Mit der Idylle, wenn auch leicht gezuckert mit etwas Mystik, die der Waldfriedhof verbreitet, lässt sich der Alltag schnell entschleunigen. Kein Baulärm, kein Verkehr; einzig der Wald spricht mit dem Rauschen der Buchenblätter, dem Vogelgezwitscher und einem leichten Geschmatze eines Rehrudels, welches genüsslich und ohne Scheu wenige Meter nebenan ihren Natursnack verspeisen. «Man will sie offenbar weghaben, weil die Rehe die Grabbepflanzung wegfressen», weiss der Künstler Matthias Zurbrügg zu berichten. Immerhin wohnen die hier auf dieser 17 Hektaren grossen Waldfläche. Quasi ein provisorischer Bewohner ist momentan auch der gebürtige Zürcher, hat er im Waldfriedhof etwas ganz Besonderes vor.
Spaziergang als Bühne nutzen
In Fällanden ZH gross geworden, hat es Matthias Zurbrügg schnell in kreative Umfelder verschlagen. Nach seiner Lehre als Hochbauzeichner, hängte er eine weitere Ausbildung als Bewegungsschauspieler dazu, schloss sich dem Theaterzirkus Wunderplunder an und besuchte einen Kurs im Improvisationstheater. 2001 dislozierte Zurbrügg nach Utzigen BE und liess sich dort zur Lehrperson für Menschen mit geistiger Behinderung ausbilden. Und war da Teil des Ensembles der Trashrevue «Kurtli» und spezialisierte sich ab 2006 auf Theaterspaziergänge in Bern und Thun. 2011 führte eine solche Produktion auf den Schosshaldenfriedhof in Bern, bei dem Matthias Zurbrügg das Stück «Heinrich von Kleist – Komm, lass uns etwas Gutes tun und dabei sterben» produzierte. Weitere Friedhofspaziergänge in Theaterform, wie «Der Blutfürst oder die Kunst des Sterbens» folgten. 2016 erweiterte der Künstler seine kreative Vielfalt, indem er Worte aus Holz in Landschaften inszenierte. Diese brachte ihn unter anderem vor drei Jahren an die Kunstausstellung «Chaos und Zuversicht» im Höfli 7 in Herblingen.