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Kommentar
Sport
03.07.2024
01.07.2024 15:41 Uhr

Chaos um Regeländerungen benötigt Flexibilität

Lukas Britschgi schreibt regelmässig Kolumnen für den «Bock».
Lukas Britschgi schreibt regelmässig Kolumnen für den «Bock». Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Der Eiskunstläufer Lukas Britschgi schreibt in seiner aktuellen Kolume darüber, wie eine unerwartet abgelehnte Regeländerung zu aufwendigen Anpassungen führte.

Bei den Weltmeisterschaften im März in Montreal wurde von der International Skating Union (ISU) ein grosses Meeting organisiert, um die geplanten Regeländerungen im Eiskunstlauf vorzustellen. Ziel war es, erste Meinungen der einzelnen Verbände einzuholen. Die vorgeschlagenen Änderungen wurden in einer offiziellen Communication schriftlich festgehalten. Während des Meetings gab es keine nennenswerten Einsprüche, weshalb die Annahme vorherrschte, dass die neuen Vorschläge akzeptiert würden.
Die einschneidendste geplante Änderung betraf die Kür: Statt der bisher erlaubten sieben Sprungelemente sollten zukünftig nur noch sechs erlaubt sein. Die neuen Programme werden nun üblicherweise im Zeitraum von April bis Mai einstudiert, damit die Programme verinnerlicht, geübt und gegebenenfalls angepasst werden können. So habe auch ich meine neue Kür im Mai mit sechs Sprungelementen einstudiert, in der Annahme, dass die Regeländerung umgesetzt wird. Doch dann kam Mitte Juni der Kongress, bei dem die Regeländerung unerwartet abgelehnt wurde. Dies bedeutete für mich und die meisten anderen Eiskunstläufer, dass wir unsere Programme aufwendig anpassen mussten. Programme im Eiskunstlauf sind präzise abgestimmt. Jede Bewegung, jeder Sprung und jede Schrittfolge sind sorgfältig geplant und synchronisiert. Das Hinzufügen eines weiteren Sprungelements bedeutet nicht nur physische Anpassungen, sondern auch mentale Herausforderungen. Die Musik muss neu geschnitten werden, die Schritte davor und danach neu einstudiert und möglicherweise die gesamte Reihenfolge der Elemente geändert werden.
Da viele Choreographen im Ausland tätig sind, stellt dies die Läufer vor zusätzliche Herausforderungen. Entweder müssen die Choreographen eingeflogen werden, die Läufer selbst zu ihnen reisen oder die Anpassungen via Video-Meetings vorgenommen werden. Dies bedeutet einen enormen Zeit- und Kostenaufwand, der zulasten der Läufer geht. Die Regeländerungen wurden nun vorerst auf die Zeit nach den Olympischen Spielen 2026 verlegt. Es wird erwartet, dass es dann auch einige andere einschneidende Veränderungen geben wird.

Schaffhausen24