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Kultur
16.09.2024

Krokodil rockt bei Geburi-Tour bis zum Umfallen

Die neue Krokodil-Generation mit Adi Weyermann, Gastmusiker Max Lässer, Düde Dürst, Terry Stevens und Erich Strebel (v.l.).
Die neue Krokodil-Generation mit Adi Weyermann, Gastmusiker Max Lässer, Düde Dürst, Terry Stevens und Erich Strebel (v.l.). Bild: Ronny Bien
Am vergangenen Freitag wurde im Kammgarn Musikgeschichte geschrieben. Die legendären «Krokodil» kamen anlässlich ihres 55. Geburtstags nach Schaffhausen.

«Ich bi völlig usglutscht, ich cha nüm», entschuldigt sich Düde Dürst, als die Fans im sehr gut besuchten Kammgarn nach mehr Zugaben lechzen. «Terry Stevens und ich sind bald 80 und uf dä Schnurrä.» Ja, die rüstigen Herren gehörten zur Crème de la Crème der 1960er-Jahre, als «Les Sauterelles» und «Hellfire» noch Inbegriff der Musikszene waren und die Beatmusik die Schweizer Jugend in Ekstase versetzte, ehe Düde Dürst zusammen mit Hardy Hepp 1968 «Krokodil» ins Leben riefen und dem progressiven Rock mächtig Schub verliehen. Nachdem auch Harper Mojo Weideli dazustiess und ein Bassist gesucht wurde, fand man in Terry Stevens jemanden, der nach einem Hirschen-Konzert 1966 in Zürich strandete und fortan in der Limmatstadt blieb. Zwischen 1969 und 1974 entstanden sechs Alben sowie ein Doppelalbum, derweil die «Supergruppe» aus Zürich internationalen Ruhm erlangte und damals mit weltbekannten Bands auf Tour waren.

Krokodil erwacht

45 Jahre nach der Auflösung stach Düde Dürst den Hafer, wie er beschreibt, und wollte ein neues Album aufnehmen, nachdem er das psychedelische Meisterwerk «An Invisible World Revealed» neu veröffentlichte. Er trommelte Terry Stevens und den gefeierten Gitarrengott Walty Anselmo zusammen und komplettierte die neue Band mit Adrian Weyermann und Erich Strebel. Mojo Weideli starb bereits 2006 und Hardy Hepp war am neuen Projekt nur als Gastmusiker dabei. 2021 trat Anselmo aus gesundheitlichen Gründen immer mehr in den Hintergrund, ehe er in der Nacht vom 21. auf den 22. März verstarb. Und doch entstanden seit dem Comeback vor vier Jahren nebst der aufgefrischten Platte «An Invisible World Returns» mit einigen neuen Songs das Album «Another Time» und ein Live-Best of «Livetime».

Würdiges Finale

Das Programm bestand vorwiegend aus Songs der aktuellen Alben, dazu die aufgefrischten Versionen «You’re Still A Part Of Me» und «Lady Of Attraction». In der Zugabe folgte der Bonnie Dobson-Klassiker «Morning Dew», inspiriert durch die Jeff Beck Group, der zugleich auch der Opener des ersten Albums «Krokodil» ist. Mit «Tomorrow Never Knows» und «Dear Prudence» schafften es auch zwei neu arrangierte Beatles-Covers auf ihr Line-up. Überhaupt gilt es zu bemerken, wie raffiniert die neue Krokodil-Generation ihre Arrangements zu Werke trugen und dafür die absolute Gunst des begeisterten Publikums erhielten. Auch wenn die psychedelische Note von den früheren Alben nicht mehr so ausufernd waren, brillierte das inzwischen mit Gastmusiker Max Lässer ergänzte Quartett mit frischem Progressivrock, welches dem Tourneeabschluss 2024 und dem 55. Geburtstag einen würdigen Abschluss bescherte.

Ronny Bien, Schaffhausen24