«Schon als kleines Mädchen stand ich auf der Theaterbühne», erzählt die Studentin Alina Rothfelder. «Mein Vater spielt seit 1991 bei einem Laientheater in Villingen-Schwenningen. Dort durfte ich in jungen Jahren kleinere Rollen übernehmen.» Nach ihrem Umzug nach Schaffhausen besuchte sie den Theaterkurs der Kantonsschule und spielte 2017 unter der Regie von Jürg Schneckenburger ein erstes Mal beim Schaffhauser Sommertheater und beim jugendclub momoll theater. Später absolvierte sie ein Praktikum bei der Roten Fabrik in Zürich. «Vor Ort erhielt ich viele Einblicke in die Probeprozesse, was mich faszinierte», führt die talentierte Schauspielerin weiter aus. Um ihrem Verlangen, als Darstellerin auf der Bühne zu stehen, einen Schritt näherzukommen, besuchte sie eine private Schauspielschule in Zürich. Danach studierte sie in Bern Theaterwissenschaft und Germanistik und ist zurzeit an der Uni in Konstanz immatrikuliert. Etliche Jahre nach ihren Anfängen stellt sich die 26-Jährige nun der Herausforderung, allein auf der Bühne zu performen.
Schrift als Thema
«Das kunstseidene Mädchen»: So heisst das Erzähltheaterstück, welches Alina Rothfelder im Theater Bachturnhalle spielen wird. Im Sommer 2023 begeisterte sie das Publikum beim Schaffhauser Sommertheater in ihrer Rolle als Robin Hoods Kumpanin Mitch. «Die Idee, ein Erzähltheaterstück zu erarbeiten, kam von Jürg Schneckenburger», berichtet Alina Rothfelder. «Diese Herausforderung nahm ich gerne an». Schneckenburger gründete 1994 das jugendclub momoll theater und um das 30-jährige Jubiläum zu zelebrieren, produzieren nun Alina Rothfelder und er in Koproduktion mit dem jugendclub momoll theater «Das kunstseidene Mädchen». «Die Handlung basiert auf dem Roman von Irmgard Keun aus dem Jahre 1932», so die Schauspielerin. Geschrieben in Form eines Tagebuchs spielt die Geschichte vom Sommer 1931 bis Frühjahr 1932 in Berlin. Die Protagonistin Doris schreibt darüber, wie sie sich, in Armut geraten, über Wasser hält und alles unternimmt, um «ein Glanz» zu werden. «Da es sich um ein Tagebuch handelt, wird die Schrift und das Schreiben bewusst thematisiert und auf der Bühne fassbar gemacht», berichtet Jürg Schneckenburger. «Auch spielen Musik und drei Lieder eine wichtige Rolle, um das Publikum akustisch in die 30er-Jahre mitzunehmen, die emotionale Befasstheit der Figur zum Klingen zu bringen und die Spielvorgänge zu rhythmisieren». Die Erzähltheaterfassung hat Alina Rothfelder in wochenlanger Arbeit selbst zusammengestellt, wortgetreu dem Romantext verpflichtet. Und sie brachte sich für dieses Theaterprojekt das Akkordeonspielen bei.
Ausprobieren
Schon seit August 2023 proben Alina Rothfelder und Jürg Schneckenburger für die Inszenierung. «In den Proben steht das Ausprobieren im Fokus», so der Regisseur. «Ich gebe der Spielerin wenige Anweisungen. Ich stelle Fragen zum Inhalt und fasse in Worte, was ich wahrnehme, wenn Alina spielt.» Um auch weibliche Perspektiven auf die Protagonistin Doris und die gespielten Vorgänge einzufangen, besuchen regelmässig Freundinnen von Alina Rothfelder die Proben. «Die grösste Herausforderung besteht für mich darin, Atem, Sprechrhythmus, Klang und Volumen der Stimme bestmöglich einzusetzen, um die unterschiedlichen Charaktere all der auftretenden Figuren glaubwürdig zur Darstellung zu bringen.»