Mit einem breiten Lachen erscheint er zum Gespräch und zückt sogleich seine neuste Errungenschaft aus der Tasche. Zur 100-Jahr-Feier der Wasserversorgung des Städtchens Neunkirch am 9. September wurde eine Jubiläumsschrift veröffentlicht. Der Autor: Matthias Wipf. In der chronologischen Aufzählung, die schon viel früher als 1923 beginnt, versucht er mit tiefgehenden Recherchearbeiten die Historie so lückenlos als möglich zu rekonstruieren. «Zu Beginn eines solchen Auftrags verschaffe ich mir einen Überblick über die Quellenlage, erstelle eine Art ‹Machbarkeitsanalyse› - und, wenn diese positiv ausfällt, dann auch bereits einen ersten Vorschlag zur Umsetzung», schildert er seine Vorgehensweise. Ist der Auftraggebende damit einverstanden, geht Wipf dann wie ein Detektiv auf weitere Spurensuche.
Selbständig wegen grosser Nachfrage
Kommunikation ist schon zeitlebens ein steter Begleiter des gebürtigen Schaffhausers. Sei es in Schrift, als er bereits als Teenager für verschiedene Printmedien im Einsatz stand, oder mit Worten im Radio und TV. Noch heute engagiert sich Matthias Wipf bei Tele D als Moderator, aktuell fühlt er im Wahlkampf den Kandidierenden auf den Zahn. Den Medien blieb er nach seinem Studium weiterhin treu, wenn auch nicht mehr aktiv als Journalist, sondern als Projektleiter beim Axel Springer Verlag in der Schweiz, nahm Mandate als Leiter Kommunikation an, wie auch als Berater und Krisenmanager. Die Aufträge häuften sich immer mehr, bis Matthias Wipf entschloss, sich selbständig zu machen, um sämtliche Gefässe abzudecken, für die er berufen ist.
Meilenstein mit Abschlussarbeit
Matthias Wipf ist quasi die lebende Form eines Geschichtsbuchs, denn was sich da alles an Wissen angehäuft hat, ist beeindruckend. Den Grundstein dazu legte er während seines Studiums, als er Zeitgeschichte, Politologie und Medienwissenschaften an den Universitäten Bern und Fribourg büffelte. Ein erster grosser Meilenstein war dann seine Promotion zum «Doctor philosophiae». Nach jahrelangen Recherchearbeiten legte er mit «Bedrohte Grenzregion» eine beeindruckende Arbeit über die schweizerische Evakuationspolitik während des Zweiten Weltkriegs vor, die auch in den Medien hoch gewürdigt wurde. Mittlerweile existiert bereits die dritte Auflage dieser Publikation.
Schaffhauser Historie aufgearbeitet
Überhaupt befassen sich seine bedeutendsten Werke mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs, die auch heutzutage die Menschen in der Region bewegt. Die Bände «Die Bombardierung von Schaffhausen – ein tragischer Irrtum», «Als wäre es gestern gewesen!» und «Bomben auf Stein am Rhein», welche die erschütternden Bombardierungen vom 1. April 1944 und 22. Februar 1945 behandeln, sind schon fast ein «Must-have» für Schaffhauser Haushalte, weil dieser tragische Teil der Kantonsgeschichte sorgfältig und aufschlussreich in Buchbänden verewigt und aufgearbeitet ist. Dank Matthias Wipf und dessen Engagement für Nachhaltigkeit. «Wenn mich etwas interessiert, dann zieht es mir richtiggehend den Ärmel rein.» Seine Augen verraten aufgrund ihres Funkelns sogleich, wenn der passionierte Schreiber «on fire» ist.
Überaus positive Feedbacks
Doch es gibt in der Buchsammlung Matthias Wipfs auch etwas leichtere Kost, die aber nicht minder spannend ist. Viele Firmen, Institutionen und Gemeinden wollen zu einem Jubiläum, also etwa nach 50, 75 oder 100 Jahren, ihre Geschichte in einem Buch dargestellt haben. Dann treten sie an Wipf heran, der in diesem Bereich richtiggehend eine Marktlücke entdeckt hat. «Mein Ziel ist es, dass so eine Publikation wissenschaftlich ‹verhebt›, dass sie aber gleichzeitig auch attraktiv zu lesen ist, also auch mit kurzen Texten, vielen Illustrationen und mit Interviewteilen.» Er bekommt denn auch regelmässig Feedbacks, dass Leute seine Bücher mit Hochgenuss lesen, die sonst nie in ein historisches Buch hineinschauen würden. Unter den Kunden, die sich so eine Festschrift wünschten, waren zuletzt etwa die Stiftung Pro Patria, die Mobiliar-Versicherung oder der Hauseigentümerverband. Die Firma Brütsch Elektronik AG in Beringen liess sich ebenfalls eine Firmenschrift zum 50. Geburtstag anfertigen.
Neue Projekte in Planung
Projekte hat Matthias Wipf viele. «Momentan schreibe ich wieder eine Jubiläumsschrift für eine Gemeinde und für ein bekanntes KMU in der Region», verrät er. Zudem arbeitet er mit einem Freund zusammen an einem History Podcast. «Es macht mir unheimlich viel Spass, mich immer wieder in ein ganz neues Thema hineinzudenken. Mein Beruf ist ein absolutes Privileg.»