«Zusammen gehen wir neue Wege» – unter diesem Motto stand das diesjährige Altra-Spiel, das traditionsgemäss am letzten Freitag vor den Weihnachtsferien über die Bühne des Stadttheaters Schaffhausen ging. Gezeigt wurde das Stück «Hänsel und Gretel», angelehnt an das Märchen der Gebrüder Grimm. «Es braucht für mich extrem viel Mut, mich an die Klassiker zu wagen», so Thorsten Meito, Theaterpädagoge und Autor des Stücks. «Zudem hat das Märchen mit den Grundängsten zu tun.» Jens Förster, Hauptleiter des Altra-Spiels ergänzt: «Unser Ziel ist es, alte Stücke aufzunehmen, neu aufzumischen und das Publikum zum Nachdenken anzuregen. Das ist einerseits ein Reiz, andererseits die Herausforderung.» Unter den Zuschauer:innen im Schaffhauser Stadttheater fanden sich neben der Altra-Belegschaft auch Angehörige und Bekannte der Darstellenden wieder.
Fleiss und Qualität
Das Schauspiel- sowie Chorensemble – bestehend aus knapp 35 Mitarbeitenden der Altra – begeisterte in diesem Jahr einmal mehr mit einer berührenden Aufführung. «Seit dem Ende der Sommerferien probten wir jeden Mittwochnachmittag – und vom 13. Dezember an sogar täglich», berichtet Thorsten Meito. Besonders imponiert habe dem Theaterpädagogen die individuelle Entwicklung der Beteiligten: «Gewisse Schauspieler, wie der Holzfäller, stehen das dritte Jahr in Folge auf der Bühne», führt er aus. «Es ist unglaublich zu sehen, wie sie sich in die Szenen geben und beginnen sich wohlzufühlen. Es beeindruckt mich jedes Jahr aufs Neue, was für einen Fleiss und eine Qualität die Schauspieler:innen an den Tag legen.» Eine grosse Herausforderung für den Autor sei die Wiederholbarkeit gewesen. «Das Ziel ist es, meine Texte so umzuwandeln, dass sie die Schauspieler:innen verstehen.» Schlussendlich gehe es darum, dass sie in ihrer Rolle ihre eigenen Geschichten erzählen.
Humor und Tiefgang
Die Geschichte des Altra-Spiels drehte sich um Hänsel und Gretel auf der Suche nach «ihrem» Märchen. Im Wald treffen sie auf die böse Hexe, die mit ihrem Navigationssystem TomTom unterwegs ist. «Bitte wenden» ist aber so ziemlich das Einzige, was dieses von sich gibt. Für weitere Situationskomik sorgen die sprechende Tanne, die auf Baumwanderung geht, oder der Wolf aus Rotkäppchen, der sich im Märchen verirrt hat. Doch neben den humorvollen Einlagen steckt eine tiefgründige Botschaft hinter dem Stück: Verständnis für das Gegenüber haben, die eigene Sichtweise auch mal wechseln können und sorgsam im Umgang mit sich selbst, den Mitmenschen sowie der Umwelt sein. «Jeder soll so existieren dürfen, wie er oder sie selbst es gerne will», führt Thorsten Meito aus.
Mit dem Resultat am Freitagnachmittag zeigen sich die Verantwortlichen mehr als zufrieden: «Die Spielfreude der Schauspieler hat es geschafft, den Bogen zu den Zuschauern zu schlagen», so Jens Förster, der zum elften Mal am Altra-Spiel beteiligt war. Der tosende Abschlussapplaus sei für das Ensemble der Lohn für das unermüdliche Engagement in all den Proben gewesen.