Das Jugendparlament erwacht wieder zum Leben. Dies schon zum fünften Mal. Initiant Maxim Mäder hat es geschafft, ein motiviertes Team aufzubauen, und nun ist es so weit: Am kommenden Sonntag, 30. Juni, 14.30 Uhr, wird im Meetingpoint der neue Vorstand gewählt. Diese Gelegenheit nimmt der «Bock» gleich zum Anlass, einen Streifzug durch die Chronologie zu gewähren.
Schweizer Durchschnitt übertroffen
Unter dem Motto «Das Jugendparlament marschiert» versammelten sich am Montag, 10. Dezember 1945, im Grossratssaal über 120 18- bis 35-jährige, mehrheitlich männliche, Erwachsene zur ersten öffentlichen Veranstaltung, um sich über ihre Anliegen auszutauschen. Diesem Anlass wurde auch seitens des Regierungsrats wohlwollend zugestimmt, was etwa der damalige Präsident Dr. Brühlmann in seiner Ansprache bestätigte. Der Stadtpräsident und spätere Stammgast-Redner Walther Bringolf erfasste eigens für diese Versammlung einen Motivationsbrief. Zwei Monate später, als Gründer Hans Blum zum ersten Präsidenten gewählt wurde, zählte das Schaffhauser Jugendparlament bereits 159 Mitglieder. Darunter auch 13 Frauen, die innerhalb des «JP», wie es damals genannt wurde, ebenfalls das Stimmrecht genossen. Sogar aus den benachbarten Zürcher und Thurgauer Gemeinden schlossen sie sich an. Die Schaffhauser Fraktion wuchs täglich und übertraf sogar den Schweizer Durchschnitt von rund hundert Mitgliedern pro kantonalem Jugendparlament deutlich. Wenig verwunderlich wurde kurz darauf der Schaffhauser Hans-Ulrich Baumgartner zum Vizepräsidenten des Schweizer Jugendparlaments gewählt. Beeindruckend war, wie engagiert das Schaffhauser Jugendparlament zu Werke ging. Während einer der Tagungen lobte Kantonsrat Hermann Schlatter deren Eifer, mahnte hingegen, ihre Geschäfte etwas sauberer abzuwickeln. Ein Thema, welches regelmässig für Diskussionen sorgte. Immerhin: Der Grossratssaal war bei den ersten Sitzungen komplett überfüllt und Debatten wurden leidenschaftlich geführt.
Romandie als neue Vorreiterin
Der Hype verflog im Laufe der monatlichen Sitzungen. Beim Peak von 216 Mitgliedern verabschiedeten sich einige wieder, darunter auch solche, die zu Beginn aktiv mitwirkten. Auf 113 Mitglieder schrumpfte das «JP» ein Jahr nach der Gründung. Beim 10-Jahre-Jubiläum zählte das «JP» noch rund 60 Mitglieder. Die Jahre vergingen und das «Scheinparlament», wie spitze Zungen die Vereinigung nannten, etablierte sich nach einem Abtaucher in die Unsichtbarkeit erst wieder unter Präsident Alfred Roost, der 1965 sein Amt an den neu gewählten Jörg Schäfli überreichen durfte. 1972 wurde das Schweizerische Jugendparlament mangels Interesse aufgelöst – mitten in der Stimmrechtsdebatte auf 18 Jahre. Das hatte auch Auswirkungen auf Schaffhausen, denn auch hier verschwand das Jugendparlament von der Bildfläche, dieses Mal ganz. Letztendlich scheiterte es daran, dass das Befugnis über politische Entscheidungen fehlte. Es gab einzelne Bestrebungen, dem Parlament wieder Leben einzuhauchen, wie etwa durch Walter Joos 1979 oder Marcel Wenger, der sich 1986 in einem Podiumsgespräch dafür stark machte. Zwei Jahre später wurde daran gezweifelt, ob ein Scheinparlament überhaupt realitätsgetreu sei, denn inzwischen hätten sich Jungparteien gebildet, die aktiv politisch mitmischten. Allerdings stieg das Interesse an Jugendparlamenten in den 80er-Jahren, vor allem in der Westschweiz, stark an, was 1993 Beat Grüninger mittels einer Interpellation auch für Schaffhausen anstiess, was der Stadtrat wohlwollend befürwortete. Am 5. Januar 1995 wurde das im November zuvor wiedergeborene Jugendparlament mit einem neuen Gremium bestückt. Zudem wurden Michaela Hänggi und Markus Hermanek der Gleichberechtigung wegen zusammen ins Präsidium gewählt.
Fünf Ratssitze erobert
Der Erfolg zeichnete sich schnell ab, denn bei den Wahlen im September 1996 erhielt das Jupa auf Anhieb zwei Sitze im Kantonsrat – als erstes Jugendparlament der Schweiz. Wieder ein Fall für das Duo Hänggi/Hermanek. Drei Monate später eroberte es im Grossen Stadtrat weitere drei Sitze. Bei den Folgewahlen vier Jahre später verlor es jedoch wieder beide Kantonsratssitze. Beim Grossen Stadtrat verzichtete das Jugendparlament auf eine weitere Kandidatur; stattdessen löste sich der Verein im Dezember 2000 schliesslich wieder auf. Es dauerte elf Jahre, bis eine neue Bewegung, darunter Samuele Barbera, Karin Cyril und Paddy Portmann, dem Jugendparlament abermals neues Leben einhauchte. «Viele Themen bewegte die jungen Menschen, darum war es wichtig, im Rahmen des Jugendparlaments eine Diskussionsplattform zur Partizipation zu erschaffen», erinnert sich Paddy Portmann. Dabei sollte einmal jährlich eine Jugendsession stattfinden, was schliesslich zweimal geschah. Eine erste Stabsübergabe erfolgte im März 2014, als Ramona Neidhart und Patrick Müntener das Co-Präsidium übernahmen, ein Jahr später waren Cedric Käppler und Rico Hauser die Nachfolger. 2017 übernahm Michael J. Kahler, ehe 2019 Tim Bucher und Ruben Schwarz das Co-Präsidium gemeinsam bekleideten.