«Rückblickend war der Gang in die Politik ein logischer Schritt gewesen. Bei allen Tätigkeiten, welche ich ausgeübt habe, stand die Weiterentwicklung und Verbesserung der aktuellen Situation im Vordergrund, hält Dr. Katrin Bernath, Schaffhauser Stadträtin, fest. Sie sieht sich vordergründig als Person mit einem grossen Erfahrungs- und Wissensschatz und nicht per se als Politikerin. In diese Rolle sei sie hineingewachsen. Für die 51-jährige GLP-Stadträtin bilden Glaubwürdigkeit und Authentizität den roten Faden – beruflich, politisch und privat. Es sei ihr wichtig nirgends eine Maske zu tragen und greifbar zu sein. Katrin Bernath, Vorsteherin des Baureferats, hat einige offene Projekte in Arbeit. In der dritten Legislatur will sie diese fortführen und weitere für die Bevölkerung wichtige Vorhaben umsetzen.
Im Namen der Wissenschaft
Der berufliche Werdegang von Katrin Bernath ist sehr abwechslungsreich und formte sie schlussendlich zur Person und Politikerin, die sie heute ist. Dabei sticht heraus, dass die grünliberale-Politikerin gerne Verantwortung übernimmt: «Bei der Pfadi sammelte ich erste Führungserfahrungen, die mir als junge Lehrerin in der Steigschule zugutekamen.» Mitte der 90er Jahre entschied sie sich für ein Studium der Mathematik, Volkswirtschaftslehre und Biologie an der Universität Zürich. Anfang der Nullerjahre wurde sie ebenda wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sozialökonomischen Institut. Anschliessend war die Stadträtin bis 2006 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Birmensdorf. In dieser Zeit schrieb sie ihre Dissertation zu umweltökonomischen Bewertungsmethoden und es kristallisierte sich ihr Interesse am Zusammenspiel von Ökologie und Ökonomie heraus. Nach einem einjährigen wissenschaftlichen Politikstipendium im Bundeshaus hatte Katrin Bernath diverse Führungsfunktionen inne, in der Privatwirtschaft und bei der Stadt Winterthur.
Für die Umwelt
«Ein Thema, das mich seit vielen Jahren umtreibt, ist die Ökologie. Als Kind wuchs ich auf einem Bauernhof in Thayngen auf. Bereits da lernte ich, dass die Umwelt und Wirtschaft miteinander auskommen müssen», erzählt Katrin Bernath im Gespräch mit dem «Bock». Es sei deshalb 2017 ein Glücksfall gewesen, dass Raphaël Rohner Bildungsreferent wurde und sie das Baureferat übernehmen konnte. Ihre Aufgaben umfassen die übergeordnete Planung der Infrastruktur, Gebäude, Strassen und Grünräume.
«Das Klima stellt eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit dar», erachtet die GLP-Politikerin. Es sei notwendig, sich Gedanken bezüglich Hochwasserschutz und Hitzeminderung in den Städten zu machen und einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Das Gute daran sei, dass mit jedem Projekt etwas zugunsten der Umwelt umgesetzt werden könne. Dabei denkt sie beispielsweise an die E-Bike Ladestation auf dem Herrenacker oder im Allgemeinen an die Elektromobilität, Platzgestaltung und Förderung der Biodiversität.
Kompromissbereitschaft ist essenziell
Gleichzeitig zur Wahl in den Stadtrat, erhielt Katrin Bernath auch einen Sitz im Schaffhauser Kantonsrat. Dennoch entschied sie sich schlussendlich für die Kommunalpolitik: «Wenn wir beschliessen, dass unsere Reben biologisch bewirtschaftet werden sollen, dann erhalten wir dadurch Biowein. Im Kantonsrat ist die Wirkung durch eine Gesetzgebung nur indirekt sichtbar.» Sie könne aber verstehen, weshalb sich manche Person nicht in der Lokalpolitik sehe. Bei gewissen Themen fungiere man als Blitzableiter und müsse versuchen, über die Machtspiele hinweg sehen zu können. Die Lösungsfindung sei stets ein Balanceakt, wobei die Stadträtin versuche, den drei Dimensionen «wirtschaftliche Entwicklung», «gesellschaftliche Anforderungen» und «Umwelt» gerecht zu werden. «Damit am Ende die verschiedensten Interessen möglichst gut abgebildet sind, braucht es Kompromisse. Maximalforderungen sind deshalb nicht dienlich», stellt Katrin Bernath klar.
Langer Weg bis zur Umsetzung
Im Kammgarnareal steht der Baustart an. Andere Projekte wurden bereits umgesetzt oder sind in der Planung, wie etwa neue Schulräumlichkeiten, die Sanierung von Alterszentren und Grünflächen, die den zukünftigen Gegebenheiten gewachsen sind. «An der Teilrevision der Bauordnung der Zonen und des Zonenplans arbeiten wir seit längerem intensiv. Noch dieses Jahr gehen wir damit an die Öffentlichkeit», sagt die Politikerin der Grünliberalen. Die Grundlagen dafür wurden 2019 mit der Verabschiedung des Richtplans Siedlung gelegt. «Wichtig ist, dass nicht ein einziges Rezept für die ganze Stadt entwickelt wird. Die Diversität der verschiedenen Quartiere und Gebiete ist zu berücksichtigen.» Während manche Strukturen, wie die der Altstadt, erhalten werden sollen, sei etwa die Stahlgiesserei im Mühlental für eine Transformation prädestiniert. Da hätten zudem private Grundeigentümer ihr Interesse an verdichtetem Bauen gezeigt.
«Land ist nicht vermehrbar», so Katrin Bernath. Eine Herausforderung bestehe darin, eine ausgewogene Lösung zu finden. «Wir müssen gewisse Gebiete für das Gewerbe und die Industrie freihalten. Ansonsten gibt es am Ende nur noch Wohnungen.»
Verkehrssituation sieht gut aus
ÖV vs. Auto vs. Fahrrad – der ewige Kampf. Für mehr Klarheit wurde als Grundlage für das Gesamtverkehrskonzept 2020 eine ausführliche Analyse durchgeführt, erklärt die Stadträtin: «Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass die Verkehrssituation in der Stadt Schaffhausen heute insgesamt gut ist.» Defizite seien im Fahrradverkehr auszumachen. «Eine Velofahrerin hat mir die Situation anschaulich beschrieben. Auf der Strasse werde sie von den Autofahrern als Hindernis wahrgenommen und auf dem Trottoir stören sich Fussgänger, auch wenn man darauf den Radweg nutzt.» Im Idealfall bräuchte es für jede Art von Fortbewegungsmittel einen eigenen Streifen. Da der vorhandene Platz die Grenzen aufzeige, müssten raumsparende Varianten gefördert werden, so wie etwa der Bus oder das Velo. Dies komme auch dem Gewerbe zugute, das auf Autos angewiesen sei. Das Bild der Zukunft beinhalte einen Anstieg an Fahrzeugen jeglicher Art und somit auch vermehrt Staus, wenn flächeneffiziente Mobilitätsformen nicht an Bedeutung gewinnen. «E-Bikes machen im hügeligen Schaffhausen den Umstieg vom Auto auf das Rad sicher noch attraktiver. Zudem geht es damit viel unbeschwerter und schneller ins Zentrum.» Die bereits umgesetzten Verbreiterungen manchen Weges mache die Fahrt entspannter, das habe sie selbst unterwegs gemerkt.
Engagement ist der Schlüssel
Den meisten Schaffhauser:innen gefalle es hier. Vielleicht bestünde deshalb eine Verknüpfung zwischen den Begriffen Veränderung und Verschlechterung, findet Katrin Bernath und gibt ein klares Statement ab: «Es braucht Veränderungen. Ohne sie wird nichts besser.» Nur durch konstruktive Diskussionen und eine aktive Teilnahme am Geschehen könne das «Boot» in die gewünschte Richtung gelenkt werden. Fahren werde es so oder so – die Frage sei dann nur, wohin.
Wer etwas für die Gemeinschaft tun möchte, solle bei den diversen Parteien hineinschnuppern oder sich einem Verein anschliessen. Gelegenheiten für einen Kontakt mit den Grünliberalen gebe es beispielsweise am 29. Juni bei deren Jubiläumsfeier. Um mehr über sie und den restlichen Stadtrat zu erfahren, biete sich zudem die Stadtratswanderung am 1. Juni an, so die GLP-Politikerin und fügt schmunzelnd an: «Da dürfen alle mit Fragen gelöchert werden.»