Unterleibsschmerzen, Brennen und häufiger Harndrang – jede dritte Frau leidet mindestens einmal im Leben an einer Blasenentzündung. Entsprechend gibt es viele Theorien dazu. Was steckt dahinter?
1. Frauen sind häufiger betroffen: Richtig. Die weibliche Harnröhre ist kürzer und näher beim Darm lokalisiert, sodass Bakterien leichter aufsteigen können.
2. Eine Blasenentzündung tritt auf, wenn man sich «verkühlt» hat: In der Regel nicht. Dennoch ist es viel angenehmer, die nassen Badesachen direkt zu wechseln.
3. Eine intensive Intimhygiene vermeidet Blasenentzündungen: Falsch, im Gegenteil: Eine übermässige Intimhygiene zerstören die sogenannten Laktobazillen in der Scheide, welche dafür zuständig sind, Infekte und Krankheitserreger abwehren.
4. Die «Honeymoon Zystitis» (akute Blasenentzündung, in Zusammenhang mit «häufigem» Geschlechtsverkehr) wird ausgelöst durch Bakterien, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden: Meistens nicht. Geschlechtsverkehr erleichtert die Einwanderung der eigenen Darmbakterien. Wasserlösen nach dem Geschlechtsverkehr kann dem entgegenwirken. Allerdings gibt es auch Keime, welche sexuell übertragbar sind und eine Unterleibsentzündung sowie eine Entzündung der Harnröhre auslösen können.
5. Es braucht immer Antibiotika: Falsch. Bei unkomplizierten Infektionen ohne Beteiligung des Nierenbeckens und mit milder Symptomatik kann ein Therapieversuch mit ausreichender Trinkmenge sowie entzündungshemmenden Mitteln versucht werden. Cranberrysaft kann unterstützen, reicht jedoch nicht als einzige Massnahme.
6. Ich kann Blasenentzündungen vorbeugen, indem ich meine Blase häufig entleere: Falsch. Eine normale Urinportion misst ca. 300–500ml. Wenn die Blase zu früh entleert wird, verlernt sie ausreichend Urin zu speichern. Das kann langfristig zu einem vermehrten Harndrang sowie ungewolltem Urinverlust führen.
Bei zu häufigen Harnwegsinfekten (mehr als dreimal jährlich) oder einem schweren Verlauf sollten weitere Abklärungen durchgeführt werden.