Die Spielvereinigung Schaffhausen (Spielvi) eilt von Erfolg zu Erfolg: Mit 37 Punkten hat sich die Mannschaft von der Breite in der Tabelle der 2. Liga interregional kurz vor der Winterpause die souveräne Tabellenführung erspielt. Am Samstag sicherten sich die Spielvianer einen 4:1-Auswärtssieg gegen Adliswil. Gegen den ersten Verfolger, den FC Frauenfeld (29 Punkte nach Remis gegen Chur), bestreitet die Equipe am kommenden Samstag das letzte Heimspiel der Hinrunde (16 Uhr, Sportplatz Bühl). Endete die Saison vor zwei Jahren mit dem dritten und vergangene Saison mit dem zweiten Schlussrang, liebäugelt Schwarz-Weiss in dieser Saison gar mit dem Aufstieg.
Der Spitzenreiter


Trainer als Garant für Erfolge?
Seit Sommer wird die Mannschaft von einem bekannten Gesicht in der Schaffhauser Fussballszene trainiert: Luca Tranquilli übernahm den Trainerposten von Maurizio Cannellino. Der 30-Jährige spielte viele Jahre beim FC Schaffhausen, wo er auch die Juniorenabteilung durchlief. Zwischen 2014 und 2022 absolvierte er über 150 Spiele in der Challenge League, die meisten davon beim FCS mit kurzen Abstechern nach Winterthur und Brühl. «Mein Ziel war es immer, den Sprung in die Super League oder ins Ausland zu schaffen», erzählt Tranquilli. Was schlussendlich fehlte? «Ich war in vielem gut. Wahrscheinlich fehlte es mir aber, in etwas extrem gut zu sein, wie Physis, Schnelligkeit oder Technik», so Tranquilli. «Ausgezeichnet haben mich sicher meine Spielintelligenz, meine Laufbereitschaft und die Distanzschüsse.»
Von Karrierehighlights und Entscheidungen
Mit 27 Jahren entschied sich Luca Tranquilli dazu, seine Profikarriere endgültig zu beenden. Heute arbeitet er bei der AXA als Vorsorgeberater. Dem Fussball hat er nie den Rücken gekehrt: Statt in der Challenge League spielte er die beiden letzten Saisons eben in der 2. Liga interregional – bei der Spielvi. «Auch wenn es kein Leistungssport mehr ist – die Mannschaft ist fussballverrückt und hat einen grossen Ehrgeiz, das gefällt mir.» Diesem Ehrgeiz sei auch zu verdanken, dass er dort seine erste Position als Trainer angetreten hat. «Ich habe eine harte Entscheidung getroffen im Sommer», so Tranquilli. Keineswegs lag es daran, dass er nicht mehr gern selbst «tschuttet» oder sich nicht mehr fit genug fühle. «Der Weg zum Trainer ist in der Schweiz aber sehr lang und komplex, man muss Kurse absolvieren und viele Erfahrungsjahre sammeln.» Je früher man beginne, desto besser. «Ich will keine Zeit verlieren.» Er wünscht sich, so eines Tages wieder hauptberuflich vom Fussballsport leben zu können. «Das kann Spitzensport im Juniorenbereich sein oder auch in einer 1. Mannschaft.»
An seine Zeit als Profi erinnert sich der in Uhwiesen aufgewachsene Sportler gerne zurück. «Das erste Highlight war der Sprung von der zweiten in die erste Mannschaft», so Luca Tranquilli. Als Spieler durfte er dort sogleich zwei Aufstiege feiern: Von der 1. Liga in die 1. Liga Promotion und dann in die Challenge League. «Neben der Eröffnung des neuen Stadions bleiben mir die grossen Cupspiele, wie das gegen YB, oder die Saison 2017/18, welche wir auf dem zweiten Platz beendeten, besonders in Erinnerung.»
Stück für Stück Ideen einbringen
Wie Luca Tranquilli blickt auch die Spielvi auf erfolgreiche Jahre zurück – vergangene Saison sicherte sich der Traditionsverein den starken zweiten Schlussrang in der 2. Liga inter. «Wenn man etwas Erfolgreiches übernimmt, sollte man nicht von Anfang an alles ändern», lautet das Credo von Tranquilli. «Aber natürlich bringe ich Stück für Stück meine eigenen Ideen ein.» In diesem Bereich profitiert er stark von seinen Erfahrungen als Profi. «Ich weiss, wie ein Spieler auf diesem Niveau denkt, wie er etwas aufnimmt, wie viel es verleiden mag und wo die Grenzen sind.» Der Neo-Trainer zeigt sich sehr zufrieden mit der Entwicklung seiner Mannschaft. Erwähnenswerte Beispiele seien das 2:0 gegen Bazenheid oder das Unentschieden gegen Wil. «Vor zwei Jahren verloren wir mit 2:8 gegen Wil – dieses Jahr konnten wir kämpfen, leiden und sind allesamt reifer geworden, was uns ein, zwei Schritte vorwärts gebracht hat.» Doch dieser Erfolg kommt nicht von irgendwo: «Wir arbeiten sehr hart dafür, diese Leistungen jedes Wochenende auf den Platz zu bringen.»
12 Siege, ein Remis, eine Niederlage – die Resultate zeigen es: Der Trainer setzt auf eine Erfolgsformel, die aufgeht. «Uns zeichnet aus, dass wir als Mannschaft eine Einheit sind. Viele unserer Spieler trainieren seit Jahren zusammen und verbringen auch viel Zeit neben dem Platz miteinander.»
Mit plus acht in die Winterpause?
Kommenden Samstag, 18. November, 16 Uhr, haben die Spielvianer die Chance, mit komfortablen plus acht Punkten in die Winterpause zu gehen. Es kommt zum Direktduell mit dem aktuell Zweitplatzierten FC Frauenfeld – der vergangene Saison noch um den Abstieg bangen musste. «Sie spielen ein sehr starkes Jahr», meint Tranquilli. «Frauenfeld tritt als extreme Einheit auf, da geht jeder für den anderen – zudem haben sie mit Yannic Kälin einen sehr kopfballstarken Stürmer.»
Am 25. November steht auswärts gegen Chur die zweite von drei Cup-Qualifikationsrunden auf dem Programm, bevor die zwei Monate lange Winterpause anbricht. «In den ersten zwei bis drei Wochen ist es das Ziel, runterzufahren», so Tranquilli. «Bei meiner Truppe ist es nicht notwendig, Trainingsaufgaben über den Winter zu geben – wie erwähnt sind alle sehr ehrgeizig und machen freiwillig viel Sport.» Von Januar bis März gilt es dann, an der Physis zu arbeiten, viele Trainingsspiele zu absolvieren und sich auf die Rückrunde vorzubereiten.
Eine schöne Anekdote zum Abschluss: In den vergangenen Monaten hat sich eine Fanszene gebildet, welche die Spielvi unter dem Namen «Ghetto Mob» mit jeweils 10 bis 20 Leuten an den Heim- und Auswärtsspielen supportet. «Das ist extrem cool und motivierend und bestätigt, dass wir ein unglaublich familiärer Verein sind.»