Zugegeben, im RhyTech-Quartier, welches nun als neues Tor zum Neuhauser Oberdorf gilt, ist noch längst nicht alles in Betrieb. Die zwei Hochtürme sind seit ein paar Wochen bezugsbereit; im Drei-Stunden-Takt fährt ein Zügelwagenteam vor, um die Appartements zu bestücken. Andreas Campi, Mitglied der Projektleitung der Gruppe Halter AG, verkündete an der Medienorientierung letzte Woche, dass 268 der insgesamt 280 Wohnungen, sprich 96 Prozent, vermietet oder verkauft seien. Im Winkelgebäude bei der Bushaltestelle «Kreuzstrasse» sind alle 68 Wohnungen vergeben worden. «Dabei wurde prophezeit, dass wir Mühe hätten, die Objekte an Interessenten abzugeben», konnte der Sprechende das Lächeln auf den Stockzähnen nicht verkneifen. Von der Idee bis zur Eröffnung des RhyTech sind immerhin 13 Jahre vergangen, zwischen 2013 und 2019 schlugen sich die Entwickler ausschliesslich mit Rekursverfahren herum, ehe im Oktober 2020 die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Alusuisse-Areal begannen. In der Halle 22, dem Prunkstück auf der früheren Industriefläche, blieb der Charakter aufgrund des Denkmalschutzes unangetastet. Später beim Rundgang erklärte Jörg Ehrensperger, Leiter der Verkaufsgruppe Migros Ostschweiz, dass der Boden nicht dreckig sei, sondern die Rostspuren der Historie wegen sichtbar geblieben sind. «Es soll auch das Rustikale des Gebäudes zum Ausdruck bringen, wie etwa auch die sichtbare Decke der damaligen Fabrik.»
Begegnungszone wie im Dorf
Das neue RhyTech-Areal hat durchaus das Potenzial, zum neuen Hotspot Neuhausens zu werden. Denn wie Marco Wahl, der unter anderem die Rivi Gastro AG führt, erläutert, soll das Quartier so richtig belebt werden. So ist geplant, dass mit «Street Food Markets», kulturellen Angeboten und einem vielfältigen Einkaufsangebot von der Nachbarschaft bis hin zu Touristen viele in das neue «Rhyfall Village» gelockt werden. Mit einem Kombiticket können diese indes per Rhyfallzügli vom Rheinfallbecken via Smilestones-Besichtigung ins RhyTech gefahren werden und dort auf dem «Rivi Roof» im 17. Stock als abschliessendes Highlight einen Drink geniessen. Ist das Areal im Sommer komplett ausgestattet, bietet es dadurch eine Vielfalt, die zur neuen Begegnungszone erkoren wird. «Gömmer i s’Rivi?» geben erste Besuchende dem Areal schon jetzt einen umgangssprachlichen Spitznamen.
Gross ist der Andrang
Donnerstagmorgen, 7.45 Uhr. Kurzer Schock bei der Migros: Die Türen liessen sich nicht öffnen beim letzten Test. Noteingriff der anwesenden Elektriker, bis dann schliesslich Punkt 8 die 850 Quadratmeter grosse Filiale ihre offizielle Eröffnung feierte. Etwas kleiner sei der Laden, als ursprünglich geplant, weil noch weitere Mietflächen freigegeben wurden und die Rivi ihre eigene Gastronomie an drei Standorten installiert. Auch wenn die Filiale als «1-M» deklariert ist, sei das Sortimentsangebot etwas exklusiver, vielleicht etwas «familienfreundlicher» angepasst. Offentheken seien vorerst nicht geplant. «Sollte hingegen grosser Bedarf bestehen, würden wir Abklärungen treffen, um weitere Flächen anzumieten», erklärt Jörg Ehrensperger. Und das 16-köpfige Team, unter der Leitung von Redzebije Selimi, hatte alle Hände voll zu tun. Ob zwei Kassen auf die Dauer ausreichen, wird sich zeigen, auch wenn sich die Mitarbeitenden am Eröffnungstag als sehr flexibel bewiesen und Mehrarbeit leisteten. Auch vor dem Laden bildeten sich immer wieder Menschentrauben, die sich vormittags mit Kaffee und Gipfeli eindeckten und sich später mit Bratwurst versorgten.
Bald sind alle eingezogen
«Es ist schade, dass die Migros als einziger Laden heute eröffnet hat», bedauert Jörg Ehrensperger, gleichwohl ist er stolz. «Es ist eine wunderschöne Filiale.» Bei der Präsentation, was auf dem Areal sonst noch alles geplant ist, wird in der Halle 22 eine weitere Verkaufsnutzung angezeigt. «Wir dürfen noch nicht sagen, wer neben der Migros einzieht», lässt sich Projektleiter Andreas Campi nicht auf Spekulationen ein, auch wenn gemunkelt wird, dass Denner der neue Nachbar werden soll. Auf der Seite der Badischen Bahnhofstrasse und der Klettgauerstrasse wird es in den weiteren Gebäuden zusätzliche Büroflächen und Dienstleistungsbetriebe geben. In der «Rivi Stage» sind Seminar- und Veranstaltungsräume angedacht. Nach und nach werden die Flächen fertiggestellt und freigegeben, ehe in den kommenden Wochen und Monaten alle Mieter einzogen sind und das Rivi vollends zu Leben beginnt.