Die gestrige Eröffnungsgala im Stadttheater von Schaffhausen war der offizielle Startschuss der 20. Schaffhauser Meisterkurse. Die Dozierenden Kathryn Stott, Werner Bärtschi, Wen-Sinn Yang und Jürg Dähler spielten mit zwei ehemaligen Studierenden Franz Schuberts Arpeggione-Sonate und Terry Rileys «El Hombre 1993». Als krönender Abschluss stand Johannes Brahms’ Klavierquintett in f-Moll auf dem Programm. Im Publikum mit dabei war Andrea Vetsch. Wer jetzt an die Schweizer Fernsehmoderatorin denkt, liegt falsch. Deren Namensvetterin ist eine gute Fee und eine treibende Kraft hinter den Meisterkursen und Meisterkonzerten.
Ein besonderer Kraftort
Die Musikliebhaberin Andrea Vetsch liess sich das Eröffnungskonzert nicht entgehen. «Musik berührt meine Seele wie nichts anderes», erklärt die 56-jährige Frohnatur etwas melancholisch. Seit nunmehr rund 15 Jahren unterstützt sie Initiator Werner Bärtschi bei den Meisterkursen und Meisterkonzerten in organisatorischen Belangen. Die Vorbereitungen der Meisterkurse beginnen im Sommer des jeweiligen Vorjahres mit der Ausschreibung. Das Arbeitsfeld reicht vom Kontaktieren internationaler Musikhochschulen über das Lancieren von Werbekampagnen bis hin zur Buchhaltung. Werner Bärtschi und Andrea Vetsch kennen sich seit über 20 Jahren und arbeiteten in der Vergangenheit auch für andere Kulturveranstaltungen zusammen. Obschon Andrea Vetschs Haupttätigkeit seit zwölf Jahren in der Erwachsenenbildung bei der Schweizerischen Caritasaktion der Blinden liegt, hat die Arbeit rund um die Schaffhauser Meisterkurse und Meisterkonzerte für sie eine besondere Bedeutung. Sie wollte diese Zusammenarbeit mit Werner Bärtschi nebst ihrer Haupttätigkeit unbedingt beibehalten und weiterführen. Denn diese Veranstaltungen in der Munotstadt sind Andrea Vetsch längst ans Herz gewachsen oder, wie sie es selbst bezeichnet, zu einem Hobby geworden. Sie seien eine Tätigkeit und ein Ort, aus denen sie Kraft schöpft. «Mein Kraftort ist dort, wo mein Herz ist», sagt Andrea Vetsch. Die im thurgauischen Hüttlingen wohnhafte Organisatorin ist gerne im überschaubaren Schaffhausen: «Ich laufe durch die Stadt und begegne eigentlich immer einem bekannten Gesicht.»
Musik verbindet
Besonders die Begegnungen mit den Studierenden der Meisterkurse berühren Andrea Vetsch auf besondere Weise. Einige von ihnen nehmen bereits seit mehreren Jahren teil und kommen oft auch in denselben Gastfamilien unter. «Im Laufe der Jahre haben sich sowohl mit den Teilnehmenden als auch mit den Gastfamilien Freundschaften entwickelt», erzählt sie freudig.
Auf die diesjährigen Teilnehmenden angesprochen, verrät sie, dass Studierende aus 15 verschiedenen Nationen angereist sind. Unter ihnen befinden sich Musizierende aus China, Südkorea, Russland, der Ukraine und Jerusalem. Diese internationale Vielfalt und die verbindende Liebe zur Musik machen die Teilnahme an den Meisterkursen zu einem einzigartigen Ort des Austauschs und der Zusammenarbeit. Andrea Vetsch ist stolz darauf, Teil der Veranstaltung zu sein, die Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenbringt und Grenzen sowie politische Unruhen in den Hintergrund stellt.
Zuhörerin und Musizierende
Die begeisterte Zuhörerin klassischer Musik spielt selbst Klavier und Orgel und lernt momentan auch das Musizieren auf dem Cello. Musik, insbesondere die klassische, spielte schon immer eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Bereits als Schülerin bevorzugte sie diese Musikrichtung. Doch auch Lieder aus ihrer Jugendzeit hört sie gerne: Es kann durchaus passieren, dass sie mit ihrem Mann, mit dem sie seit rund 40 Jahren zusammen ist, bei Songs von beispielsweise Supertramp lauthals mitsingt. Nur mit den heutigen, modernen Musikrichtungen kann sie sich nicht identifizieren. Andrea Vetsch wuchs in einer musikalischen Familie auf. «Wir haben immer gerne und viel zusammen musiziert», erinnert sie sich. Und hätten ihre Eltern nicht gewollt, dass sie einen «anständigen» Beruf erlernt, hätte es durchaus sein können, dass aus ihr eine Berufsmusikerin geworden wäre. Dennoch ist sie heute dankbar, dass die Musik nach wie vor so eine grosse Rolle in ihrem Leben spielt. Ein musikalisches Highlight des Jahres ist für sie jeweils das Abschlusskonzert, das am kommenden Samstag, 10. Februar, um 19.30 Uhr in der Rathauslaube stattfindet. «Das ganze Feuer und die Leidenschaft der Studierenden steckt insbesondere da drin.» Manchmal auch etwas Wehmut. Aber immer Vorfreude auf den kommenden Meisterkurs.