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Kultur
15.04.2024

«Wir schützen die Identität der Geschichte in der Stadt»

Martin Kessler und Katrin Bernath weihen die Plakatausstellung, die bis am 2. Mai auf dem Herrenacker besichtigt werden kann, feierlich ein.
Martin Kessler und Katrin Bernath weihen die Plakatausstellung, die bis am 2. Mai auf dem Herrenacker besichtigt werden kann, feierlich ein. Bild: Mevina Portner, Schaffhausen24
Als wichtiges Arbeitsinstrument umfasst das Verzeichnis der schützenswerten Kulturdenkmäler nun auch die Bauten und Gärten in der Altstadt von Schaffhausen.

«Ausserhalb der Altstadt wurde das Verzeichnis der schützenswerten Kulturdenkmäler, VKD, schon im Jahr 2019 erstellt», erzählt Katrin Bernath, Baureferentin, zu Beginn der Medieninformation. «Nun weiten wir dieses auf die Altstadt in Schaffhausen aus». Nach dem kantonalen Natur- und Heimatschutzgesetz sind die Gemeinden verpflichtet, ein Inventar oder ein VKD zu erstellen. Beim VKD handelt es sich um ein behördenverbindliches Verzeichnis der Bauten und Gärten, welche noch nicht geschützt sind, aber als schützenswert eingestuft werden. In Schaffhausen sind nun 1052 Objekte im Verzeichnis. «Mit diesem Verzeichnis soll die Identität der Geschichte in der Stadt Schaffhausen erhalten und gepflegt werden», führt die Baureferentin weiter aus. «Ausserdem gibt es dadurch klare Grundlagen für Bauherrschaften und Behörden. Dies erleichtert die Planungssicherheit.» Am 25. März genehmigte der Regierungsrat das Verzeichnis der schützenswerten Kulturdenkmäler. «Die Erhaltung der Baudenkmäler ist nicht nur die Aufgabe des Eigentümers», so Martin Kessler, Vorstehender des Baudepartements. «Es ist eine Grundaufgabe, gestützt auf die Kantonsverfassung, der Gemeinden sowie des Kantons.»

Vier Kriterien

Um die Objekte für das VKD in der Altstadt zu definieren, beschafften sich die verantwortlichen Kunsthistoriker und Architekten mit Begehungen und Fotografien einen Überblick zu den Gebäuden. Weiter durchforschten sie die Archive, um so einen möglichst guten Vorschlag für die Einstufung der Objekte vorzunehmen. Dabei wurden vier Kriterien berücksichtigt. Flurina Pescatore, Leiterin der Denkmalpflege Schaffhausen, erklärt: «Ein Objekt kann eine stadtgeschichtliche Bedeutung haben, wie zum Beispiel das Schwabentor, das die Stadtentwicklung zeigt.» Des Weiteren können Objekte eine sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung haben, wie das Haus in der Bachstrasse 15, wo früher Leder aus dem Gerberhandwerk unter dem grossen Vordach aufgehängt wurde. Auch das Siedlungsbild kann die Bedeutung eines Gebäudes beeinflussen. Das letzte Kriterium betrifft den kunstgeschichtlichen Aspekt, wobei die Stadt Schaffhausen eine Vielzahl von Originalaustattungen vom Barock über die Renaissance bis zum Klassizismus aufweist.

Vorgehen

Anfang der Woche erhielten die Hauseigentümerschaften Post und wurden darüber informiert, dass ihr Haus als schützenswert eingestuft wurde. Dies bedeutet aber nicht, dass keine baulichen Massnahmen getroffen werden können. Mit der Aufnahme in das VKD sind die Eigentümer:innen dazu verpflichtet, bei einer Renovierung oder einer baulichen Veränderung eine Bewilligung einzuholen, wobei sich ein frühzeitiger Kontakt mit der Denkmalpflege lohnt. Für die Öffentlichkeit ist das VKD im Geoportal Schaffhausen ersichtlich, wenn man den Begriff «Denkmalpflege» oder «VKD» als Suchbegriff eingibt. Mit einem Klick auf das gewünschte Gebäude können Informationen zum Objekt angezeigt werden. «Die öffentliche Einsicht ist wichtig für die Kundschaft, die Eigentümerschaft, Architektur- und Planerbüros sowie die Koordination der Verfahren», berichtet Flurina Pescatore. Bis zum 2. Mai kann zu diesem Thema eine informative Plakatausstellung auf dem Herrenacker besichtigt werden. Ausserdem findet am 2. Mai eine Podiumsdiskussion im Meetingpoint auf dem Herrenacker über den Weiterbau und die Weiternutzung des Bestands mit Fachleuten aus Architektur, Stadtentwicklung und Denkmalpflege statt.

Mevina Portner, Schaffhausen24