Wenn ein neues Projekt lanciert wird, begegnet die Gesellschaft diesem anfänglich oft mit Skepsis, Ablehnung oder Begeisterung. Besonders die Attraktivierung der Innenstadt bewegt die Gemüter. Um diesem Anliegen gerecht zu werden, verabschiedete die Stadt Schaffhausen 2015 das «Strategiepapier der kooperativen Innenstadtentwicklung». Der Grosse Stadtrat bewilligte einen Verpflichtungskredit zur Schaffung einer Koordinationsstelle, die schliesslich am 1. Mai 2023 ihre Arbeit aufnahm. Nach Absprache mit diversen Altstadtplayern, welche diesen Vorgang begrüssten, gelang es so dem Stadtrat, eine Lücke zu schliessen, indem die Mandatträgerin «Leap of Faith», kurz LoF*, zur Schnittstelle zwischen Gewerbe und Stadt erkoren wurde. Kopf dieses Projekts ist Citymanager Lukas Ottiger, der zusammen mit Roger Staub und Christoph Eschmann die Geschicke führt. Ebenfalls involviert sind Pro City, der Städtische Gewerbeverband, Schaffhauserland Tourismus, Gastro Schaffhausen, die Einwohnervereine, die IG Herrenacker, «area for makers» und die Stadt selbst. Diese stellt den Auftrag, der Altstadt nicht nur mehr Leben einzuhauchen, sondern dadurch auch die Kaufkraft zu fördern und so dem Lädelisterben entgegenzuwirken.
Erste Projekte und Erfolge
Im ersten halben Jahr blieb es rund um den Citymanager noch ruhig. Zumindest wurde das in der Aussenwahrnehmung teils so gesehen. Doch im Hintergrund wurde emsig geschuftet. «Wir wollten zuerst alle Player an Bord holen», erklärt Lukas Ottiger. Nur so erhielten die Auftragnehmer eine objektive Übersicht über die Anliegen. Erste Aufwertungen wurden sichtbar, wie etwa der «Stadtsummer», bei dem sich die Brunnen in «Götsch-» und Wasserspielorte für Gross und Klein verwandelten. Oder das öffentliche Kürbisschnitzen auf dem Herrenacker, welches die Schaffhauser Familien in Scharen herlockte. Für grosses Aufsehen sorgte der Vortrag «Ausgebummelt» rund um das Einkaufsverhalten. Und auch das Ende August ins Leben gerufene Versuchsprojekt «Easy Rider» mit den Poschtiwägeli, wird zunehmend reger benutzt. Verschönerungsaktionen, wie beispielsweise die aktuelle Baustelle an der Krummgasse oder die geplante Rheingalerie bei der Schifflände sollen das Stadtbild bunter gestalten. Ein neuer Hotspot könnte sich bald beim Freien Platz entwickeln, wenn das vom Gewerbe angestossene «Instagramability»-Projekt umgesetzt wird. Dabei soll über dem Brunnen eine Plattform angebracht werden, auf der die verlorene Brunnenfigur von den Menschen mittels Fotochallenges nachgestellt werden kann, um die virale Präsenz Schaffhausens in den sozialen Medien zu fördern. Die beiden neuesten Projekte sind die Spielkiste, die auf dem Boulevard des Herrenackers ihren Platz gefunden hat, sowie die «QR-ShopMap», mit der die Hotspots der Altstadt per Handy-Scan auf einer Karte angezeigt werden.
Positive Zwischenbilanz
Über all diese Erkenntnisse haben die drei LoF*-Hauptakteure Lukas Ottiger, Roger Staub und Christoph Eschmann, Pro City Präsident Ernst Gründler und Detailhändler-Vertreter Christian Preisig am vergangenen Freitag in einer Zwischenbilanz die Medien orientiert. Der sichtbarste «Catcher», der «First Friday», hat sich während den ersten sieben Austragungen seit April bereits in vielen Bereichen etabliert und gehört schon jetzt zu den beliebten, wiederkehrenden Anlässen. «Waren es zu Beginn 48 Betriebe, die teilnahmen, zählte man im September bereits 81 Teilnehmende», freut sich Christoph Eschmann. Christian Preisig spricht nach anfänglicher Skepsis im Gewerbeumfeld von einer «genialen Geschichte» und fährt fort: «Es ist ein Steilpass für alle Detaillisten, auf dieses niederschwellige Angebot aufzuspringen.» Tatsächlich spürt man die Aufbruchstimmung bei den Unternehmen, die innovativ sind. Das zeigt sich darin, dass sich Läden neu erfinden. «Es haben sich solche entwickelt, bei denen sich verschiedene Branchen vermischt haben», sagt der Citymanager. Shoppen und Bistro als neues Erlebnis, Degustationen mit musikalischer Unterhaltung, Workshops und Tavolate: «Die Stadt erfindet sich jeden Monat neu», fügt Lukas Ottiger hinzu. «Wir machten uns Kopfzerbrechen wegen den Wintermonaten, doch das Gewerbe meinte bloss: ‹Lasst uns machen›. Wir sind stolz, dass so viele Ideen zutage kommen.»
Vorreiterfunktion
Während die LoF* ihre Erkenntnisse zum First Friday in den USA und in Biel/Bienne gesammelt haben, klopfen mittlerweile andere Gemeinden, wie Zug und Brig VS in Schaffhausen an, um zu erfahren, wie das CityManagement Modell von Schaffhausen mit dem Akteurenboard als strategiesches Steuerungsgremium aufgebaut ist», erklärt Lukas Ottiger. Schaffhausen fungiert damit als Vorreiter und zeigt, wie kooperative Innenstadtentwicklung die Attraktivität und Lebensqualität einer Stadt steigern kann.