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Fussball
15.07.2024
15.07.2024 16:44 Uhr

Büsingen feiert seinen Fussballclub mit grosser Jubiläumsparty

Büsinger Helden der Saison 1950/51. Als 4. Liga-Meister stiegen die «Exklavinger» erstmals in die 3. Liga auf. Doch beim hundertjährigen Geburtstag ist der einzigartige Verein wieder in der 4. Liga anzutreffen.
Büsinger Helden der Saison 1950/51. Als 4. Liga-Meister stiegen die «Exklavinger» erstmals in die 3. Liga auf. Doch beim hundertjährigen Geburtstag ist der einzigartige Verein wieder in der 4. Liga anzutreffen. Bild: zVg. / FC Büsingen
Der FC Büsingen feiert in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen. Am kommenden Wochenende des 20./21. Juli, steigt auf dem Kirchberg die grosse Feier – unter anderem mit einem ganz speziellen Dorfduell, das am Samstag auf dem Programm steht. Am Sonntag gibts Spitzenfussball mit dem freundschaftlichen Duell zwischen GC und dem SC Freiburg. Zudem wird auch ein Sammelheft lanciert.

Rot-Weiss wird in der Exklave neben Schaffhausen gefeiert. Denn an diesem Wochenende beginnen die Feierlichkeiten rund um den 100. Geburtstag des Lokalvereins FC Büsingen. Zugegeben, der eigentliche Gründungstag wäre am 28. Dezember 1924, doch es wäre ja schade, wenn die Feierlichkeiten nicht schon im Sommer ausgekostet werden. Immerhin steht am eigentlichen Geburtstag ein Fondueschlemmen im Wald als letzter Höhepunkt des Jubiläumsjahres auf dem Programm.

Erst 1947 zum SFV

Während sich zwischen Trasadingen und Stein am Rhein – unter anderem auch mit dem SV Jestetten – die regionalen Clubs in kantonalen Meisterschaften massen, war der damalige SV Büsingen zuerst dem Süddeutschen Fussballverband angeschlossen, auch wenn bereits erste Freundschaftsspiele gegen Schaffhauser Teams ausgetragen wurden. Mit Erfolg: 1933 wurde der B-Meistertitel in der Hegaugruppe errungen. Doch die Freude wähnte nur kurz, denn aufgrund des zwangseingeführten Gleichschaltungsgesetzes im selben Jahr wurde der Fussballclub daraufhin in den Turnverein Büsingen einverleibt, der sich – wie viele andere Vereine – dem Kanton Schaffhausen angeschlossen hatte und nun wieder «rein deutsch» wurde. Am 27. April 1947 wurde der FC Büsingen nach emsigem Bestreben neu ins Leben gerufen. Dieses Mal bewarb sich der Verein nicht mehr auf deutscher Seite, sondern direkt beim Schaffhauser Kantonal-Fussball-Verband (SKFV) und gleichzeitig beim Schweizerischen Fussballverband (SFV), auch wenn es unendlich viel Geduld und Unmengen an Papierkrieg erforderte, weil die Verhandlungen zum damaligen Zeitpunkt über die zuständige französische Besatzungsmacht laufen mussten. Mit Unterstützung aus Schaffhausen gelang schliesslich der Übertritt, wo die «Exklavinger» dank einstimmigem Abstimmungsbeschluss mit offenen Armen empfangen wurden. Auch wenn sie der FCS kurz darauf in einem Communiqué anfauchte, dass er aufgrund des eidgenössischen Bettages keine Delegation schicke. «Am Bettag soll der Sport ruhen. Aus diesem Grund hat der FCS seinen Mitgliedern jede sportliche Betätigung verboten», begründete der Stadtverein seine Abwesenheit an einem regionalen Willkommensturnier in Büsingen, welches dieser ausgerechnet am besagten Sonntag, 26. September 1947, austrug.

Sternstunde in den Siebzigern

Auch wenn der FC Büsingen in der 4. Liga zuerst Lehrgeld bezahlen musste, gelang es dem Club relativ schnell, sich im Schweizer Regionalfussball zu etablieren. Schon in der vierten Saison wurde der erste Aufstieg in die 3. Liga Tatsache. Erst mit dem vierten Aufstieg formte sich die Mannschaft um Trainerlegende Kurt Hänggi zu einer Spitzenmannschaft, was 1973 nach dem gewonnenen Entscheidungsspiel gegen Wülflingen mit dem Aufstieg in die 2. Liga belohnt wurde. Zwar folgte im Jubiläumsjahr zum 50-jährigen Bestehen gleich wieder der Abstieg, doch diese Phase galt als Sternstunde des einzigartigen Vereins. Ebenfalls im Jahr 1973 unterlag Büsingen im Schaffhauser Cupfinal im Elfmeterschiessen mit 2:4. Getoppt wurde dies am 27. September 1983, als der FC Beringen Radnik im Schaffhauser Cupfinal mit 4:2 bezwungen wurde. Nach elf Jahren in der 3. Liga verweilend, war 1985 der Abstieg in die 4. Liga unumgänglich; der erstmalige Abstieg in die 5. Liga wurde in der Folgesaison in letzter Sekunde abgewendet. Dieser Weckruf sorgte nochmals für ein Lauffeuer, wodurch Büsingen noch einmal für die Spielzeit 1988/89 in der 3. Liga spielte. Nach 13 Jahren 4. Liga-Fussball folgte 2002 der Tiefpunkt mit dem Abstieg in die tiefste Liga. Und weil die zweite Mannschaft in der Saison 2003/04 besser abschloss als das Fanionteam, wurden diese zusammengeführt. Ein gelungener Schachzug, denn in der folgenden Spielzeit gelang der Wiederaufstieg in die 4. Liga und ab 2006 war dann auch wieder ein zweites Team in der 5. Liga aktiv. Zehn Jahre später grüssten die «Exklavinger» erneut aus der 3. Liga, doch seit dem erneuten Abstieg nach der Saison 2022/23 verweilt der Jubilar aktuell in der 4. Liga.

Derby gegen Dörflingen

Am kommenden Samstag, 20. Juli, ist der Kirchberg bereit für die grosse Party. Nach der offiziellen Eröffnungszeremonie um 17.30 Uhr steht ein fussballerisches Völkerspiel auf dem Programm. Antreten werden die Anwohnenden von Dörflingen und Büsingen gleich selbst und garantieren dabei für ein nie dagewesenes Spektakel. Spontan Interessierte können sich via 100@fcbuesingen.ch anmelden. Während dem anschliessenden Festschmaus steigt auch das Bildlifieber, denn der FC Büsingen hat ein exklusives Stickeralbum kreiert, welches ab Samstag erhältlich ist. Eigentlich ist rund um die Uhr etwas los, denn am Sonntag wird nicht nur unter der Leitung des U16-Natitrainers der Juniorinnen, Kaan Kahraman, ein öffentliches Training abgehalten (wer sich spontan noch anmelden möchte, tut dies über 100@fcbuesingen.ch), sondern die beiden Frauenteams des Grasshopper Club Zürich und der U20-Mannschaft des SC Freiburg werden in einem Freundschaftsspiel gegeneinander antreten. Bei allen Feierlichkeiten können Nostalgikfans zugleich im temporären «FCB-Museum» die Vereinshistorie im Clubhaus bestaunen. Nebst einem Fussballcamp im August für die Jüngsten werden im September die Vereinsmitglieder zu einem weiteren Anlass eingeladen, ehe das Jubiläumsjahr mit einem Fondueplausch am ursprünglichen Gründungstag, dem 28. Dezember, mit einem Waldfondue abgeschlossen.

 

Die Chronik des FC Büsingen in Zahlen

 

28.12.1924 – Gründung Sp. V. Büsingen
Juli 1927 – Aufnahme im Süddeutschen Fussballverband
1927/28 – Erste Meisterschaftsteilnahme
1930 – Erwerb des bislang gepachteten Kirchberggeländes, Umbau
1933 – B-Meister Gr. Hegau
1934 – Einverleibung in den TV Büsingen
27.4.1947 – Neugründung FC Büsingen
1947 – Aufnahme SKFV+SFV
1947/48 – Erste 4. Liga-Teilnahme
1949 – Rückkauf des Kirchberg vom TV Büsingen
1950/51 – Aufstieg in die 3. Liga
1951/52 – Abstieg in die 4. Liga
1952/53 – Aufstieg in die 3. Liga
1959/60 – Abstieg in die 4. Liga
1962/63 – Aufstieg in die 3. Liga
1963/64 – Abstieg in die 4. Liga
1965 – Wie schon Mitte 50er-Jahre Platzvergrösserung vorgenommen
1967/68 – Aufstieg in die 3. Liga
1972/73 – Aufstieg in die 2. Liga
1973 – Finalist Schaffhauser Cup (2:4 n.E. gegen Feuerthalen)
1973/74 – Abstieg in die 3. Liga
1975/76 – Gruppenmeister 3. Liga
27.9.1983 – Sieger Schaffhauser Cup (4:2 gegen Beringen Radnik)
1984/85 – Abstieg in die 4. Liga
1987/88 – Aufstieg in die 3. Liga
1988/89 – Abstieg in die 4. Liga
2001/02 – Abstieg in die 5. Liga
2004/05 – Aufstieg in die 4. Liga
13.9.2006 – Freundschaftsspiel gegen FCS (SL), 0:11
2015/16 – Aufstieg in die 3. Liga
3.9.2016 – Neuer Kunstrasen eingeweiht
5.6.2017 – Finalist Schaffhauser Cup (2:3 gegen Spielvi)
2.9.2018 – Neues Clubhaus eingeweiht
4.2.2021 – Gemeinde Büsingen kauft Kirchbergareal und übernimmt Baukosten. Der FC Büsingen erhält unbefristetes Nutzungsrecht.
2022/23 – Abstieg in die 4. Liga

Total
8 Aufstiege
8 Abstiege
1x Hegau B-Meister
1x Schaffhauser Cupsieger
2x Schaffhauser Cupfinalist

Ronny Bien, Schaffhausen24