Stefan Batzli, Geschäftsführer vom Schweizer Dachverband der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, hat vier Jahre in Bern für das Stromgesetz gekämpft. Es hat sich gelohnt. Mit grosser Mehrheit wurde die Vorlage im letzten Herbst vom National- und Ständerat bewilligt und bei der Abstimmung sind alle Parteien im Ja-Komitee vertreten. Ziel des Gesetzes ist die Steigerung der Energieeffizienz und der rasche Zubau von Solar-, Wind- und Wasserstrom, finanziert ohne Preiserhöhung durch den Netzzuschlag.
Ein guter Kompromiss für die Natur
Nach dem einleitenden Referat von Batzli stellte Moderator Dario Muffler an die fünf Diskussionsteilnehmer gleich eine entscheidende Frage: Wird die Schweiz mit 9000 Windrädern «zugepflastert»? Nein, Simon Furter vom WWF geht von 250 Anlagen aus. Der WWF stimmt dem Gesetz zu, da der Ausbau zu 80 Prozent mit Photovoltaik auf vorhandenen Infrastrukturen stattfindet und Solar- und Windanlagen in der freien Landschaft strenge Anforderungen erfüllen müssen.
Was bringt das Stromgesetz unserer Region?
Für Hansueli Graf vom Verein Landenergie SH erleichtert das Gesetz den Bau von Solar- und Biogasanlagen. Interessant findet er die Bürgerbeteiligung an lokalen Elektrizitätsgemeinschaften, so dass auch Bauern überschüssigen Strom von eigenen Anlagen an Bezüger in der Umgebung vermarkten können. Damit können die Investitionen rascher abbezahlt werden. Auch Nina Schärrer von der FDP sieht damit für Industrieunternehmen zusätzliche Anreize in Solaranlagen zu investieren, Christoph Bollinger von den Energiefachleuten Chancen für Hauseigentümer.
Konsument kann viel zum Stromsparen beitragen
Was viele erstaunen mag, der Stromverbrauch in der Schweiz stagniert trotz Wachstum der Bevölkerung und der Wirtschaft seit 20 Jahren, vor allem dank Effizienzmassnahmen. Wärmepumpen und E-Autos werden zukünftig zwar mehr Strom brauchen, andrerseits sind die Einsparpotential weiterhin sehr gross. Zur Umsetzung dieser Potenziale sind im Gesetz griffige Massnahmen vorgesehen. Die Konsumenten können mit der Wahl und Anwendung der Elektrogeräte ihren Stromverbrauch selber deutlich senken, erläuterte Bollinger.
Kann damit unser Strombedarf abgedeckt werden?
Die Energieexperten in der Runde zeigten sich optimistisch, dass mit dem Gesetz unser Strombedarf auch zukünftig zu vernünftigen Preisen gedeckt werden kann. Nina Schärrer betonte die enorme Bedeutung einer ausreichenden Stromversorgung. Sie zweifelt daran, dass unser zukünftiger Stromverbrauch alleine mit erneuerbaren inländischen Energien gedeckt werden kann. Deshalb plädierte Schärrer, die Stromversorgung auf verschiedene Standbeine abzustellen und offen für die Kernkraft zu sein. Für Simon Furter haben neue AKW keine Zukunft, nur die preisgünstigen erneuerbaren Energien.
Über all diese Themen wurde beim Apéro noch eifrig weiter diskutiert.