Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Gesellschaft
19.03.2024

Gemeinsam das Licht zurückbringen

Erzieherin und Illustratorin Annina Holzer malte die Bilder ihres Kinderbuches selbst. Als Inspiration braucht sie dafür insbesondere die Stille der Natur.
Erzieherin und Illustratorin Annina Holzer malte die Bilder ihres Kinderbuches selbst. Als Inspiration braucht sie dafür insbesondere die Stille der Natur. Bild: zVg.
«Vom fürchterlichen Drachen» nennt sich das Kinderbuch der Ramserin Annina Holzer. Die Geschichte kreist um einen Drachen, der alles Lichtbringende verachtet und Sonne, Mond und Sterne in die Finsternis seiner Höhle verbannt. Erst durch das mutige Eingreifen von drei Brüdern und die Hilfe zahlreicher Bienen gelingt es, den Drachen zu bezwingen und das Licht zurück auf die Erde zu bringen.

Annina Holzer ist diplomierte Kindergärtnerin und Illustratorin. In ihrem Buch «Vom fürchterlichen Drachen» vereint sie geschickt ihre beiden Fachgebiete. Das resultierte Kinderbuch zeichnet sich durch Tiefe aus und enthält zahlreiche Parallelen zur Welt der Erwachsenen. Die 24 enthaltenen Bilder illustrierte die Autorin selbst. Bei der Entstehung des Märchens liess sich Annina Holzer sowohl von der Natur als auch vom Zuhören ihrer eigenen Gedanken und Gefühle inspirieren. Die nötige Sicherheit erhielt sie von ihren beiden Söhnen, die ihr mehrmals versicherten, wie wichtig ihnen diese Geschichte sei.  

Mit allen Sinnen aufnehmen

Die zweifache Mutter erinnert sich, wie eines Tages ein Drache ihre Gedanken besuchte. «Ich habe ihn einfach gefragt, was er möchte, und hörte seiner Geschichte zu». Dieser einfache Dialog legte den Grundstein für das Märchen «Vom fürchterlichen Drachen», welches zunächst nur im Kopf der Autorin existierte. Die im Buch enthaltenen Bilder malte die 43-Jährige selbst. Bis jedoch sämtliche Illustrationen entstanden waren, vergingen drei Jahre. «Erst als alle Bilder fertig waren, kristallisierte sich die finale Geschichte heraus», erklärt Annina Holzer. Für die Bildinspiration sucht sie die Natur auf. Sie betont die Notwendigkeit, die Stimmung und Atmosphäre draussen in der Stille der Natur zu erleben, um sie dann auf Papier festzuhalten. Ein Bild entstand beispielsweise auf der Hochwacht oberhalb von Mammern. Beim zu entstehenden Bild ging es um den Drachen, der in einer winterlichen Nacht die zuvor verschluckten Sterne dem Nachthimmel zurückgibt. «Ich habe an einem winterlichen Abend auf der Hochwacht stundenlang den Sternenhimmel beobachtet und dabei alle Wahrnehmungen eingefangen», so Annina Holzer und ergänzt: «Die Aufnahme dieser Bilder und Gefühle wäre in einer Sommernacht nicht möglich gewesen.»

Die Nachricht der Bäume

Das im vergangenen Jahr erschienene Kinderbuch handelt von einem Drachen, welcher tief in der Erde lebt, und alles Lichtbringende verabscheut. An einem Tag raubt er die Sonne, während der Nacht den Mond. Beide Lichtkörper verbirgt er tief in seinem unterirdischen Reich. Auch die Sterne als Lichtbringer fallen seiner Verbitterung und Wut zum Opfer: Er verschluckt jeden einzelnen davon. Auf der Erdoberfläche herrschen Dunkelheit, Leere und Kälte. Ein Hirte, der genug von dieser Finsternis hat, schickt eines Tages den ältesten seiner drei Söhne los und bittet ihn, den Drachen zu bezwingen. Doch als der Sohn auf seinem Pferd den Birkenwald erreicht, hört er die Bäume sagen, dass er nicht dafür geschaffen sei, den Drachen zu töten. So kehrt der älteste Sohn um und macht sich auf den Heimweg. Der zweitälteste Sohn wagt den Versuch als Nächster. Es gelingt ihm, den Birkenwald zu durchqueren. Doch im Fichtenwald erfährt er das gleiche Schicksal wie sein älterer Bruder. Zurück zuhause angekommen, hört er seinen Vater sagen: «Du und dein älterer Bruder haben Mut bewiesen und den Weg für euren jüngsten Bruder geebnet.» 

Mutig und mit vereinten Kräften

Schliesslich bricht der jüngste Sohn auf, durchquert sowohl den Birken- als auch den Fichtenwald und vernimmt plötzlich die Stimme einer alten Eiche, die ihm folgendes offenbart: «Der Drache kann weder mit Schwert noch mit Bogen, sondern nur mithilfe von Bienen bezwungen werden.» Die Bienen fliegen herbei, legen sich wie eine Decke um den Körper des Drachen, stechen zu und zwingen ihn so in die Knie. In seinem letzten Atemzug spuckt der Drache alle Sterne aus, die wieder zu ihrem alten Platz zurückfinden. Dank der Hilfe der Bienen, gelingt es dem jüngsten Hirtensohn, Sonne und Mond aus den Fängen der dunklen Höhle befreien. 

Die unsterbliche Seele des Drachens steigt daraufhin in den Himmel hinauf und gesellt sich als Lichtkörper zu den Sternen. Seither leuchtet er am Nordhimmel. Von da oben aus sah der Drache, wie sich sein Körper zu Erde und seine Flügel in eine prächtige Blumenwiese verwandelten. 

Alle haben eine Aufgabe

Der jüngste Hirtensohn wird im Buch als Held gefeiert. Eine Rolle, die er jedoch ohne die Hilfe seiner zuvor ausgesandten Brüder nicht erreicht hätte. Die Erzählung des Drachens verdeutlicht unter anderem die Wichtigkeit von Gemeinschaft, Mut und Teamarbeit. Themen, die auch für Erwachsene von Relevanz sind. «Es bedurfte aller drei Brüder und der Hilfe der Bienen, um das angestrebte Ziel zu erreichen», stellt Annina Holzer fest. «Und so findet jeder Mensch mit seiner persönlichen Aufgabe seinen Platz im realen Leben.» 

Aktuell arbeitet Annina Holzer an einem weiteren Buchprojekt. Die ersten Illustrationen sind bereits entstanden. «Es handelt sich erneut um ein Kinderbuch und beschreibt die Reise eines Mädchens.» Nähere Details möchte die Autorin noch nicht preisgeben. Die Bilder lassen jedoch darauf schliessen, dass bei diesem Buch nicht der Himmel, sondern ein See als Inspirationsquelle dient.

Gabriella Coronelli, Schaffhausen24