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Neuhausen
06.02.2024

«Chunsch au i s’Rivi?»

Neuhausen hat seit letztem Donnerstag wieder eine Migros-Filiale.
Neuhausen hat seit letztem Donnerstag wieder eine Migros-Filiale. Bild: Raffael Ott
Am vergangenen Donnerstag begann in Neuhausen gefühlt eine neue Zeitrechnung. Nebst der Migros, die nach 1573 Tagen Abwesenheit ihr Comeback im Rheinfallstädtchen feierte, wird der Bevölkerung ein komplett neues Quartier zur Verfügung stehen.

Zugegeben, im RhyTech-Quartier, welches nun als neues Tor zum Neuhauser Oberdorf gilt, ist noch längst nicht alles in Betrieb. Die zwei Hochtürme sind seit ein paar Wochen bezugsbereit; im Drei-Stunden-Takt fährt ein Zügelwagenteam vor, um die Appartements zu bestücken. Andreas Campi, Mitglied der Projektleitung der Gruppe Halter AG, verkündete an der Medienorientierung letzte Woche, dass 268 der insgesamt 280 Wohnungen, sprich 96 Prozent, vermietet oder verkauft seien. Im Winkelgebäude bei der Bushaltestelle «Kreuzstrasse» sind alle 68 Wohnungen vergeben worden. «Dabei wurde prophezeit, dass wir Mühe hätten, die Objekte an Interessenten abzugeben», konnte der Sprechende das Lächeln auf den Stockzähnen nicht verkneifen. Von der Idee bis zur Eröffnung des RhyTech sind immerhin 13 Jahre vergangen, zwischen 2013 und 2019 schlugen sich die Entwickler ausschliesslich mit Rekursverfahren herum, ehe im Oktober 2020 die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Alusuisse-Areal begannen. In der Halle 22, dem Prunkstück auf der früheren Industriefläche, blieb der Charakter aufgrund des Denkmalschutzes unangetastet. Später beim Rundgang erklärte Jörg Ehrensperger, Leiter der Verkaufsgruppe Migros Ostschweiz, dass der Boden nicht dreckig sei, sondern die Rostspuren der Historie wegen sichtbar geblieben sind. «Es soll auch das Rustikale des Gebäudes zum Ausdruck bringen, wie etwa auch die sichtbare Decke der damaligen Fabrik.»

Begegnungszone wie im Dorf

Das neue RhyTech-Areal hat durchaus das Potenzial, zum neuen Hotspot Neuhausens zu werden. Denn wie Marco Wahl, der unter anderem die Rivi Gastro AG führt, erläutert, soll das Quartier so richtig belebt werden. So ist geplant, dass mit «Street Food Markets», kulturellen Angeboten und einem vielfältigen Einkaufsangebot von der Nachbarschaft bis hin zu Touristen viele in das neue «Rhyfall Village» gelockt werden. Mit einem Kombiticket können diese indes per Rhyfallzügli vom Rheinfallbecken via Smilestones-Besichtigung ins RhyTech gefahren werden und dort auf dem «Rivi Roof» im 17. Stock als abschliessendes Highlight einen Drink geniessen. Ist das Areal im Sommer komplett ausgestattet, bietet es dadurch eine Vielfalt, die zur neuen Begegnungszone erkoren wird. «Gömmer i s’Rivi?» geben erste Besuchende dem Areal schon jetzt einen umgangssprachlichen Spitznamen.

Gross ist der Andrang

Donnerstagmorgen, 7.45 Uhr. Kurzer Schock bei der Migros: Die Türen liessen sich nicht öffnen beim letzten Test. Noteingriff der anwesenden Elektriker, bis dann schliesslich Punkt 8 die 850 Quadratmeter grosse Filiale ihre offizielle Eröffnung feierte. Etwas kleiner sei der Laden, als ursprünglich geplant, weil noch weitere Mietflächen freigegeben wurden und die Rivi ihre eigene Gastronomie an drei Standorten installiert. Auch wenn die Filiale als «1-M» deklariert ist, sei das Sortimentsangebot etwas exklusiver, vielleicht etwas «familienfreundlicher» angepasst. Offentheken seien vorerst nicht geplant. «Sollte hingegen grosser Bedarf bestehen, würden wir Abklärungen treffen, um weitere Flächen anzumieten», erklärt Jörg Ehrensperger. Und das 16-köpfige Team, unter der Leitung von Redzebije Selimi, hatte alle Hände voll zu tun. Ob zwei Kassen auf die Dauer ausreichen, wird sich zeigen, auch wenn sich die Mitarbeitenden am Eröffnungstag als sehr flexibel bewiesen und Mehrarbeit leisteten. Auch vor dem Laden bildeten sich immer wieder Menschentrauben, die sich vormittags mit Kaffee und Gipfeli eindeckten und sich später mit Bratwurst versorgten.

Bald sind alle eingezogen

«Es ist schade, dass die Migros als einziger Laden heute eröffnet hat», bedauert Jörg Ehrensperger, gleichwohl ist er stolz. «Es ist eine wunderschöne Filiale.» Bei der Präsentation, was auf dem Areal sonst noch alles geplant ist, wird in der Halle 22 eine weitere Verkaufsnutzung angezeigt. «Wir dürfen noch nicht sagen, wer neben der Migros einzieht», lässt sich Projektleiter Andreas Campi nicht auf Spekulationen ein, auch wenn gemunkelt wird, dass Denner der neue Nachbar werden soll. Auf der Seite der Badischen Bahnhofstrasse und der Klettgauerstrasse wird es in den weiteren Gebäuden zusätzliche Büroflächen und Dienstleistungsbetriebe geben. In der «Rivi Stage» sind Seminar- und Veranstaltungsräume angedacht. Nach und nach werden die Flächen fertiggestellt und freigegeben, ehe in den kommenden Wochen und Monaten alle Mieter einzogen sind und das Rivi vollends zu Leben beginnt.

  • Rustikal, urban und rollstuhlgängig: Die neue Migros-Filiale in Neuhausen. Bild: Ronny Bien
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  • Die neue Migros im RhyTech-Areal hat seit letztem Donnerstag geöffnet. Bild: Ronny Bien
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Die Freude auf die neue Migros-Filiale steht Irene Neuhaus wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. «Ich habe mich so auf die Eröffnung gefreut.» Glücklich sei sie, dass sie als unmittelbare Nachbarin vom neuen Quartier profitiert. «Der Laden ist sehr schön eingerichtet und sehr geräumig. Es ist nicht nur sehr anmächelig gestaltet, sondern auch die gesamte Architektur spricht mich sehr an», ist sie von der neuen Filiale sehr angetan. Das Sortiment entspreche absolut ihren Bedürfnissen, so die Nachbarin weiter. «Für mich ist die Rückkehr der Migros eine riesige Bereicherung.» Sie freue sich auch darauf, wenn im ganzen RhyTech-Areal etwas los sei und man in diesem neuen Quartier verweilen kann.

Irene Neuhaus wohnt gleich in unmittelbarer Nähe und freut sich auf die nahen Einkaufsmöglichkeiten im RhyTech. Bild: Ronny Bien

Michelangelo Rodríguez sieht im neuen RhyTech-Areal grosses Potenzial und findet ebenfalls grossen Gefallen an der neuen Migros. «Ich dachte zwar, sie wäre grösser. Mir fehlt noch eine Frischetheke und ich schätze, dass zwei bediente Kassen zu wenig sind», fasst der in unmittelbarer Nähe Wohnende gegenüber dem «Bock» zusammen, nachdem sich beim ersten Anstehen bereits eine längere Schlange bildete. Er befürchtet, dass die ältere Generation Mühe mit dem Self-Checkout-Automaten bekundet. «Ich hoffe, dass es draussen noch mehr Sitzgelegenheiten gibt und eine Kaffeestation, damit die Arbeiter ihre Znünipause oder Flanierende ihre Zeit in der Village verbringen können. Auch wenn er der Ansicht ist, dass man noch ein paar Dinge optimieren könne, steht zuletzt auch bei ihm die Freude im Vordergrund.

Ebenfalls als eine der ersten Personen hat auch Michelangelo Rodríguez die neue Migros-Filiale besucht. Bild: Ronny Bien

«Der neue Laden wirkt etwas unscheinbar, weil er ein bisschen versteckt ist», meint Romina Ledergerber, die ebenfalls in der Nachbarschaft wohnt. «Aber es ist eine schöne Migros-Filiale geworden», ist sie glücklich über die neuen Einkaufsmöglichkeiten in nächster Nähe. «Es sieht sehr modern aus und ist attraktiv gestaltet», ist sie beeindruckt von den neuen Räumlichkeiten.

Romina Ledergerber findet den neuen Migros sehr attraktiv. Bild: Ronny Bien
Ronny Bien, Schaffhausen24