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Politik
28.12.2023
27.12.2023 16:06 Uhr

Zur Politik «überschnorrt»

Erich Schudel tritt in die Fussstapfen von Diego Faccani: Der Begginger übernimmt das Amt des Kantonsratspräsidenten und wird somit durch seine Wahl am 18. Dezember zum höchsten Schaffhauser im Jahr 2024.
Erich Schudel tritt in die Fussstapfen von Diego Faccani: Der Begginger übernimmt das Amt des Kantonsratspräsidenten und wird somit durch seine Wahl am 18. Dezember zum höchsten Schaffhauser im Jahr 2024. Bild: Mevina Portner, Schaffhausen24
Der neue Kantonsratspräsident von Schaffhausen heisst Erich Schudel (SVP). Mit 50 von total 56 Stimmen wurde der Kundenberater bei der Post für die Amtszeit 2024 gewählt. Im Gespräch mit dem «Bock» macht der 39-jährige Begginger klar, dass er sich unter seiner Leitung einen effizienteren Kantonsrat wünscht. Ausserdem spricht er über seine Herzensthemen und gibt einen Einblick in seine Tätigkeiten neben der Politik.

«Bock»: Wie sah Ihre politische Karriere bis jetzt aus?
Erich Schudel: Meine politische Karriere würde ich als klassisch bezeichnen. Mit 20 Jahren fragte mich die Ortspartei an, weil sie jemand für den Vorstand brauchten. Wie das damals in Beggingen so üblich war, standen sie ohne Voranmeldung vor meiner Türe und haben mich «überschnorrt». Zuerst übernahm ich das Amt des Beisitzers und danach das des Aktuars. 2008 trat unser Begginger Kantonsrat Gottfried Werner zurück und wir hatten vier Jahre keinen Kantonsrat. 2012 entschied die Ortspartei, dass wir auf mehreren Listen kandidieren, um bessere Chancen auf einen Sitz zu erhalten. Infolgedessen liess ich mich für die Junge SVP aufstellen und ich wurde erster Ersatz. Weitere vier Jahre später wählte man mich als Nachfolger von Manuela Schwaninger. Danach hat es mir den Ärmel regelrecht reingezogen. Ich habe mich schon immer dafür interessiert, aber ich konnte es mir in jungen Jahren noch nicht so richtig vorstellen zu politisieren.

Wie war das erste Jahr nach der Wahl in den Kantonsrat für Sie?
Schudel: In der Fraktion wählte man mich als Protokollführer, denn dort hiess es, dass dies jeweils die Aufgabe des Jüngsten sei. Um das Protokoll zu führen, gehört eine gute Vorbereitung dazu. Für mich war dies der beste Einstieg, denn so befasste ich mich ausführlich mit den Vorlagen. Im ersten Jahr muss man viel zuhören. Später wurde ich immer aktiver im Rat und der Fraktion.

Wie wurden Sie schlussendlich Kantonsratspräsident?
Schudel: 2020 wechselte ich auf die Hauptliste der SVP und wurde wiedergewählt. Der Kantonsrat wählte mich Ende 2021 zum zweiten Vizepräsidenten. Ein Jahr später wird man erster Vizepräsident und dieses Jahr stand die Wahl zum Kantonsratspräsidenten an.

Haben Sie mit dem Ergebnis von 50 von total 56 Stimmen gerechnet?
Schudel: : Ja, ich habe in diesem Rahmen damit gerechnet, weil man aufgrund der vorherigen Ergebnisse schon weiss, wie ungefähr abgestimmt wird. Mit dem Ausgang bin ich sehr zufrieden, vor allem, weil eine fünf davorsteht.

Welche Optimierungen wollen Sie in Ihrem Amtsjahr durchsetzen?
Schudel: Mein Ziel besteht klar darin, dass wir als Kantonsrat effizienter werden. Es stehen so viele Sitzungen an wie noch nie. Wir haben aber eine Traktandenliste, die überläuft. Diese beinhaltet Geschäfte, die älter als ein Jahr alt sind. Im letzten halben Jahr diskutierten wir stundenlang über einfache Themen. Ich versuche mit der Ratsführung und dem Austausch mit den Fraktionen alle darauf zu trimmen, unnötige Wortmeldungen mit inhaltlichen Wiederholungen zu unterlassen und alles herauszuholen während diesen vier Stunden, die uns am Montag zur Verfügung stehen.

Auch Ihr Vorgänger Diego Faccani kämpfte mit diesem Problem.
Schudel: Ich muss ihm ein Kränzchen winden, denn er war sehr geduldig mit dem Rat und führte ein straffes Programm. Es sind aber sechzig Individuen im Kantonsrat und ohne eine Geschäftsordnung, die gewisse Vorschriften beinhaltet, kann man lange Diskussionen nicht immer verhindern. Ich glaube aber, dass nun viele Mitglieder merken, dass wir in Rückstand geraten werden. In diesem Bereich werde ich mich sicher sehr bemühen und einigen damit vielleicht auch auf die Nerven gehen.

Welche Themen werden im Rat im nächsten Jahr besprechen?
Schudel: Ein Thema, über welches sicher längere Diskussionen geführt werden, ist die Totalrevision des Polizeigesetzes. Erfreulicherweise wurden dabei die umstrittensten Themen, wie zum Beispiel die präventiven Überwachungsmassnahmen, schon vorgezogen. Im Nachgang wird dann noch das Gesetz in Bezug auf die Finanzierung angeschaut. Weitere Themen im sozialen und schulischen Bereich werden auf uns zukommen sowie natürlich die persönlichen Vorstösse.

Welche Themen liegen Ihnen am Herzen?
Schudel: Mein Hauptthema ist die Förderung der Landregionen. Der Kanton hat eine Wirtschaftsförderung, welche sich aber nur auf das zentrale Kerngebiet, mit Schaffhausen, Neuhausen, Beringen und Thayngen, richtet. Mit der Ansiedlung von Firmen und Arbeitsplätzen zeigt diese auch einen grossen Erfolg bei den Steuereinnahmen. Die anderen Gemeinden im Kanton besitzen aber in vielen Fällen durch das Raumplanungsgesetz keine zusätzlichen Bauzonen mehr, was ein Wachstum und zusätzliche Steuereinnahmen verhindert. Gleichzeitig steigen aber die gebundenen Ausgaben, was schliesslich dazu führt, dass selbst in die wichtige Infrastruktur zu wenig investiert werden kann. Dafür möchte ich einen besseren Ausgleich finden.

Neben Ihrer Tätigkeit in der Politik arbeiten Sie bei der Post. Wie sieht es dort mit dem Zeitmanagement aus?
Schudel: Ich arbeite bei der Post im Kundendienst. Unter der Woche geht das Geschäft vor. Die Vorbereitung für die Sitzungen passiert in der Freizeit nach der Arbeit und am Wochenende. Für die vielen Montagssitzungen im Kantonsrat organisiere ich mich im Geschäft mit Stellvertretungen. Ausserdem habe ich mein Pensum für das nächste Jahr auf 90 Prozent reduziert. Dabei steht aber immer eine effiziente Planung im Vordergrund.

Bleibt da auch noch Zeit für andere Freizeitaktivitäten?
Schudel: Ich war 23 Jahre bei der Feuerwehr. Dort gab ich jetzt aus zeitlichen Gründen auf Ende Jahr den Rücktritt als Gruppenführer und Mitglied bekannt. Wenn ich immer so viel weg bin, hätte ich schlussendlich auch meinen Kollegen bei der Feuerwehr im Ernstfall nicht helfen können. Das Ganze fiel mir schwer, aber ich hätte auch sonst offiziell in fünf Jahren aufgrund meines Alters aufhören müssen. Allerdings führe ich aber meine Tätigkeit als Jungschützenleiter weiter. Auch beim Motocrossverein bin ich weiterhin Kassier. Ein bisschen Ausgleich zur Politik benötige auch ich.

Erich Schudel wird 2024 zum höchsten Schaffhauser: Der aus Beggingen stammende Kundenberater bei der Post übernimmt das Amt des Kantonsratspräsidenten. Bild: Mevina Portner, Schaffhausen24
Mevina Portner, Schaffhausen24