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Gesellschaft
02.10.2023

Neues Revier für den «Panda»

Seit Mitte August ist das der Arbeitsort von Geschäftsführer Simon Furter.
Seit Mitte August ist das der Arbeitsort von Geschäftsführer Simon Furter. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Die Natur begreifen und innovative Projekte vorantreiben: Anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums besuchte der «Bock» den WWF Schaffhausen am neuen Standort.

Hatte der WWF Schaffhausen zu seiner Gründungszeit vor allem die Aufgabe, Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit zu leisten, kämpfte er zwischenzeitlich mit dem Ruf des Nein-Sagers. Heute fungiert die Naturschutzorganisation vor allem als Brückenbauer. «Unser Ziel ist es, dass wir im Kanton Schaffhausen zu einer Lebens- und Wirtschaftsweise beitragen, welche die Natur achtet und gleichzeitig die Region stärkt», so WWF-Geschäftsführer Simon Furter im Gespräch mit dem «Bock». «Es geht darum, keine Moralapostel-Rolle einzunehmen, sondern gute Ideen zu unterstützen.» Dabei stehen drei wesentliche Pfeiler im Vordergrund:  Bauprojekte, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie politische Arbeit. 

Neuer Bürostandort

Passend zum 50-Jahre-Jubiläum im Juli hat sich der WWF SH an einem neuen Standort einquartiert. Seit Mitte August befindet sich die Geschäftsstelle im Wagenareal – kurz s’WAGI. Dort teilt sich Simon Furter ein Büro mit dem Architekturbüro Weitsicht sowie neu mit Pro Natura SH. «Wir ergänzen uns gut und können so noch enger zusammenarbeiten», so der Geschäftsführer, der in einem 50%-Pensum für den WWF tätig ist. Unterstützt wird er von einem engagierten Vorstand sowie rund 50 Freiwilligen, welche tatkräftig bei den anstehenden Projekten anpacken. «Zudem arbeiten wir als Regioteam eng mit den WWF-Sektionen Zürich, Aargau und Schwyz zusammen», führt Simon Furter weiter aus. Für ähnliche Projekte wie die WWF-Läufe könne man Synergien nutzen und diese zentral organisieren. 

Hier im Wagenareal – s'WAGI – befindet sich das neue Büro des WWF Schaffhausen. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24

Mitsprache bei Bauprojekten

Ein grosses Aufgabengebiet des WWF ist es, neue Bauprojekte zu beurteilen. Dazu wirft Simon Furter wöchentlich einen Blick auf die Baugesuche im kantonalen Amtsblatt. «Wir prüfen dann jeweils, ob durch ein Projekt ein Naturschutzgebiet, ein Gewässer oder der Wald betroffen ist.» Je nachdem werde die Gemeinde oder die Bauherrschaft kontaktiert. «Bei diesen Projekten sind wir streng. Immer wieder werden gesetzliche Vorgaben nicht oder unzureichend eingehalten», berichtet er. Dies betreffe vor allem grosse Projekte der öffentlichen Hand. «Ein Beispiel ist der Neubau des Spitals, zu dem wir mittlerweile einen engen Austausch haben, um das Projekt gemeinsam aus Sicht der Natur zu verbessern.» Ziel sei es, dass die Bauherrschaften von vornherein auf den WWF zukommen und bereits in einer Frühphase über die bestmögliche Lösung diskutiert wird. 

Natur begreifen

Das Credo des WWF lautet: Bei den Jüngsten ansetzen, damit diese möglichst früh einen Bezug zur Natur bekommen und eine Liebe zu Tieren und Pflanzen entwickeln. Dementsprechend grossgeschrieben ist das Standbein Umweltbildung. «Circa 20 Schulbesuche pro Jahr führen wir durch, rund die Hälfte davon draussen», so Simon Furter. Themen, die behandelt werden, sind beispielsweise Wald, Klima, Wildbienen oder Biber. 

Neben der Mitsprache und der Stellungnahme zu politischen Themen stehen Einsätze in der Natur beim WWF an oberster Stelle. Dazu gehören die regelmässigen Clean-up-Aktionen, die Bekämpfung von Neophyten oder die letztlich umgesetzte Trockensteinmauer beim Weingut Stoll. «Aktuell suchen wir Bewohner:innen auf der Breite, welche interessiert sind, ihren Garten als Trittsteingarten möglichst naturnah zu gestalten», kündigt Simon Furter an. 

Zusätzlich zu den Mitgliederbeiträgen und den Spenden dient auch der zum WWF gehörende Terra Laden in der Schaffhauser Altstadt als Einnahmequelle. Ob Kleidung, Trinkflaschen oder Spielzeug für Kleinkinder – dort ist es möglich, ökologische und sozialverträgliche Produkte einzukaufen.  

Grosser Projektwettbewerb

Wiederverwerten statt recyclen – im Rahmen des Jubiläumsjahrs lancierte der WWF SH einen Projektförderfonds zum Thema Kreislaufwirtschaft. «Gesucht werden innovative Projekte, welche zur regionalen Kreislaufwirtschaft in der Region beitragen», so Simon Furter. «Recycling ist gut und schliesst den Grundkreislauf. Aber unser Ziel ist es, bereits vorher anzusetzen.» Insgesamt steht eine Fördersumme von 10 000 Franken zur Verfügung. Mögliche Projektideen wären ein Kurs, bei dem man Kleidung aufpimpen kann, oder eine Bauteilbörse, wie es sie bereits in vielen Kantonen gibt. «Vereine, Schulen, Privatpersonen oder KMUs – wir freuen uns auf spannende Projektideen bis zum 3. November», animiert Simon Furter. Noch sei leider keine Bewerbung eingetroffen.

Simon Furter gibt abschliessend zu bedenken, dass es derzeit einfacher ist, Produkte in China nachzubestellen, anstatt sie in der Region reparieren zu lassen. «Eine Verstärkung der regionalen Kreisläufe trägt zur Umwelt und zum Wirtschaftsstandort Schaffhausen bei.» Dies ist genau das, was den WWF auch nach 50 Jahren weiterhin antreibt: Die Förderung von guten und innovativen Projekten in der Region.

Lara Gansser, Schaffhausen24