wahlen und führt strengere Transparenzvorgaben für Kampagnen ein. Kleinere Gemeinden sind teilweise ausgenommen. Zudem bewilligten die Stimmberechtigten mit 68,4 Prozent einen Zusatzkredit von sieben Millionen Franken für ein weiteres Stockwerk des Polizei- und Sicherheitszentrums (PSZ). Alle Gemeinden stimmten zu. Diese Erweiterung soll als Reservefläche für künftige Entwicklungen und das Bevölkerungswachstum dienen. Die Gesamtkosten steigen damit auf 122,6 Millionen Franken. Das PSZ soll damit optimal auf die steigenden Anforderungen vorbereitet werden.

Mietrecht Untermiete/Kündigung

Die Schweizer Stimmberechtigten stimmten über die Änderung des Mietrechts zur Untermiete ab. National wurde die Vorlage mit 51,6 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Im Kanton Schaffhausen zeigte sich ein ähnliches Bild: Die Bevölkerung legte mit 52,3 Prozent Nein-Stimmen ein klares Votum gegen die Vorlage ab. Die Vorlage zur Änderung des Mietrechts für Eigenbedarfskündigungen wurde national mit 53,8 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Die Stimmberechtigten im Kanton Schaffhausen folgten diesem Trend und lehnten die Vorlage ebenfalls ab: 54,1 Prozent stimmten dagegen, bei einer Stimmbeteiligung von 46,2 Prozent. Die Gesetzesänderung hätte Vermietenden mehr Rechte eingeräumt, Mietverhältnisse wegen Eigenbedarf einfacher zu kündigen. Kritiker bemängelten, dass dies den Schutz der Mietenden unnötig geschwächt hätte, da die geltenden Regelungen als ausreichend angesehen werden.

EFAS-Vorlage

Die EFAS-Vorlage, welche die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen einführt, wurde am vergangenen Sonntag national mit 53,3 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Im Kanton Schaffhausen fiel die Zustimmung mit 55,2 Prozent Ja-Stimmen sogar noch deutlicher aus, bei einer Stimmbeteiligung von 47,8 Prozent. Die Reform hebt die bisherige Trennung auf, bei der Kantone stationäre Behandlungen mitfinanzieren, während ambulante Leistungen vollständig von Krankenkassen gedeckt werden. Mit EFAS sollen Fehlanreize beseitigt, die ambulante Versorgung gestärkt und die Gesundheitskosten stabilisiert werden. Während Befürworter Kosteneffizienz und Qualitätssteigerungen hervorhoben, äusserten Gegner Bedenken über höhere Prämien und eine zunehmende Macht der Krankenkassen. Die Umsetzung der Reform ist ab 2028 geplant.

Ausbau Autobahnteilstücke

Emotional war die Abstimmung rund um den Ausbau der Nationalstrassen, bei dem sechs Autobahnteilstücke ausgebaut werden sollten, darunter der Bau einer zweiten Fäsenstaubröhre in Schaffhausen. National wurde die Vorlage mit 52,7 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Auf regionaler Ebene zeigte sich jedoch ein gemischtes Bild. Im Kanton Schaffhausen fiel die Entscheidung denkbar knapp aus: Während Schaffhausen und Hemishofen die Vorlage ablehnten, stimmten alle anderen 24 Gemeinden des Kantons mit 53,7 Prozent für den Ausbau. Im angrenzenden Zürcher Weinland stimmte die Mehrheit ebenfalls für den Ausbau, doch gab es auch hier einzelne ablehnende Gemeinden: Flurlingen, Henggart und Rheinau votierten gegen die Vorlage. Besonders auffällig war das Resultat in Feuerthalen, wo es zu einem seltenen Ereignis kam: Mit je 529 Ja- und Nein-Stimmen gabs hier ein Unentschieden.

Die Vorlage sah den Ausbau von sechs stark belasteten Nationalstrassenabschnitten vor, um den Verkehrsfluss zu verbessern und Engpässe zu beseitigen. Obwohl der Ausbau lokal breite Zustimmung fand, wurde die Vorlage national mit 52 Prozent Nein- Stimmen abgelehnt. Mit dieser Ablehnung sind diese sechs Autobahnprojekte vorerst gestorben.

Grosser Stadtrat Schaffhausen

 

Name, Partei                                 Stimmen

Livia Munz (SP)                              6919
Angela Penkov (SP)                     6648
Matthias Frick (SP)                       6493
Romina Loliva* (SP)                    6315
Mirjam Senn* (SP)                       6156
Thomas Weber (SP)                    6151
Stefan Bruderer (SP)                  6123
Christian Hunger (SP)                6040
Nicole Hinder* (SP)                     6038
Nicole Silvestri* (SP)                  5965
Mariano Fioretti (SVP)               3008
Hermann Schlatter (SVP)         2971
Michael Mundt (SVP)                  2912
Markus Leu (SVP)                         2836
Andres «Res» Hauser* (SVP)    2652
Hansueli Scheck (SVP)               2637
Dani Spitz (GLP)                            2616
Stefan Oetterli (SVP)                   2614
Thomas Stamm (SVP)                2601
Severin Brüngger (FDP)             2542
Bernhard Egli (GLP)                     2383
Nicole Herren (FDP)                     2275
Lukas Ottiger (GLP)                      2241
Christoph Hak (GLP)                    2208
Stephan Schlatter (FDP)             2117
Martin Egger (FDP)                       2080
Till Hardmeier (FDP)                   1893
Daniela Furter (Grüne)               1859
Jean-Marc Behr* (FDP)              1850
Maurus Pfalzgraf* (Grüne)        1491
Lena Jaquet (Junge Grüne)     1329
Urs Tanner (PUSH)                         953
Sandra Schöpfer (EDU)                971
Simon Furter* (EVP)                      895
Roland Hauser* (Die Mitte)        819
Leonie Altorfer* (JUSO)               746
*neu

Ronny Bien, Schaffhausen24