«Eines meiner ersten Bilder schenkte ich der Chefin. Als sie es im Hotel Restaurant Hohberg auspackte, stiess dessen Geschäftsführer zu uns und war begeistert», berichtet die 61-jährige Manuela Jenny. So kam sie zu ihrer ersten Dauerausstellung. Noch heute ist auf den diversen Etagen ihr Schaffen zu bestaunen. Während etwa die Bildergruppe im Speisesaal das Hotel selbst besitzt, sind die meisten anderen Werke erwerbbar. Das Thema Kunst begleite sie aber schon ihr halbes Leben. Den Grundstein dazu habe sie sehr wahrscheinlich einst mit dem Besuch der Kunstgewerbeschule gelegt. «Möglicherweise habe ich es auch im Blut. Der Bruder meines Grossvaters war Bauernmaler», sagt Manuela Jenny lächelnd. Die in Neuhausen am Rheinfall aufgewachsene und in Schaffhausen wohnhafte Künstlerin hat mit der Malerei erst vor etwa einem Jahr begonnen. Davor bemalte sie Keramik-Clowns, wovon sie aber die meisten verschenkte und nicht zum Verkauf anbot. Dies ist nun anders. Das Malen gehe sie viel professioneller und umfangreicher an. So hat sie Profile in den Sozialen Medien angelegt, erstellt Flyer sowie Visitenkarten, veranstaltet Vernissagen, plant einen Onlineshop und arbeitet intensiv an ihrer Bekanntheit.
Tanz der Farben
«Kunst ist ein stetiger Begleiter», sagt Manuela Jenny im Gespräch mit dem «Bock». Mit dem sogenannten Acrylic Pouring habe sie aber nun ihr «Ding» gefunden, denn dabei könne sie ihre Kreativität ausleben. Hierzulande wird diese Maltechnik auch Acryl Fliesstechnik genannt und ist hauptsächlich durch Social Media aus den USA nach Europa gelangt. «Auf Facebook habe ich davon Bilder gesehen und wurde sofort in deren Bann gezogen.»
Damit am Ende solch faszinierende Effekte entstehen, erfordert es Geduld, Übung und die entsprechenden Hilfsmittel, so die Schaffhauser Künstlerin: «Es braucht eine gewisse Zeit, bis man den Dreh raus hat. Aber ich glaube noch wichtiger ist, dass man bereits ein Gespür dafür besitzt.» Damit sich die Farben schön verteilen lassen, wird ein dünnflüssiges Acryl-Hilfsmittel für Giessanwendungen – ein sogenanntes Medium – beigefügt. Ein wenig Wasser kann ebenfalls darunter gemischt werden. Im Trend liegt die Zellbildung. Für das Aufspringen der Farben wird Silicon hinzugegeben. «Nebst dem Bewegen der Leinwand benutze ich ebenfalls einen Föhn, um die Farben zu verteilen», verrät Manuela Jenny und fährt fort: «Ich habe sowieso ein Faible für Farben. Das Mischen und Kombinieren ist einer meiner Lieblingsaspekte beim Kreieren eines Bildes.» Weiss, Silber und Gold sind in irgendeiner Konstellation in fast all ihren Kompositionen vertreten. Diese gäben dem Ganzen die entsprechende Würze. Ansonsten lasse sie sich vom Moment leiten und wähle, was ihr gerade in den Sinn komme – ausser sie habe einen Auftrag, der klare Vorgaben beinhalte.
An den Wänden des Hotel Hohberg sind Bilder in grün, rot, orange und blau zu bewundern. Zurzeit liebt es Manuela Jenny mit Rosa- und Pinktönen zu arbeiten, welche etwa in der Mode gerade in sind.
Der Weg zum Ziel kann beim Acryl Pouring so vielfältig wie das Leben selbst sein. Dennoch möchte die Künstlerin ihrer Technik treu bleiben: «Die Art und Weise, wie ich Bilder erschaffe, hat sich aus den vorhandenen Platzverhältnissen entwickelt. Und warum soll ich plötzlich etwas verändern, wenn das nun mein Stil ist?» Klar habe sie bereits an die Miete eines Ateliers gedacht. Solange die Verkäufe noch nicht die Materialkosten und den Arbeitseinsatz ausgleichen können, werkle sie weiter zu Hause. «Hier und da hat es Farbspritzer. Es sieht dementsprechend bereits wie in einer Kreativwerkstatt aus», beschreibt Manuela Jenny schmunzelnd die Verhältnisse in ihrer Wohnung.
Kunst für daheim
Wer nicht durch die Hotelgänge «schleichen» möchte, findet eine Auswahl an Bildern im Geschenkladen Kreativ Regal in Siblingen. Für Ende Jahr ist zudem eine Ausstellung im Kunstforum Büsingen geplant. Da Manuela Jenny gerade mit dem Pouring richtig durchstartet, steht die nächste Vernissage bereits an: «Der Lebenspartner meiner Schwester, Walo Bächtold, ist Präsident des Bobclub Schaffhausen. Am Samstag, 8. Juni können meine Bilder, von 14 bis 19 Uhr, bei einem Apéro im Clublokal in Feuerthalen angeschaut und gekauft werden.»