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Politik
20.11.2024
19.11.2024 14:27 Uhr

Im Einsatz fürs Lokale Gewerbe

Ein Ziel von Thomas Stamm: Den Steuerfuss um sieben Prozentpunkte senken.
Ein Ziel von Thomas Stamm: Den Steuerfuss um sieben Prozentpunkte senken. Bild: Claudia Riedel
Als unabhängige Unternehmerstimme will Thomas Stamm die lokale Wertschöpfung fördern. Er ärgert sich, wenn es zu bürokratisch wird. Statt Geld in gelbe Bänkli zu investieren, will er es für Familien ausgeben.

Wenn Thomas Stamm eine Idee hat, fackelt er nicht lange. Seit rund acht Jahren ist er politisch aktiv. Damals von der SVP angefragt, wurde er direkt in den Kantonsrat gewählt. Zwar verpasste er die Wiederwahl: «Wenn du als Bisheriger nicht gewählt wirst, tut das weh.» Zum Stillstand kam es aber nicht. Mit dem Eintritt ins Stadtparlament ging es unmittelbar weiter. Auf Liste 1 tritt er dort aktuell zur Wiederwahl an. Er ist Mitglied der Geschäftsprüfungskommission der Stadt und im kantonalen Erziehungsrat. «Ich setze mich gerne mit Herzblut dafür ein, dass unsere Stadt lebenswert bleibt.»

Einer von Stamms bekannteren Vorstössen ist die Freilegung des Durachkanals. Stamm wollte den historischen Flusslauf beim Schwabentor wieder ans Tageslicht bringen und so eine Begegnungszone schaffen. Politisch scheiterte der Vorstoss im Parlament, aber seine Idee für eine umwelt- und geschichtsbewusste Stadtentwicklung fand viel Anerkennung. «Der Vorstoss liegt schon eineinhalb Jahre zurück, aber ich werde noch heute darauf angesprochen.»

 

18 Jahre lang Druckerei geführt

Bekannt ist Thomas Stamm vor allem durch seine ehemalige Druckerei. 18 Jahre lang führte er die Druckerei Stamm in Schleitheim in fünfter Generation. Vor zwei Jahren kam das Aus. Gründe gab es einige: die krankende Druckbranche, der periphere Standort und die Auswirkungen von Corona. Stamm reflektiert jedoch auch selbstkritisch. Er habe die Druckerei damals mit wenig Eigenmitteln übernommen. «So bin ich immer hinterhergehinkt.» Rückblickend sagt er: «Ich habe es gewagt und bin gescheitert. Die wertvolle Erfahrung als Unternehmer aber bleibt und hat mich geprägt.»

Thomas Stamm sagt, was er denkt. Dabei ist er nicht zimperlich. Das wissen seine Kolleg:innen im Parlament, wie auch seine ehemaligen Angestellten. «Als Unternehmer habe ich über 30 Lehrlinge ausgebildet. Wenn ich heute sehe, welche Berufe sie ausüben, hat sich das Engagement gelohnt und macht mich stolz.» Das Ende der Druckerei kam abrupt und es war ihm wichtig, dass alle Mitarbeiter:innen eine neue Anstellung fanden. «Dafür habe ich mich stark eingesetzt.» Eine Woche nach der Schliessung hatten alle ein Jobangebot. Nur bei ihm selbst hat es etwas länger gedauert. Denn die Zeit ging nicht spurlos an ihm vorbei. «Ich war müde, ausgebrannt und brauchte eine Pause», so Stamm.

Inzwischen ist der gelernte Polygrafische Techniker wieder angestellt. Leitet den Standort Winterthur einer Druckereigruppe. Dort druckt er auch die Wahlplakate  seiner Partei und liefert sie auf dem Heimweg direkt selbst aus. Schaffhausen ist sein Zuhause. Nie hat er ausserhalb des Kantons gelebt.

 

Im Herzen Unternehmer geblieben

Und wie war das, nach so langer Zeit als Chef wieder angestellt zu sein? «Das werde ich oft gefragt. Aber tatsächlich fiel mir das gar nicht schwer.»

Im Herzen ist er ohnehin ein Unternehmer geblieben. Darum setzt er sich politisch stark für die lokalen Betriebe ein. «Jetzt bin ich eine unabhängige Unternehmerstimme, welche Missstände ansprechen kann ohne zu befürchten, dass das eigene Unternehmen bei Vergaben der öffentlichen Hand dadurch in Misskredit gerät. Das eröffnet neue Möglichkeiten.» Stamm spricht Infrastruktur-Projekte an, bei denen die Stadt Bauherrin ist. Hier fehlt ihm die lokale Wertschöpfung. «Man muss nicht jedes Mal einen internationalen Wettbewerb ausschreiben», so der 53-Jährige. «Die Umgestaltung des Walter-Bringolf-Platzes hätte beispielsweise auch ein hier ansässiges Unternehmen übernehmen können.»

Auf dem Platz stehen auch die umstrittenen gelben Bänkli. Stamm bekämpfte sie an vorderster Front. Erst durch seine Anfrage wurden die Details zu den Honorarkosten für das Kunstprojekt bekannt. Obwohl die Finanzierung zu Kritik am Stadtrat führte, wurde das Projekt nicht gestoppt. Stamm findet es nach wie vor schade: «Insbesondere, wenn ich sehe, wie wenig Anklang es findet.»

«Wir konnten die Kosten für Familien halbieren»

Viel besser eingesetzt, sieht er das Geld bei Familien. Vor einem Jahr stellte er den Antrag, die Skilager finanziell stärker zu unterstützen und so besser zugänglich zu machen. Der Stadtrat willigte ein. «Wir konnten die Kosten für die Familien halbieren», freut sich der zweifache Vater, der selbst gerne auf den Skiern steht. Jedes Jahr geht es mit der Familie zum Wintercamping nach Grindelwald. «Wir haben dort einen Wohnwagen, auf dem Camping haben sich über die Jahre schöne Freundschaften ergeben.» Diese Zeit mit der Familie geniesse er sehr. «Ich habe mal bei Hobbies ‹Familie› angegeben. Meine Töchter haben dann sofort Sprüche gemacht: ‹Aha, wir sind also nur ein Hobby von dir?›», lacht Stamm.

Ein intensives Hobby ist Stamms Engagement im Munotverein. Seit 18 Jahren ist er im Vorstand und hilft tatkräftig mit, steht auch mal an der Bar der Munotdisco. «Die Arbeit macht Spass.» Er freut sich, dass er diese Begeisterung bereits an seine Töchter weitergeben konnte – beide helfen gerne mit. «Der Munot ist Kultur und Tradition. Das ist etwas ganz Schönes, das wir unbedingt erhalten müssen.» Auch die Funkerhütte hätte er gerne erhalten, setzte sich bis zum Schluss dafür ein. Nachdem klar war, dass der beliebte Treffpunkt abgerissen wird, forderte er zusammen mit dem parteilosen Marco Planas einen Ersatzbau. Der Vorstoss wird aktuell vom Stadtrat geprüft.

 

Steuern senken und KMUs stärken

Die Ideen gehen Thomas Stamm nicht aus. Er ist klar für weitere Steuersenkungen. «Die Stadt hat viele Investitionen getätigt und den Standort gestärkt. Jetzt ist der Steuerzahler dran.» Das Ziel des Bürgerlichen: Den Steuerfuss um sieben Prozent senken. «Wir müssen auf das Niveau von Neuhausen.» Im Auge behält er auch die Bürokratie. «Im Budget 2025 gibt es Bestrebungen für eine neue Beschaffungsstelle, da fehlt mir ein klares Konzept», so der SVPler. «Diese neue Stelle ist eine Gefahr für unsere lokalen KMUs und Aufträge gehen aufgrund bürokratischer Hürden verloren. Das bringt niemanden voran.» Und vorangehen, das ist Thomas Stamm wichtig – auch wenn man mal scheitert.

Claudia Riedel, Schaffhausen24