Ingeborg Bachmann und Max Frisch zählten zu den aussergewöhnlichsten Autor:innen-Paaren des 20. Jahrhunderts. Ein Jahr nach Erscheinen ihres Briefwechsels brachte die Konstanzer Choreografin Judith Geibel zusammen mit dem Dramaturgen Georg Kistner das Tanztheater Man kann die Wahrheit nicht erzählen auf die Bühne. In diesem Stück machen die Tänzer:innen Elisa Dey und Levin Mischel das Spannungsfeld zwischen Unerträglichkeit und Sehnsucht, in dem sich die beiden Literaturgrössen befanden, körperlich erlebbar. Verflochten in die berühmten Worte von Bachmann und Frisch tanzen sie emotionale Duette, geraten in das Gravitiationsfeld des jeweils anderen und suchen doch ihre Unabhängigkeit zu wahren.

Schauspielerin Cecilia Amann deckt als Ingeborg Bachmann die emotionale Fallhöhe dieser komplizierten Liebesbeziehung auf. Der Bühnenraum ist ihr Raum. Hier sucht sie nach den so kostbaren Worten ebenso wie nach der Nähe zu Frisch.

Schauspieler Georg Melich tritt als Max Frisch ausschliesslich durch Videoeinblendungen und Tonaufnahmen in Erscheinung. Diese gegebene Distanz betont den reflektierenden Charakter der Texte von Frisch. Das Stück macht sich auf die Suche nach der vermeidlichen «Wahrheit» eines komplexen menschlichen Miteinanders. Denn wenn man die Wahrheit auch nicht erzählen kann, wie Max Frisch feststellte – zumutbar ist sie dem Menschen trotzdem, postulierte Bachmann.