«Eigentlich stehe ich nicht so gerne im Mittelpunkt», dennoch ist Nils Moerbeek die Freude nicht abzusprechen. Der 19-jährige Schweizer mit holländischen Wurzeln hat sich nicht nur als Rangkandidat bei der Lehrabschlussprüfung ausgezeichnet, sondern dadurch auch den noch jungen Beruf in den Fokus rücken lassen. «Viele assoziieren mit meiner Berufsbezeichnung, dass ich Veranstaltungen organisiere, doch das ist nicht korrekt.» Ein Veranstaltungsfachmann braucht in erster Linie handwerkliches Geschick, denn zum Aufgabenbereich gehören der Bühnenbau, das Verlegen der technischen Infrastruktur, aber auch das Bedienen des Mischpults, um die bestmögliche Soundqualität zu erzeugen. Zudem ist auch die Lichttechnik im Verantwortlichkeitsbereich, ebenso liegt es in den Händen des Technikers, dass beispielsweise eine Videokonferenz reibungslos über die Bühne geht.
«Pionierlernende»
Die Branche habe sich per se verändert, sagt auch Christoph Rüeger, Inhaber der Rüeger event-concept. Lag die Konzentration früher noch vor allem im Audiobereich, entwickelte sich die moderne Technologie rasant, sodass mittlerweile sämtliche Visualisierungsmedien gefragt sind. «Damit wir überhaupt wettbewerbsfähig bleiben konnten, weiteten wir das Angebot entsprechend aus», erklärt Christoph Rüeger. Die Bildungsverordnung und der Bildungsplan zum neuen Beruf traten am 1. Februar 2011 in Kraft. Dadurch erhielt die Bezeichnung «Veranstaltungsfachmann/-frau EFZ» einen Leitfaden. Dazu Ausbildungsplätze, wie im Kanton Schaffhausen seit 2018, was auch die Rüeger event-concept auf den Plan rief, die kurz darauf die ersten Lernenden einarbeiten durfte. Dass Annina Schneckenburger und Nils Moerbeek zu «Pionierlernenden» wurden, hätten sie wohl selbst am wenigsten erwartet.
Vaters Tipp
Der 19-Jährige ist in Benken ZH aufgewachsen, gehört dem Turnverein an, tobt sich gerne auf dem Bike aus und erinnert sich an seine Anfänge als Gitarrist. «Ich realisierte, dass ich mich immer weniger für das Instrument interessierte, sondern viel mehr für das Mischpult, all diese Knöpfe, die Technik, die den Sound erzeugt», erzählt Nils Moerbeek. Als die Zeit nahte, sich für eine Ausbildung zu entscheiden, erhielt er von seinem Vater den Tipp, dass der Veranstaltungsfachmann seine Interessen eigentlich abdecken würde. Ein paar Schnupperlehren später war er sich ob seines beruflichen Werdegangs sicher.
Lange Geduldsprobe
Als Nils Moerbeek im Sommer 2019 seine Ausbildung begann, musste er zuerst mit Arbeiten im Lager Vorlieb nehmen, da er mit 15 Jahren noch keine Veranstaltungen bedienen durfte. Dass die Pandemie im folgenden Frühling die Branche zum Erliegen brachte, war für den wissensdurstigen Azubi alles andere als förderlich. «Ich habe dadurch ein Jahr Praxis verloren», erinnert sich Nils Moerbeek nur ungern zurück. Doch es schien, als hätte sich der angesammelte Frust in positive Energie umgesetzt. Denn seit dem Relounge ist der junge Mann Dreh- und Angelpunkt sämtlicher Veranstaltungen, die er betreut. «Nach etwa drei, vier Veranstaltungen hatte ich den Dreh raus», schmunzelt er. Das merkt natürlich auch sein Chef, der das Engagement von Nils Moerbeek äusserst schätzt: «Ich bewundere seine analytische Strategie, sein Auge fürs Detail und wie er die Zusammenhänge erkennt», lobt Christoph Rüeger seinen ehemaligen Schützling. Ebenso bemerkenswert ist sein ausgezeichnetes Gehör, was für eine optimale Soundqualität essenziell ist. Das Ergebnis schliesslich lässt sich sehen: 5,7 in der praktischen und 5,4 in der Gesamtbenotung der LAP lauteten vergangenen Sommer seine Abschlussnoten, was Nils Moerbeek als Rangkandidaten auszeichnete.
In den Fokus rücken
Bereits zum zehnten Mal kürt der Rotary Club Schaffhausen-Munot eine Person aus dem Handwerk. Dieser Handwerkerpreis fand nach der Idee von Paul Haug und Mitinitiator Beat Moretti grossen Anklang und zeichnet seither jährlich einen Rangkandidaten aus. Ins komplexe Auswahlverfahren ist auch der kantonale Prüfungsleiter, Andreas Ehrat, involviert. «Weil der Veranstaltungsfachmann als neuer Beruf in den Fokus gerückt werden sollte, war klar, dass der Sieger aus dieser Branche kommt.», erklärt Präsident Stefan Klaiber. Für die Preisverleihung organisiert der Rotary Club Schaffhausen-Munot ein ausgedehntes Apérobuffet und lädt dafür seine Mitglieder in den Siegerbetrieb ein.
Optimierungspotenzial vorhanden
Bei der Siegerzeremonie brachte Nils Moerbeek mit einer kleinen Vorstellung souverän und auf charmant-coole Art seinen erlernten Beruf den rund 40 Gästen nahe, deckte aber auch die Schattenseiten, wie etwa, dass man oft an den Wochenenden im Einsatz stehe, auf. Dennoch hat sich bei ihm eine unvergleichliche Leidenschaft entwickelt, die ihn zu einem der Besten des Fachs hat wachsen lassen. Mit dieser Auszeichnung wird der Veranstaltungsfachmann gewürdigt und hat sich als junge Berufsgattung eindeutig etabliert. «Ich wünsche mir, dass es künftig noch weitere Ausbildungsstätten gibt», hofft Nils Moerbeek, denn die 35 Absolvent:innen aus seinem Jahrgang mussten aus der ganzen Schweiz wöchentlich nach Zürich in die Berufsschule pendeln. Waren es früher Quereinsteiger, die zu günstigen Konditionen die Allroundarbeiten verrichteten, sind es mittlerweile ausgebildete Fachpersonen mit Fähigkeitszeugnis, was sich natürlich auch auf der Lohnskala – und schliesslich auch im Budget – bemerkbar macht. Mit diesem Personal wird die Rüeger event-concept jedoch im Wettbewerb weiterhin zu den führenden Betrieben gehören.
In den Niederlanden arbeiten
Mit Nils Moerbeek ist auch in nächster Zukunft zu rechnen, auch wenn er im Januar ins Militär muss. «Konkrete Pläne danach habe ich noch nicht und werde voraussichtlich weiterhin in diesem Betrieb bleiben», so Nils Moerbeek. Auf jeden Fall reize es ihn, für einen gewissen Zeitraum in der Heimat seiner Eltern, den Niederlanden, zu arbeiten. Land und Sprache kenne er ja aus dem Effeff. Erkennen die Holländer sein überdurchschnittliches Technikertalent, winkt dem jungen Mann schon bald ein lukratives Angebot.