«Sich wirklich auf der Violine ausdrücken zu können, benötigt ein hohes Mass an Koordination verschiedener Fähigkeiten. Kommen diese unterschiedlichen Aspekte zusammen, produziert die Geige einen Klang, an dem ich mich nicht satthören kann», erzählt die 24-jährige Muriel Oberhofer. Sie liebe die Vielfalt der Möglichkeiten zur Erzeugung von Klängen auf der Violine sowie die verschiedenen Charaktere, welche dadurch in den Stücken hervortreten. «Die Geige ist für mich eine konstante Herausforderung. Aber ich bin stets für eine gute Challenge zu haben.»
Mit der Violine aufgewachsen
In eine Musikerfamilie geboren, sei es naheliegend, dass sie selbst früher oder später ein Instrument anlächelte, so Muriel Oberhofer: «Mit drei Jahren habe ich, auf dem Weg zum Eiskunstlaufplatz, in einem Schaufenster eine Kindergeige entdeckt. Diese wünschte ich mir dann sehnlichst zu Weihnachten. Das Christkind hat mir den Wunsch tatsächlich erfüllt.» Mit vier Jahren sei sie das erste Mal zum Violinenunterricht gegangen.
Nach dem Besuch der Kantonsschule Schaffhausen dislozierte sie nicht nur an einen neuen Ort, sondern zog direkt in ein anderes Land– der Liebe zur Violine wegen. «Das Studium in London hat mir eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten und Perspektiven geboten», resümiert die Violinistin. Da sich die Schule auf das Performen spezialisiert hat, bekam sie einige Möglichkeiten, um ihr Können in renommierten Konzerten unter Beweis zu stellen. So spielte sie als Solistin in der Wigmore Hall oder durfte als Teil des Akademieorchesters an einem Mendelssohn Konzert teilnehmen. «Ein weiteres Highlight war sicherlich, als ich die Möglichkeit erhielt, Konzertmeisterin des Royal Academy Symphony Orchesters unter Semyon Bychkov zu sein.» Nicht ausser Acht zu lassen sind zudem Auftritte im Auditorio Nacional de Musica in Madrid und in der Tonhalle Zürich.
Auch wenn das sechsjährige Studium, das sie mit Auszeichnung abschloss, schon intensiv genug war, besuchte Muriel Oberhofer regelmässig Meisterkurse. Zuletzt war sie bei Hilary Hahn, James Ehnes sowie Peter Zazofsky und an der Kronberg Academy bei Vadim Gluzman.
Nächste Bühne: New York City
Ton um Ton geht es weiter. Noch kaum ist ihre Musik in England verklungen, packt sie ihre Koffer im Big Apple aus. Ihr Flug in die Stadt, die niemals schläft, war bereits am vergangenen Samstag, 24. August. Dort wird die Violinistin voraussichtlich in zwei Jahren an der Manhattan School of Music mit einem Professional Performance Diploma abschliessen. Aber weshalb gerade diese Hochschule in Upper Manhattan? «Letzten September nahm ich an einem Meisterkurs an der Kronberg Academy in der Nähe von Frankfurt am Main teil. Völlig unerwartet sass im Vorspiel für die Aufnahme in den Meisterkurs der Dirigent und Violinist Pinchas Zukerman. Nachdem er mit mir an meinem Stück gearbeitet hatte, ergriff ich die einmalige Gelegenheit und fragte ihn nach seiner Klasse in New York und ob es noch eine Chance gäbe sich zu bewerben. Und ja, er lud mich zum Vorspiel nach Amerika ein», schildert Muriel Oberhofer die glückliche Fügung. Im März sei sie der Einladung gefolgt und nach New York gejettet.
«Pinchas Zukerman ist einer der besten Violinisten unserer Zeit. Er hat ein unglaubliches Wissen, insbesondere, was den Ton auf dem Instrument betrifft.» Sie erhoffe sich deshalb, ein paar seiner Kniffe adaptieren zu können. Ebenfalls ziele sie darauf ab, längerfristig in den USA ein Netzwerk aufzubauen, um in Zukunft auch dort die Möglichkeit zum Performen zu haben.